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Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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müssen das Haus von oben bis unten durchsuchen.«
    »Das mag ja richtig sein, aber nicht mein Zimmer. Ich stehe über dem Gesetz.«
    »Niemand steht über dem Gesetz. Ich muss Sie jetzt bitten, zur Seite zu gehen.«
    »Das ist ein Skandal«, schrie Mrs Nicoletis voller Wut. »Sie sind nichts als übereifrige Wichtigtuer. Ich werde an alle schreiben. Ich werde an meinen Abgeordneten schreiben. Ich werde an die Zeitungen schreiben.«
    »Schreiben Sie gern, an wen Sie möchten, Madam«, sagte Inspektor Sharpe. »Ich werde jetzt dieses Zimmer durchsuchen.«
    Er nahm sich zunächst den Schreibtisch vor. Eine große Schachtel Pralinen, jede Menge Papiere sowie eine erhebliche Menge Müll verschiedenster Art waren das Ergebnis seiner Suche. Als Nächstes wandte er sich einem Eckschrank zu.
    »Der ist verschlossen. Könnte ich bitte den Schlüssel haben?«
    »Niemals!«, schrie Mrs Nicoletis. »Nie, nie, nie kriegen Sie den Schlüssel! Sie blöder Bulle! Ich spucke auf Sie. Ich spucke. Ich spucke …«
    »Sie sollten mir lieber den Schlüssel geben«, sagte Inspektor Sharpe. »Wenn nicht, werde ich einfach die Tür aufbrechen.«
    »Und ich gebe Ihnen den Schlüssel nicht! Sie müssen mir die Kleider vom Leib reißen, wenn Sie an den Schlüssel kommen wollen! Und das – das wäre ein Skandal!«
    »Holen Sie einen Meißel, Cobb«, sagte Inspektor Sharpe resigniert.
    Mrs Nicoletis stieß einen Wutschrei aus. Inspektor Sharpe beachtete sie nicht. Der Meißel wurde gebracht. Zweimal krachte es scharf, dann sprang die Schranktür auf. Als sie sich öffnete, ergoss sich eine Sammlung leerer Branntweinflaschen auf den Boden.
    »Untier! Schwein! Teufel!«, schrie Mrs Nicoletis.
    »Ich danke Ihnen«, sagte der Inspektor höflich. »Mit diesem Zimmer sind wir fertig.«
    Mrs Hubbard räumte taktvoll die Flaschen in den Schrank zurück, während Mrs Nicoletis einen hysterischen Anfall hatte.
    Ein Rätsel, das Rätsel von Mrs Nicoletis’ Wutanfällen war jetzt gelöst.
     
     

III
     
    Poirots Anruf war gerade gekommen, als Mrs Hubbard eine angemessene Dosis Beruhigungsmittel aus ihrem privaten Medikamentenschrank in ihrem Zimmer geholt hatte. Als sie den Hörer aufgelegt hatte, ging sie zurück zu Mrs Nicoletis, die sie schreiend und vor Wut stampfend auf dem Sofa ihres Zimmers zurückgelassen hatte.
    »Jetzt trinken Sie das«, sagte Mrs Hubbard. »Danach werden Sie sich besser fühlen.«
    »Gestapo!«, sagte Mrs Nicoletis, die jetzt ruhig aber, mürrisch war.
    »Wenn ich Sie wäre, würde ich nicht länger darüber nachdenken«, sagte Mrs Hubbard besänftigend.
    »Gestapo!«, wiederholte Mrs Nicoletis. »Gestapo! Das ist es, was sie sind!«
    »Aber die tun doch nichts als ihre Pflicht«, sagte Mrs Hubbard.
    »Ist es etwa ihre Pflicht, meine privaten Schränke aufzubrechen? Ich sage ihnen noch extra: ›Da dürft ihr nicht ran.‹ Ich schließe ab. Ich trage den Schlüssel an meinem Busen. Wenn Sie nicht als Zeuge dabei gewesen wären, hätten die mir noch ohne jede Scham das Zeug vom Leib gerissen.«
    »Ach nein, ich glaube wirklich nicht, dass sie das getan hätten«, sagte Mrs Hubbard.
    »Das sagen Sie! Stattdessen holen sie einen Meißel und brechen meine Tür auf. Das ist Sachbeschädigung in dem Haus, für das ich verantwortlich bin.«
    »Na ja, wenn Sie ihnen den Schlüssel gegeben hätten …«
    »Warum sollte ich ihnen den Schlüssel geben? Es ist mein Schlüssel. Mein privater Schlüssel. Und dies ist mein privates Zimmer. Mein privates Zimmer, und ich sage zur Polizei: ›Draußen bleiben!‹, und sie bleiben nicht draußen.«
    »Ja, aber denken Sie daran, Mrs Nicoletis, immerhin ist ein Mord passiert. Und nach einem Mord muss man schon gewisse Dinge in Kauf nehmen, die einem unter anderen Umständen unangenehm wären.«
    »Von wegen Mord!«, sagte Mrs Nicoletis. »Die kleine Celia, die hat Selbstmord begangen. Sie hat eine dumme Liebesaffäre und sie nimmt Gift. So was passiert immer wieder. Wenn es um Liebe geht, sind sie so dumm, diese Mädchen – als ob Liebe wichtig wäre! Ein, zwei Jahre, und sie ist vorbei, die große Leidenschaft! Ein Mann ist genau wie der andere! Aber diese dummen Mädchen, die wissen das nicht. Sie nehmen Schlafmittel oder Kloreiniger und drehen den Gashahn auf, und dann ist es zu spät.«
    »Na ja«, sagte Mrs Hubbard und kam zum Ausgangspunkt der Unterhaltung zurück. »Ich würde mir darüber jetzt weiter keine Gedanken machen.«
    »Für Sie ist das alles schön und gut. Aber ich, ich muss

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