Die Kleptomanin
hinter dem Boiler in der Heizung und war ganz zerschnitten. Eine seltsame Geschichte. So merkwürdig und sinnlos, Monsieur Poirot.«
»Ja«, stimmte Poirot zu. »Merkwürdig und sinnlos.« Er dachte einen Augenblick nach. »Und an demselben Tag, als die Polizei gekommen ist, um sich nach diesem afrikanischen Studenten zu erkundigen, da sind auch die Glühbirnen verschwunden? Jedenfalls hat Geronimo mir das so erzählt. War das an dem Tag?«
»Ich kann mich nicht genau erinnern. – Ja, ja, ich glaube, Sie haben Recht, denn jetzt fällt mir wieder ein, dass ich mit dem Polizisten nach unten in den Gemeinschaftsraum gegangen bin und dass Kerzen brannten. Wir wollten Akibombo fragen, ob der junge Mann mit ihm gesprochen hatte und ob er gesagt hatte, wo er hingehen wollte.«
»Wer war noch im Aufenthaltsraum?«
»Oh, ich denke, die meisten Studenten waren zu dieser Zeit schon zurück. Es war abends, wissen Sie, etwa um sechs. Ich habe Geronimo nach den Glühbirnen gefragt, und er hat gesagt, dass sie jemand herausgeschraubt hat. Ich habe ihn gefragt, warum er sie nicht ersetzt habe, und er hat gesagt, dass wir keine Ersatzbirnen hätten. Ich war sehr ärgerlich damals, denn das schien mir ein ziemlich dummer Witz. Ich habe nämlich gedacht, es sei irgendein Scherz, kein Diebstahl, aber ich war ziemlich überrascht, dass keine Ersatzbirnen da waren, denn wir haben gewöhnlich einen recht großen Vorrat. Jedenfalls habe ich es nicht ernst genommen, Monsieur Poirot, damals nicht.«
»Die Glühbirnen und der Rucksack«, sagte Poirot nachdenklich.
»Aber es scheint mir durchaus möglich«, sagte Mrs Hubbard, »dass diese beiden Dinge nichts mit den Sünden der armen kleinen Celia zu tun haben. Sie erinnern sich sicher, dass sie sehr nachdrücklich betont hat, den Rucksack nie angefasst zu haben.«
»Ja, ja, das stimmt. Wie bald nach diesen Ereignissen begannen die Diebstähle?«
»O je, Monsieur Poirot, Sie haben ja keine Ahnung, wie schwierig es ist, sich an all die Einzelheiten zu erinnern. Lassen Sie mich nachdenken – das war im März, nein – Februar – Ende Februar. Ja, ja, ich glaube, Genevieve hat eine Woche vorher gesagt, dass sie ihr Armband vermisst. Ja, so zwischen dem 20. und 25. Februar.«
»Und danach sind die Diebstähle kontinuierlich weitergegangen?«
»Ja.«
»Und dieser Rucksack hat Len Bateson gehört?«
»Ja.«
»Und er war sehr ärgerlich darüber?«
»Nun ja, das müssen Sie nicht zu ernst nehmen, Monsieur Poirot«, sagte Mrs Hubbard mit leichtem Lächeln. »Len Bateson ist so ein Typ, wissen Sie. Warmherzig, großzügig, riesig nett, aber er hat auch eine sehr ungestüme, direkte Art.«
»Was war das für ein Rucksack – irgendetwas Besonderes?«
»Nein, nein, ein ganz gewöhnlicher Rucksack.«
»Könnten Sie mir einen ähnlichen zeigen?«
»Ja, natürlich. Colin hat so einen, glaube ich. Dieselbe Sorte. Und auch Nigel – und Len hat inzwischen auch wieder einen, er musste sich ja einen neuen kaufen. Die Studenten kaufen sie meistens in dem Laden unten am Ende der Straße. Es ist ein sehr guter Laden für alle Arten von Campingausrüstung und Wanderkleidung. Shorts, Schlafsäcke, all solche Sachen. Und sehr günstig – viel günstiger als die Warenhäuser.«
»Ob ich wohl einen dieser Rucksäcke sehen könnte, Madame?«
Mrs Hubbard führte ihn zu Colin McNabbs Zimmer.
Colin war nicht da, aber Mrs Hubbard öffnete den Kleiderschrank, bückte sich und nahm einen Rucksack heraus, den sie Poirot hinhielt.
»Das ist er, Monsieur Poirot. Der ist genau wie der, der verschwunden war, und den wir zerschnitten wiedergefunden haben.«
»Da muss man schon kräftig zuschneiden«, murmelte Poirot, als er den Rucksack prüfend befingert hatte. »Das könnte man nicht mit einer Nagelschere machen.«
»O nein, das ist nichts, was man – nun ja, zum Beispiel einem Mädchen zutrauen würde. Dazu gehört einiges an Kraft, würde ich sagen, Kraft und – nun ja, Bosheit.«
»Ich weiß, ich weiß. Keine schöne Vorstellung, unangenehm daran zu denken.«
»Und als dann später der Seidenschal von Valerie gefunden wurde, auch in Stücke geschnitten, nun ja, da sah es so aus – wie soll ich sagen – als sei das irgendwie nicht normal.«
»Ja«, sagte Poirot. »Aber ich denke, dass Sie sich in diesem Punkt irren, Madame. Ich glaube nicht, dass bei dieser Angelegenheit irgendetwas unnormal ist. Ich denke, dass das alles einen Sinn und ein Ziel hat und, wenn man so will, Methode.«
»Nun,
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