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Die Klimaprioritaeten

Titel: Die Klimaprioritaeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Streck
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enormer Gewinn.
    Damit es so weit kommen kann, bedarf es noch einiger Pflanzenzucht. Der Ölgehalt der Samen soll weiter verbessert werden und die Bäume möglichst ohne Dünger wachsen. Das Institut TERI arbeitet dazu mit der omnipräsenten BP an einem Projekt in Südindien. Auf 8 000 Hektar werden auf verschiedensten Bodentypen Jatrophabäume gepflanzt und getestet, welche ohne chemische Nachhilfe gedeihen. Alok Adholeya hofft, dass 2010 mit dem großflächigen Anbau dieser umweltfreundlichen
Sorten begonnen werden kann.
    Dünger oder nicht Dünger – diese Frage ist wichtig, da sie die Kosten für die Bauern hochtreibt und die Klimabilanz eintrübt. Ansonsten ist die Produktion vergleichsweise nachhaltig. Pflanzen, pflegen, ernten – alles wird manuell erledigt. Weiterverarbeitung und Transport schlagen dann für den
Kohlendioxidausstoß
zu Buche. Wird das Öl für die lokale
Energieversorgung
vor Ort gepresst und in Generatoren verbrannt wie in Ranidahra, wird Strom fast emissionsneutral erzeugt.
    Mittelfristiges Regierungsziel ist, Jathropha vor allem für die einheimische Biodieselproduktion verfügbar zu machen, es ist weniger als Exportprodukt gedacht. Der Bedarf ist riesig. Für die ländliche Energieversorgung und als sauberer
Dieseltreibstoff
. Die indische Eisenbahn, der landesweit größter Diesel- und damit Erdölschlucker, testet bereits Lokomotiven, die mit beigemischtem Jatrophaöl fahren können. In den
Regierungsschubladen
in Neu Delhi liegt ein ambitionierter nationaler |105| Biokraftstoff-Plan, der vorsieht, ab 2012 5 Prozent Biodiesel beizumischen und ab 2017 10 Prozent. Sollte der Plan verabschiedet werden, dürfte der Jatropharummel in eine neue heiße Phase treten.
    Indien könnte dann zu einem führenden
Biodieselproduzenten
und, wie manche prophezeien, Exporteur aufsteigen. Doch das ist Zukunftsmusik. »Das Landangebot für die industrielle Nutzung ist noch zu gering. Viel Ödland ist für eine intensive Landwirtschaft nicht geeignet«, sagt Ben Good von D1Oil.
    Für den Holländer Arjen Brinkmann bleibt Jatropha vorerst noch »ein Hype«. Er arbeitet für die niederländische Firma Biox, die Kraftwerke in Holland mit Biotreibstoffen befeuern will. Es werde viel gepflanzt, geforscht und große
Plantagenflächen
würden aufgekauft, berichtet er. Doch das Angebot sei derzeit gering, die gesamte Vermarktungskette noch unausgereift. Vielleicht stelle sich am Ende heraus, dass Jatropha eher etwas für den regionalen Markt sei in Ländern wie Indien als für die weltweite Vermarktung. Für ihn, der ganze Schiffsladungen Pflanzenöl einkaufen will, ist Jatropha noch keine Alternative.
    Biox startete als Abfallrecyclingfirma, stieg dann ins Energiegeschäft ein. Das Unternehmen baut derzeit drei Kraftwerke in den Niederlanden. Diese sollen, wenn fertiggestellt, nach eigenen Angaben 15 Prozent des von der Regierung geplanten Anteils erneuerbarer Energien liefern. Und sie sollen mit dem viel gescholtenen Palmöl befeuert werden. »Palmöl bringt nun einmal den besten Ertrag pro Hektar«, sagt Brinkmann. Das sei ein entscheidendes Argument im Konflikt um Landnutzung und konkurrierende Ressourcen. Biokraftstoffe aus Mais und Soja zu produzieren, sei weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll – Mais liefert nur 172 Liter Bioethanol, Soja 446 Liter Biodiesel pro Hektar. Man erreiche damit auch kaum
Emissionseinsparungen |106| . Mit Raps erziele man zwar eine höhere Ölausbeute, etwa eine Tonne pro Hektar, aber man brauche viel Fläche, viel Wasser und viel Stickstoffdünger. Außerdem seien die Anbauflächen in Europa begrenzt. Ölpalmen hingegen sind konkurrenzlos produktiv und liefern 3,7 bis 4,2 Tonnen Öl pro Hektar, abhängig vor allem von der Regenmenge. Für die gleiche Menge Pflanzenöl verbrauchten Ölpalmen fünf bis zehnmal weniger Land als andere Ölpflanzen.
    »Uns ist völlig klar, dass Palmöl in Indonesien den Wald zerstört«, sagt Brinkmann, der über Regenwälder, Klima- und Naturschutz so leidenschaftlich disputiert wie ein Umweltaktivist. Biox will für seine Kraftwerke darum ausschließlich Palmöl mit Gütesiegel einsetzen, das vom Round Table on Sustainable Palm Oil zertifiziert wird. Dies sei eine Frage der Glaubwürdigkeit. »Und in Zukunft eine Frage des besseren Geschäfts.« Hofft er.
    Doch derzeit hängt das Geschäftsmodell in den Seilen. Die
Finanzierungspläne
wurden erstellt, als der Preis für Palmöl noch moderat war, jetzt knackt er jede Woche neue

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