Die Klimaprioritaeten
gegen CDM-Vorhaben mit HCFC23 zu Felde ziehen. Ökonomisch seien diese Projekte lukrativ und auch ökologisch sinnvoll, räumt er ein, da sie eine Menge Emissionsgutschriften bringen und auch das Klima entlasten. Seine Bauchschmerzen haben andere Gründe. »Viele dieser chinesischen Firmen halten Arbeiter wie Sklaven, beschäftigen Kinder unter niedrigsten Arbeits- und
Sicherheitsstandards
. Mit unseren Projekten subventionieren wir gewissermaßen diese Bedingungen.« Auch beim Abfangen von Grubengas in China ist er skeptisch, ob die Europäer dem Land unter die Arme greifen sollten. 20 000 inoffizielle Tote durch Grubengasunglücke sollten für die Chinesen Grund genug sein, ihre Bergwerke selbst zu modernisieren, meint er.
|166| Ein Lieblingsthema von Fretz ist Waldschutz. Er ist bis heute überrascht, wie leidenschaftlich Umweltverbände dagegen opponieren. In den Verhandlungen zum Kyoto-Protokoll und danach hätten sie es geschafft, das Thema zu diskreditieren, indem sie es als billigen und inakzeptablen Ausweg für die Industrieländer brandmarkten, die in die Pflicht genommen werden müssten. »Ihnen ging es nur um Energie und Effizienz. Sie ignorierten die Chancen, die Waldschutz bietet.« Natürlich weiß auch Fretz, wie schwierig und komplex Waldprojekte sind, wie viele Faktoren berücksichtigt werden müssen, damit die Bäume stehen bleiben. Manchmal denkt er, es wäre das Einfachste, den betroffenen Menschen in tropischen Waldregionen einfach Geld auszuhändigen, sie dafür zu bezahlen, keine Bäume zu roden. »Wenn wir wirklich etwas für den Wald tun wollen, sollten wir vielleicht einen großen Fonds auflegen, der Geld ausschüttet an Waldbewohner, eine Struktur außerhalb des Emissionshandels, eine Art freiwilliger Spende, von der die Geber keinen Gewinn erwarten.«
Mit dem Geld aus seinem Fonds finanziert Fretz vor allem Projekte in Indien und den Philippinen, die das in Mülldeponien entstehende Methangas auffangen und damit Strom produzieren. Er würde in Zukunft auch Vorhaben finanzieren, die Kohle effizienter verstromen und dadurch den
Kohlendioxidausstoß
reduzieren. Wenn der Emissionshandel dafür Anreize bieten könne, sollten sie genutzt werden. Langfristig müsste Kohle unwirtschaftlich gemacht werden – ein schwerer und langer Weg, glaubt er. »Das dauert mindestens noch 30 Jahre.«
Saubere Kohle ist darum ein zentrales Thema. Und die
CO2-Speichertechnik
muss rasch gefördert werden, erklärt Bernd Schanzenbächer von der Bank Credit Suisse. Er sagt auch, dass die Umweltmärkte immer noch zu klein seien und überschätzt würden. Man müsse nur die Geschäftsvolumen vergleichen |167| selbst zwischen großen Windparks und Kohlekraftwerken. »Das sind Millionenbeträge gegen Milliardensummen.« Schanzenbächer ist Stratege der firmeninternen »Environmental Business Group«. Als solcher hat er einen anderen Weitblick als die Händler im Tagesgeschäft und denkt über die Geschäfte von morgen nach. Er habe noch keine Ahnung, gibt er zu, wie man derzeit mit der CCS-Technologie Geld verdienen könne. Sie rechne sich nach bisherigen Schätzungen erst ab 50 US-Dollar je Tonne Kohlendioxid. Momentan sei es daher noch viel lukrativer, alte Kohlekraftwerke, selbst solche mit einem Wirkungsgrad von nur 32 Prozent, aufzurüsten und weiterlaufen zu lassen, als 5 Milliarden US-Dollar in ein neues Kraftwerk zu investieren. »Sauberere Kohletechnologie wäre nur wirtschaftlich, wenn der Gesetzgeber die Daumenschrauben anziehen würde.« In zehn Jahren könne das natürlich alles ganz anders aussehen, vielleicht gebe es bis dahin schärfere Gesetze und einen hohen Preis für Kohlendioxid.
Großes Potenzial sieht Schanzenbächer im Waldschutz. »Dieser Markt wird sich entwickeln, da bin ich sehr optimistisch. Doch die Risiken sind nach wie vor sehr hoch.« Es werde noch fünf bis acht Jahre dauern, bis Geld in Waldprojekte fließt, die über den REDD-Mechanismus finanziert werden. Viele Probleme seien noch ungeklärt, zum Beispiel die
Bemessungsgrundlagen
für das Speichern und Freisetzen von Kohlendioxid oder die Frage, wie die betroffenen Länder eigentlich den zu erwartenden Geldsegen aus dem Emissionshandel sinnvoll einsetzen wollten.
Um Klima- und Waldschutz voranzubringen, ist Credit Suisse eine strategische Partnerschaft eingegangen mit Sustainable Forestry Management, einer Firmengruppe, die nachhaltige Waldnutzung in tropischen Ländern fördert. Die Bank wird 200 Millionen US-Dollar
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