Die Klimaprioritaeten
bereitstellen für Forstprojekte, |168| die Emissionsgutschriften für den freiwilligen Markt liefern sollen. »Diese Vorhaben sollen nicht nur das Klima stabilisieren helfen, sondern auch die Artenvielfalt erhalten,
Wassereinzugsgebiete
sichern und ländliche Entwicklung in armen tropischen Ländern vorantreiben«, erläutert Schanzenbächer.
Waldschutz werde zudem auch außerhalb des
Klimaschutzmarkts
immer wichtiger, sagt Schanzenbächer. Credit Suisse plane einen nachhaltigen Holzfonds aufzulegen, da eine wachsende Kundenzahl nach Waldanleihen verlange. Die grassierende Inflationsangst würde langfristige Anlagemöglichkeiten in das Management natürlicher Ressourcen wie Wasser, Wald und Boden attraktiver machen.
Dies ist auch der Ansatz von Mark Campanale, einem Finanzier und umtriebigem Mann, der einen der ersten
Umweltschutzfonds
in der City of London aus der Taufe hob, nun das Investmenthaus London Bridge Capital leitet und mit ihm Geld in Umwelttechnologiefirmen steckt, der im Vorstand einer Holzpelletsfabrik sitzt und die Kasse der Rainforest Foundation, einer britischen Regenwaldorganisation, verwaltet.
Sein Großvater besaß Olivenhaine in Italien, Waldwirtschaft sei in seinen Genen verankert, behauptet er. Nach dem Studium wollte er wissen, wer eigentlich die Abholzung der tropischen Wälder finanziert, welche Geldgeber verantwortlich seien. Damals, in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts habe niemand im Forstsektor die Kapitalmärkte verstanden. »Alles drehte sich um Politik.« Niemand verstand, dass Forstwirtschaft mit herkömmlicher Risikofinanzierung nicht nachhaltig sein könne. Neue Finanzprodukte würden daher gebraucht, zum Beispiel anleihegestützter Waldschutz.
EcoSecuritisation nennt er das von ihm mitentwickelte Konzept, das mittlerweile von der International Finance Cooperation, dem Privatsektorarm der Weltbank, und dem britischen |169| Entwicklungsministerium unterstützt wird. Dabei geht es um Sicherheitsanleihen für Wälder, um einen Geldtransfer, der an das Bewahren der natürlichen Ressourcen geknüpft ist, bei dem alle Geschäftsbeteiligten ein Interesse haben, dass der Wald stehen bleibt und nachhaltig bewirtschaftet wird. »Geld soll nicht als Geschenk an Waldbauern oder Waldbesitzer verteilt werden. Es muss immer in Verbindung zu einer Wertschöpfung stehen, die ein Wald erbringt«, erklärt Campanale.
Das Neue: Die natürliche »Infrastruktur« von Wäldern, Meeren oder Grundwasser wird nicht mehr nur durch direkt handelbare Güter wie Holz oder Fische bewertet, sondern auch anhand anderer ökologischer und sozialer Leistungen. Beim Waldschutz wird »geduldiges Kapital« gebraucht, ein Mechanismus, der im Voraus bezahlt für die mannigfaltigen ökologischen und sozialen Funktionen und der langfristigen Schutz über kurzfristigen Gewinn setzt.
Campanale, der seit Jahren daran arbeitet, Geld an soziale und ökologische Verantwortung zu knüpfen, beobachtet mit Freude, dass ethische und grüne Investitionen das
schnellstwachsende
Segment auf den Finanzmärkten sind. »Unternehmen müssen endlich Teil einer nachhaltigen Welt sein. Wenn wir nur noch finanzieren, was uns wert ist, gibt es vielleicht in 25 Jahren keine riesige Rüstungsindustrie mehr, weil die Geldströme versiegen.« Gut, das sei womöglich etwas utopisch, aber er glaube zumindest fest daran, dass die Verbindung von Kapitalmarkt und Forstwirtschaft die Wälder der Erde erhalten und erneuern könne. »Ich bin überzeugt, wir werden den Planeten wieder aufforsten.«
Wenn also die Investmentbanker und Firmen dieser Welt sich des Klimaschutzes so engagiert annehmen, brauchen wir denn eigentlich weitere internationale
Klimaschutzabkommen
unter dem Dach der Vereinten Nationen? Denn in der langen |170| Zeit, in der sie mühsam ausgehandelt werden, nur um am Ende einen kleinen gemeinsamen Nenner zu finden, der dem Problem nicht gerecht wird, pumpen Unternehmen Milliarden in die Zukunft. Bjørn Lomberg, Umweltforscher und bekannter Kyoto-Kritiker von der Kopenhagen Business School predigt daher seit langem: »Kyoto? Es gibt Wichtigeres!« Statt aberwitzige Summen in die Bekämpfung des Klimawandels durch eine riesige UN-Bürokratie zu stecken, könnten westliche Regierungen viel effizienter dem Klimawandel entgegentreten und sich um seine Folgen kümmern, indem sie Unternehmen Wege für Investitionen und neue Technologien ebnen. »Das Kyoto-Protokoll wird Milliarden kosten, aber nichts gegen die Erderwärmung
Weitere Kostenlose Bücher