Die Klinge der Träume
ihnen aus dem Weg. Ersteres kam nicht für ihn in Frage, und das Zweite konnte er nicht tun, also musste er einen dritten Weg finden, und er bezweifelte, dass Setalles Rat ihm den aufzeigen würde. Was Aes Sedai anging, lief der Rat von Frauen grundsätzlich auf den ersten Weg hinaus, auch wenn sie das nie so ausdrückten. Sie sprachen von Entgegenkommen, aber es war nie die Aes Sedai, von der das Entgegenkommen erwartet wurde. »Eigentlich? Was ist es dann… ? Er grunzte, als hätte er einen Schlag in den Magen bekommen. »Tuon? Glaubt Ihr, man kann mir bei Tuon nicht vertrauen?«
Frau Anan lachte ihn aus, so richtig aus vollem Halse. »Ihr seid ein Schurke, mein Lord. Nun, manche Schurken geben prächtige Ehemänner ab, sobald man ihnen etwas die Flügel gestutzt hat - als ich meinen Jasfer kennen lernte, war er ein Schurke -, aber Ihr glaubt noch immer, Ihr könntet hier an einer Pastete knabbern und dann dort, und dann zur nächsten weitertanzen.«
»Von der kann man nicht wegtanzen«, sagte Mat und warf der Wagentür einen stirnrunzelnden Blick zu. Die Würfel rollten durch seinen Kopf. »Ich nicht.« Er war sich nicht sicher, ob er wirklich noch forttanzen wollte, aber er konnte sich das ja von ganzem Herzen wünschen und wollen, er war gefangen. Endgültig.
»Ist das so?«, murmelte sie. »Oh, da habt Ihr Euch eine Schöne ausgesucht, die Euch das Herz bricht.«
»Das mag ja so sein, Frau Anan, aber ich habe meine Gründe. Ich sollte besser reingehen, bevor sie mir alles wegessen.« Er wandte sich der Treppe an der Hinterseite des Wagens zu, und sie legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Könnte ich es sehen? Nur sehen?«
Es gab keinen Zweifel, was sie meinte. Er zögerte, dann fischte er in seinem Kragen nach dem Leberband, an dem das Medaillon hing. Er hätte nicht zu sagen vermocht, warum er es tat. Schließlich hatte er Joline und Edesina selbst nur einen Blick darauf verwehrt. Es war eine prächtige Arbeit, ein silberner Fuchskopf fast so groß wie seine Handfläche. Nur ein Auge war zu sehen, und das Tageslicht reichte noch gerade eben so aus, um zu erkennen, dass die Pupille zur Hälfte verhüllt war, um das uralte Symbol der Aes Sedai zu formen. Ihre Hand zitterte leicht, als sie mit dem Finger die Konturen des Auges nachfuhr. Sie hatte gesagt, sie wollte es nur sehen, aber er ließ zu, dass sie es berührte. Ihr entfuhr ein langer Seufzer.
»Ihr seid einst eine Aes Sedai gewesen«, sagte er leise, und ihre Hand erstarrte.
Sie gewann ihre Fassung so schnell zurück, dass er es sich möglicherweise nur eingebildet hatte. Sie war die stattliche Setalle Anan, die Gastwirtin aus Ebou Dar mit den großen goldenen Ohrringen und dem Hochzeitsdolch, der mit dem Knauf nach unten in ihrem runden Dekollete baumelte, so weit von jeder Aes Sedai entfernt, wie das nur vorstellbar war. »Die Schwestern glauben, ich würde lügen, dass ich niemals in der Burg war. Sie glauben, dass ich als junge Frau dort Dienerin war und gelauscht habe, wo ich es nicht hätte tun sollen.«
»Sie haben nicht gesehen, wie Ihr das hier angesehen habt.« Er ließ den Fuchskopf auf der Hand hüpfen, bevor er ihn wieder ins Hemd steckte. Sie tat so, als wäre ihr das egal, und er tat so, als wüsste er nicht, dass sie nur so tat.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem kurzen, wehmütigen Lächeln, als wüsste sie, was er dachte. »Die Schwestern würden es erkennen, wenn sie das nur zulassen könnten«, sagte sie so leichthin, als würden sie sich über das Wetter unterhalten, »aber Aes Sedai erwarten, dass… wenn gewisse Dinge geschehen… die Frau brav geht und kurz darauf stirbt. Ich bin gegangen, aber Jasfer fand mich halb verhungert und krank auf den Straßen von Ebou Dar und brachte mich zu seiner Mutter.« Sie' kicherte, bloß eine Frau, die erzählte, wie sie ihren Mann kennen gelernt hatte. »Er hat auch streunende Katzen aufgenommen. Nun, jetzt kennt Ihr einige meiner Geheimnisse, und ich kenne einige der Euren. Sollen wir sie für uns behalten?«
»Welche meiner Geheimnisse kennt Ihr?«, verlangte er zu wissen, augenblicklich auf der Hut. Einige seiner Geheimnisse waren ein gefährliches Wissen, und wenn zu viele sie kannten, waren es keine Geheimnisse mehr.
Frau Anan warf dem Wagen einen stirnrunzelnden Blick zu. »Dieses Mädchen spielt so sicher ein Spiel mit Euch, wie Ihr eines mit ihr spielt. Und nicht dasselbe Spiel, das Ihr spielt. Sie ist mehr wie ein General, der eine Schlacht plant, als wie eine Frau, der man
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