Die Klinge der Träume
den Hof macht. Aber sollte sie erfahren, dass Ihr verrückt nach ihr seid, wird sie den Vorteil erringen. Ich bin bereit, Euch eine gleichwertige Chance einzuräumen. Oder zumindest die Chance, die ein Mann bei einer Frau mit einem Funken Verstand hat. Haben wir eine Abmachung?«
»Das haben wir«, erwiderte er inbrünstig. »Das haben wir.«
Er wäre nicht überrascht gewesen, wenn die Würfel in diesem Augenblick verstummt wären, aber sie klapperten weiter.
Wäre die Fixierung der Schwestern auf sein Medaillon das einzige Problem gewesen, für das sie gesorgt hätten, hätten sie sich darauf beschränkt, überall Gerüchte zu streuen, wo der Zirkus anhielt, hätte er sagen können, dass diese Tage nicht mehr als erträglich schlecht gewesen wären. Unglücklicherweise hatten sie zur Zeit des Aufbruchs aus Jurador erfahren, wer Tuon war. Nicht dass sie die Tochter der Neun Monde war, aber dass sie eine seanchanische Hochlady war, jemand von Rang und Einfluss.
»Haltet Ihr mich für einen Narren?«, protestierte Luca, als Mat ihn beschuldigte, es ihnen verraten zu haben. Er baute sich neben seinem Wagen auf, die Fäuste in die Hüften gestemmt, ein großer, empörter Mann, bereit, deswegen zu kämpfen. »Das ist ein Geheimnis, das ich tief begraben will, bis… nun… bis sie sagt, dass ich den Schutzbrief benutzen kann. Er wird nicht viel nutzen, wenn sie ihn widerruft, weil ich etwas verrate, das sie geheim halten will.« Aber seine Stimme war eine Spur zu ernst, und er wich Mats Blick aus. Die Wahrheit war, Luca prahlte fast genauso gern, wie er Gold mochte. Er musste geglaubt haben, dass es sicher warsicher! -, es den Schwestern zu verraten, und den Schlamassel, den er angerichtet hatte, erst hinterher erkannt hatte.
Und es war ein Schlamassel, so verwickelt wie eine Schlangengrube. Die Hochlady Tuon, in unmittelbarer Nähe, bot eine Gelegenheit, der keine Aes Sedai hätte widerstehen können. Teslyn war genauso schlimm wie Joline und Edesina. Die drei besuchten Tuon täglich in ihrem Wagen und stürzten sich auf sie, sobald sie einen Spaziergang machte. Sie sprachen von Waffenstillstand und Verträgen und Verhandlungen, versuchten in Erfahrung zu bringen, welche Verbindungen sie zu den Anführern der Invasion hatte, versuchten sie davon zu überzeugen, Gespräche zu arrangieren, um die Kämpfe zu beenden. Sie boten ihr sogar an, ihr dabei zu helfen, den Zirkus zu verlassen und nach Hause zurückzukehren!
Es war ihr Pech, dass Tuon da keine Aes Sedai sah, Repräsentanten der Weißen Burg, die vielleicht größte Macht auf der Welt, nicht einmal nachdem die Näherinnen ihre Reitkleider geliefert hatten und sie die Lumpen ausziehen konnten, die Mat für sie aufgetrieben hatte. Sie sah zwei entkommene Damane und eine Marath'damane, und sie hatte keinerlei Verwendung für sie, bevor sie an die Leine gelegt waren. Das waren ihre Worte. Wenn sie zu ihrem Wagen kamen, verriegelte sie die Tür, und wenn es ihnen gelang, vorher einzudringen, ging sie. Wenn sie sie in die Ecke drängten oder es versuchten, ging sie einfach um sie herum wie um einen Baumstumpf. Sie redeten sich fast heiser. Und sie weigerte sich zuzuhören.
Jede Aes Sedai konnte einem Stein Geduld beibringen, wenn sie Anlass dazu hatte, aber sie waren es nicht gewohnt, einfach ignoriert zu werden. Mat konnte ihre wachsende Frustration sehen, die angespannten Augen und zusammengepressten Lippen, die immer länger brauchten, um sich wieder zu entspannen, die Hände, die sich in Röcke vergruben, um zu verhindern, dass sie Tuon packten und sie schüttelten. Es kam früher zur Explosion, als er erwartet hätte, und überhaupt nicht auf die Weise, mit der er gerechnet hatte.
Am Abend, nachdem er Tuon die Stute geschenkt hatte, aß er mit ihr und Selucia. Und natürlich mit Noal und Olver. Die beiden schafften es, genauso viel Zeit mit Tuon zu verbringen wie er. Lopin und Nerim, so förmlich, als wären sie in einem Palast statt in dem engen Raum, servierten eine typische frühe Frühlingsmahlzeit, zähes Lamm mit Erbsen, die getrocknet gewesen waren, und Rüben, die zu lange in jemandes Keller gelegen hatten. Es war noch zu früh, als dass etwas zur Ernte gereift gewesen wäre. Immerhin hatte Lopin Pfeffersoße für das Lamm gemacht, Nerim hatte Piniennüsse für die Erbsen gefunden, es gab genug, und nichts schmeckte merkwürdig, also war es eine Mahlzeit, die so gut war, wie unter den Umständen möglich war. Olver ging nach dem Essen, da er bereits
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