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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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aufzuhalten, aber ich werde mir nicht länger die Mühe machen… mein Juwel.«
    Tuon fauchte wie eine nass gespritzte Katze, und er seufzte erneut. Was man hier gewann, verlor man dort.
    Er verbrachte einen Teil der Nacht damit, das zu tun, was er auf der Welt am wenigsten mochte. Arbeiten. Ein Loch zu graben, das tief genug war, um die drei Aʹdam zu vergraben. Er machte es selbst, weil Joline sie überraschenderweise haben wollte. Schließlich waren es Terʹangreale, und die Weiße Burg musste sie studieren. Das konnte schon sein, aber die Burg würde ihre Aʹdam eben woanders finden müssen. Er war sich ziemlich sicher, dass keine der Rotwaffen sie übergeben hätte, wenn er ihnen befohlen hätte, sie zu vergraben, aber er ging kein Risiko ein, dass die Aes Sedai auftauchten, um mehr Ärger zu machen. Es fing an zu regnen, bevor das Loch knietief war, ein kalter, harter Regen, und als er fertig war, war er bis auf die Haut durchnässt und bis zur Taille schlammverschmiert. Ein tolles Ende für einen großartigen Abend, und die Würfel klapperten in seinem Schädel umher.

KAPITEL 10
 
Ein Dorf in Shiota
    Der folgende Tag brachte eine Atempause, oder zumindest hatte es den Anschein. Tuon ritt in einem blauen Seidenreitgewand und mit dem breiten Ledergürtel an seiner Seite, als der Zirkus langsam nach Norden rollte, und zudem wackelte sie mit den Fingern, als Selucia versuchte, ihr Pferd zwischen sie zu drängen. Selucia hatte sich ihr eigenes Tier besorgt, einen stämmigen Wallach, der zwar nicht an Pips oder Akein herankam, aber den Schecken bei weitem übertraf. Die blauäugige Frau, die heute ein grünes Kopftuch unter der Kapuze trug, setzte sich an Tuons andere Seite, und ihr Gesicht hätte zu einer Aes Sedai gehören können, so wenig gab es preis. Mat konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Sollte sie doch mal zur Abwechslung ihre Frustration unterdrücken. Da die echten Aes Sedai keine Pferde hatten, mussten sie in ihrem Wagen bleiben; Metwyn war zu weit entfernt auf dem Kutschbock des purpurnen Wagens, um hören zu können, was er zu Tuon sagte; von dem nächtlichen Regen waren nur noch ein paar dünne Wolken übrig, und die Welt schien in Ordnung. Sogar die Würfel in seinem Kopf konnten daran nichts ändern. Nun, es gab ein paar schlechte Augenblicke, aber eben nur Augenblicke.
    In aller Frühe flog ein Rabenschwarm vorbei, ein Dutzend oder mehr große schwarze Vögel. Sie flogen schnell, kamen nie von ihrem Kurs ab, aber er betrachtete sie trotzdem, bis sie zu kleinen Punkten schrumpften und verschwanden. Das reichte nicht aus, um den Tag zu verderben. Jedenfalls nicht ihm. Vielleicht für jemanden weiter oben im Norden.
    »Seht Ihr ein Omen in ihnen, Spielzeug?«, fragte Tuon. Sie war im Sattel so anmutig wie in allem, was sie tat. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie jemals unbeholfen gesehen zu haben. »Die meisten Omen, die ich über Raben kenne, haben etwas damit zu tun, dass sie sich auf einem Dach niederlassen oder in der Morgen- oder Abenddämmerung krähen.«
    »Sie können Spione des Dunklen Königs sein«, sagte er.
    »Manchmal. Krähen auch. Und Ratten. Aber sie haben nicht angehalten, um uns zu betrachten, also müssen wir uns keine Sorgen machen.«
    Sie fuhr mit einer grün behandschuhten Hand über den Kopf und seufzte. »Spielzeug, Spielzeug«, murmelte sie und setzte die Umhangkapuze wieder auf. »Wie viele Kindergeschichten glaubt Ihr eigentlich? Glaubt Ihr, dass, wenn Ihr bei Vollmond auf dem Hügel des Alten Hobs schlaft, die Schlangen Euch die wahren Antworten auf drei Fragen verraten, oder dass Füchse die Haut von Menschen stehlen und die Nahrhaftigkeit aus der Nahrung, sodass man verhungert, obwohl man isst?«
    Ein Lächeln aufzusetzen kostete Mühe. »Ich glaube nicht, dass ich das schon einmal gehört habe.« Amüsiert zu klingen erforderte ebenfalls eine Anstrengung. Wie standen wohl die Chancen, dass sie Schlangen erwähnte, die wahre Antworten gaben, wie es die Aelfinn gewissermaßen taten, und dann im gleichen Atemzug noch Füchse, die Häute stahlen? Er war sich ziemlich sicher, dass die Eelfinn das taten und daraus Leder machten. Aber es war der Alte Hob, der ihn beinahe zusammenzucken ließ. Das eine war vermutlich bloß taʹveren, das an der Welt drehte. Sie wusste mit Sicherheit nichts über ihn und die Schlangen und die Füchse. Aber in Shandalle, dem Land, in dem Artur Falkenflügel geboren worden war, war der Alte Hob oder Caisen Hob ein anderer Name für den

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