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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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verurteilen.«
    Elayne warf ihrer Behüterin einen Blick zu, der von ihr abglitt wie ein Dolch von einer guten Rüstung. Birgittes Ausdruck war… nichtssagend. Für die blonde Frau war das Amt einer Behüterin auch damit verbunden, sich wie eine ältere Schwester zu benehmen. Und manchmal auch wie eine Mutter, was noch schlimmer war.
    »Ich kann«, erklärte sie mit Nachdruck und verlängerte die eigenen Schritte. Nun, es würde nicht schaden, früher in etwas Trockenes schlüpfen zu können statt später. »Sie hat dabei geholfen, genug Gefangene festzuhalten, dass sie es verdient hat, mal am eigenen Leib zu erfahren, wie das so ist. Aber das ist nicht der Grund, warum ich sie zurückschicke. Wenn eine der anderen bleiben und lernen will, das wieder gutmachen will, was sie getan hat, dann werde ich sie bestimmt nicht den Seanchanern übergeben, aber beim Licht, ich hoffe, dass alle wie Marli denken. Sie werden ihr ein A'dam umlegen, Reanne, aber sie werden nicht geheim halten können, wer sie war. Jede ehemalige Sul'dam, die ich zu den Seanchanern zurückschicken kann, damit sie ihr den Kragen umlegen, wird an ihren Fundamenten nagen.«
    »Eine grausame Entscheidung«, sagte Reanne traurig. Sie zupfte aufgeregt an den Röcken, glättete sie, zupfte wieder daran herum. »Vielleicht wollt Ihr ein paar Tage darüber nachdenken? Sicherlich muss das doch nicht sofort geschehen.«
    Elayne biss die Zähne zusammen. Die Frau hatte doch so gut wie angedeutet, dass sie diese Entscheidung in einer ihrer Gefühlsschwankungen getroffen hatte! Aber stimmte das auch? Es erschien vernünftig und logisch. Sie konnten die Sul'dam nicht für alle Ewigkeit einsperren. Diejenigen von ihnen, die nicht frei sein wollten, zu den Seanchanern zurückzuschicken, das war eine Möglichkeit, sie loszuwerden und gleichzeitig einen Schlag gegen die Seanchaner zu führen. Es war mehr als nur der Hass auf alle Seanchaner. Natürlich war es das. Aber sie hasste es, unsicher zu sein, wenn ihre Entscheidungen vernünftig waren! Sie konnte es sich nicht leisten, schlechte Entscheidungen zu treffen. Aber sie hatten keine Eile. Es war sowieso besser, sie nach Möglichkeit als Gruppe zurückzuschicken. Diese Vorgehensweise schränkte die Möglichkeit ein, dass jemand einen »Unfall« arrangierte. Das traute sie den Seanchanern auf jeden Fall zu. »Ich denke darüber nach, Reanne, aber ich bezweifle, dass ich meine Meinung ändern werde.«
    Reanne seufzte erneut, diesmal nur tiefer. Sie konnte es kaum erwarten, wie versprochen in die Weiße Burg zurückzukehren und das Weiß der Novizen anlegen zu können - sie hatte öffentlich gesagt, wie sehr sie Kirstian und Zarya beneidete -, und sie wollte sich unbedingt der Grünen Ajah anschließen, aber Elayne hatte ihre Zweifel. Reanne hatte ein freundliches Herz, tatsächlich sogar ein weiches Herz, und Elayne hatte noch nie eine Grüne kennen gelernt, die man als weich hätte bezeichnen können. Selbst jene, die nach außen hin zerbrechlich erschienen, bestanden im Inneren aus kaltem Stahl.
    Vandene rauschte aus einem kreuzenden Korridor, schlank, weißhaarig und anmutig in ihrer dunkelgrauen Wolle mit dem dunkelbraunen Besatz, und wandte sich derselben Richtung zu, in die auch sie gingen, scheinbar ohne sie wahrzunehmen. Sie war eine Grüne und so hart wie ein Hammerkopf. Ihr Behüter Jaem ging an ihrer Seite, den Kopf ihr in leiser Unterhaltung zugeneigt, sich dann und wann mit einer Hand durch das dünner werdende Haar fahrend. Sein dunkelgrüner Umhang hing lose um seine dürre Gestalt, er war schon alt, aber jeden Fuß genauso hart wie sie, eine alte Wurzel, die Äxte stumpf werden lassen konnte. Kirstian und Zarya folgten ihnen demütig in ihrem Novizinnenweiß mit auf Taillenhöhe gefalteten Händen; die eine so blass wie eine Cairhienerin, die andere klein und schmalhüftig. Für Ausreißerinnen, denen gelungen war, worin so viele gescheitert waren, nämlich jahrelang der Weißen Burg zu entkommen - in Kirstians Fall mehr als dreihundert Jahre -, hatten sie sich mit bemerkenswerter Mühelosigkeit wieder an ihre Stellung als Novizinnen gewöhnt. Aber die Regeln der Kusinen waren eine Mischung aus den Regeln, nach denen die Novizinnen lebten, und denen der Aufgenommenen. Vielleicht waren die weißen Wollkleider und der Verlust der Freiheit, nach Belieben zu kommen und zu gehen, die einzige wirkliche Veränderung, obwohl die Kusinen das Letztere in gewissem Ausmaß regulierten.
    »Ich bin wirklich froh,

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