Die Klinge der Träume
herausstellte, war das überflüssig. Careane Sedai und Sareitha Sedai kamen kurz danach herein, um den Hauptmännern Gesellschaft zu leisten. Hauptmann Mellar ist auch da.«
Elayne runzelte die Stirn. Sie versuchte ihn so beschäftigt zu halten, dass er keinen Unfug anstellen konnte, aber er hatte das Talent, dort aufzutauchen, wo sie ihn nicht gebrauchen konnte. Genau wie Careane und Sareitha, was das anging. Eine von ihnen musste die Mörderin von der Schwarzen Ajah sein. Falls es nicht Merilille war, und die war anscheinend außer Reichweite. Reene wusste darüber Bescheid. Es wäre kriminell gewesen, sie im Dunkeln zu lassen. Sie hatte überall Augen, und sie würden vielleicht einen entscheidenden Hinweis liefern. »Was wollen die Söldner, Frau Harfor?«
»Ich vermute mal, mehr Geld«, knurrte Birgitte und schwang den entspannten Bogen wie einen Knüppel.
»Vermutlich«, stimmte Reene ihr zu, »aber sie wollten es mir nicht sagen.« Ihre Lippen wurden schmaler. Das war alles, aber es hatte den Anschein, als hätten die Söldner geschafft, sie zu verärgern. Wenn sie dumm genug waren, um nicht zu erkennen, dass sie mehr als eine einfache Dienerin war, dann waren sie in der Tat sehr begriffsstutzig.
»Ist Dyelin zurückgekehrt?«, fragte Elayne, und als die Haushofmeisterin nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Dann empfange ich die Söldner, sobald ich mich umgezogen habe.« Es war vernünftig, sie sich so schnell wie möglich vom Hals zu schaffen.
Sie bog um die Ecke und sah sich zwei Windsucherinnen gegenüber und konnte nur mühsam ein Seufzen unterdrücken. Die Angehörigen des Meervolks waren die letzten Leute auf der Welt, mit denen sie sich im Augenblick herumschlagen wollte. Schlank, dunkel und barfuß in roten Seidenhosen und einer blauen Brokatseidenbluse mit einer grünen Schärpe mit einem komplizierten Knoten, trug Chanelle din Seran Weißer Hai den richtigen Namen. Elayne hatte nicht die geringste Ahnung, wie ein weißer Hai aussah - möglicherweise war es ja ein ganz kleines Ding -, aber Chanelles große Augen waren hart genug für ein wildes Raubtier, vor allem wenn sie Aviendha betrachtete. Zwischen den beiden gab es böses Blut. Eine tätowierte Hand hob das goldene Duftkästchen, das an einer Kette um Chanelles Hals hing, und sie inhalierte den scharfen, würzigen Geruch tief, so als müsste sie irgendeinen Gestank überdecken. Aviendha lachte laut, was Chanelles volle Lippen schmal werden ließ. Nun ja, jedenfalls etwas schmaler. Sie konnten gar nicht schmal werden.
Die andere war Renaile din Calon, die ehemalige Windsucherin der Herrin der Schiffe. Sie trug blaue Leinenhosen und eine rote Bluse mit blauer Schärpe, die einen weitaus weniger aufwändigen Knoten aufwies. Beide Frauen trugen die langen weißen Trauerstolen für Nesta din Reas, aber Renaile musste Nestas Tod stärker getroffen haben. Sie hielt einen hölzernen Schreibkasten mit einem verstöpselten Tintenfässchen in der oberen Ecke und einem Blatt Papier mit ein paar draufgekritzelten Zeilen. Weiße Strähnen in ihrem schwarzen Haar verbargen die sechs goldenen Ohrringe; sie waren viel schmaler als die acht, die sie getragen hatte, bevor sie von Nestas Schicksal erfuhr, und die goldene Ehrenkette, die sich quer über ihre linke Wange zog, sah mit dem einsamen Medaillon, das ihren Clan benannte, beinahe armselig aus. Nach Nestas Tod hatte Renaile wieder von vorn anfangen müssen, so wie es den Bräuchen des Meervolks entsprach, sie nahm keinen höheren Rang ein als eine Frau, die man aus dem Rang eines Lehrlings erhoben hatte. Sie strahlte noch immer Würde aus, auch wenn sie jetzt viel verhaltener war, jetzt, da sie als Chanelles Schreiberin fungierte.
»Ich bin auf dem Weg…«, begann Elayne, aber Chanelle unterbrach sie herrisch.
»Was habt Ihr Neues von Talaan gehört? Und von Merilille? Versucht Ihr überhaupt, sie zu finden?«
Elayne holte tief Luft. Chanelle anzubrüllen brachte nie etwas. Die Frau brüllte gern zurück und war nur selten Vernunftgründen zugänglich. Sie würde sich nicht auf einen weiteren Brüllwettbewerb einlassen. Diener, die an beiden Seiten vorbeihuschten, blieben nicht für Ehrenbezeugungen stehen - sie konnten die Stimmung hier spüren -, aber sie warfen den Meervolkfrauen finstere Blicke zu. Das war erfreulich, auch wenn es das nicht hätte sein sollen. So sehr sie einem auch auf die Nerven gehen konnten, die Windsucherinnen waren Gäste. Jedenfalls gewissermaßen, Abkommen oder
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