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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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glaubten, wie man mit einer Klinge umgehen müsste, was albern klang. Wie konnte man glauben, dass man etwas bereits wusste, wenn man Unterricht darin brauchte?
    Trotz der bereits postierten Wächterinnen winkte Devore zwei von ihrer Eskorte herbei, und sie zogen die Schwerter und gingen hinein, während Elayne mit Aviendha und dem Rest im Korridor wartete und ungeduldig mit dem Fuß auftippte. Jeder vermied es, sie anzusehen. Die Suche war keine Herabsetzung der Frauen, die die Tür bewachten - Elayne hielt es für möglich, dass jemand die Palastwand hochkletterte; es gab genügend Verzierungen, die als Haltegriffe dienen konnten -, aber es ärgerte sie, dass sie warten musste. Sie und Aviendha durften erst eintreten, nachdem die Frauen wieder herausgekommen und Devore Bericht erstattet hatten, dass in den Gemächern keine Attentäter lauerten und auch keine Aes Sedai darauf warteten, Elayne zurück zu Elaida und der Burg zu verschleppen. Die Gardistinnen nahmen zu beiden Seiten der Tür neben den anderen Aufstellung. Elayne war sich nicht sicher, ob sie sie davon abgehalten hätten, schon vorher einzutreten, aber bis jetzt hatte sie es nicht darauf ankommen lassen wollen. Von der eigenen Leibwache festgehalten zu werden wäre einfach unerträglich gewesen, und dabei spielte es keine Rolle, dass sie nur ihre Arbeit taten. Es war besser, es nicht herauszufinden.
    In dem weißen Marmorkamin des Vorzimmers brannte ein kleines Feuer, aber es schien nur wenig Wärme zu spenden. Man hatte die Teppiche wegen des Frühlings entfernt, und die Bodenfliesen fühlten sich kalt unter ihren Stiefelsohlen an, so dick sie auch sein mochten. Essande, ihre Kammerzofe, breitete die grauen, rot gesäumten Röcke mit für ihr Alter überraschender Anmut aus, auch wenn die gertenschlanke, weißhaarige Frau unter Gelenkschmerzen litt, die sie verdrängte und auch nicht Heilen lassen wollte. Sie hätte sich genauso vehement gegen den Vorschlag gewehrt, wieder in den Ruhestand zurückzukehren. Elaynes Goldene Lilie war stolz auf der Kleiderbrust aufgenäht und wurde stolz getragen. Die beiden jüngeren Frauen einen Schritt hinter ihr trugen ähnliche Livreen, aber mit kleineren Lilien; es waren Sephanie und Naris, stämmige Geschwister mit kantigen Gesichtern. Noch immer schüchtern, wenn auch gut von Essande ausgebildet, machten sie tiefe Knickse, bei denen sie sich fast auf den Boden setzten.
    So zerbrechlich und langsam Essande auch in ihren Bewegungen sein mochte, sie verschwendete nie Zeit mit belanglosem Geplauder oder damit, das Offensichtliche festzustellen. Es gab keine Klagen, wie nass Elayne und Aviendha doch waren, obwohl die Gardistinnen es ihr zweifellos gesagt hatten. »Wir sorgen dafür, dass Ihr warm und trocken werdet, meine Lady, und dann etwas Passendes für das Treffen mit den Söldnern heraussuchen. Das rote Seidengewand mit Feuertropfen am Hals sollte sie ausreichend beeindrucken. Eure Essenszeit ist auch schon lange vorbei. Spart Euch die Mühe, mir zu sagen, dass Ihr gegessen habt, meine Lady. Naris, hol für die Lady Elayne und die Lady Aviendha etwas zu essen aus der Küche.« Aviendha gab ein schnaubendes Lachen von sich, aber sie hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich gegen die Anrede Lady zu wehren. Was vernünftig war, denn sie würde Essande niemals davon abhalten. Bei Dienern gab es Dinge, die man anordnete und Dinge, über die man einfach hinwegsehen musste.
    Naris zog eine Grimasse und holte aus irgendeinem Grund tief Luft, machte aber einen weiteren tiefen Knicks, der diesmal Essande galt, und einen etwas tieferen für Elayne - sie und ihre Schwester hatten vor der älteren Frau genauso viel Ehrfurcht wie vor der Tochter-Erbin von Andor -, bevor sie die Röcke raffte und hinaus in den Korridor eilte.
    Auch Elayne verzog das Gesicht. Offensichtlich hatten die Gardistinnen Essande auch über die Söldner informiert. Und dass sie nicht gegessen hatte. Sie hasste es, wenn die Leute hinter ihrem Rücken über sie redeten. Aber wie viel davon lag an ihren Stimmungsschwankungen? Sie konnte sich nicht daran erinnern, sich früher darüber geärgert zu haben, wenn eine Dienerin im Voraus wusste, welches Kleid sie herauslegen sollte oder wenn jemand wusste, dass sie hungrig war und eine Mahlzeit kommen ließ, ohne darum gebeten worden zu sein. Diener unterhielten sich - das hieß, sie klatschten ununterbrochen, das war so -, und wenn sie gut in ihrer Arbeit waren, gaben sie alles weiter, was dabei half,

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