Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
hektisch und schwer atmend mit Aviendhas Kleid ab, vermutlich mehr durch das Missfallen der alten Frau nervös gemacht als durch alles andere.
    »Such dir irgendeines aus und sag mir, was es deiner Meinung nach kann.« Ansehen und darüber nachdenken hatte keinen Erfolg gebracht, und sie hatte es auch nicht erwartet.
    Aber wenn Aviendha die Fähigkeiten eines Terʹangreals bestimmen konnte, nur indem sie es in der Hand hielt… Heißer und bitterer Neid schoss in ihr hoch, aber sie drängte ihn zurück und sprang dann vorsichtshalber solange darauf herum, bis er verschwunden war. Sie würde nicht neidisch auf Aviendha sein!
    »Ich bin mir nicht sicher, dass ich das kann. Ich habe doch bloß eine Ahnung, dass dieser Dolch eine Art von Abschirmung ist. Und ich muss mich irren, oder du würdest es wissen. Du verstehst mehr von diesen Dingen als alle anderen zusammen.«
    Elaynes Wangen röteten sich vor Verlegenheit. »Ich weiß nicht einmal annährend so viel, wie du zu glauben scheinst. Versuch es, Aviendha. Ich habe noch nie davon gehört, dass jemand Terʹangreale… lesen kann, aber wenn du das kannst, und wenn es auch nur ein bisschen ist, begreifst du nicht, wie großartig das wäre?«
    Aviendha nickte, doch in ihrem Gesicht blieb der Zweifel bestehen. Zögernd berührte sie einen schmalen schwarzen Stab, einen Schritt lang und so biegsam, dass man ihn zu einem Kreis biegen und er wieder in seine ursprüngliche Form zurückschnellen konnte. Berührte ihn und riss die Hand zurück, wischte sich die Finger unbewusst an ihrem Rock ab.
    »Der verursacht Schmerz.«
    »Das hat uns Nynaeve gesagt«, erwiderte Elayne ungeduldig, und Aviendha sah sie streng an.
    »Nynaeve alʹMeara hat nicht gesagt, dass du festlegen kannst, wie viel Schmerz jeder Schlag anrichtet.« Dann überfiel sie wieder die Unsicherheit, und ihre Stimme wurde zögernd.
    »Zumindest glaube ich, dass er das kann. Ich glaube, ein Schlag kann sich wie einer oder wie hundert anfühlen. Aber das sind bloß Vermutungen, Elayne. Ich glaube das lediglich.«
    »Mach weiter«, sagte Elayne aufmunternd. »Vielleicht finden wir etwas, mit dem wir es beweisen können. Was ist damit?« Sie ergriff eine seltsam geformte Metallkappe. Bedeckt mit seltsamen, rechteckigen Mustern, die von einer besonders feinen Gravur gebildet wurden, war sie viel zu dünn, um als Helm dienen zu können, war aber doppelt so schwer, wie es den Anschein hatte. Das Metall fühlte sich auch ganz schmierig an, nicht nur glatt, als wäre es eingeölt.
    Aviendha legte den Dolch zögernd zur Seite und drehte die Kappe in den Händen, bevor sie sie wieder auf dem Tisch ablegte und den Dolch an sich nahm. »Ich glaube, damit kann man eine Art von… Gerät steuern. Eine Maschine.« Sie schüttelte den Kopf, um den noch immer das Handtuch gebunden war. »Aber ich weiß nicht wie oder was für eine Maschine. Siehst du? Ich rate bloß herum.«
    Aber Elayne ließ sie nicht aufhören. Aviendha berührte ein Terʹangreal nach dem anderen oder nahm es auch kurz in die Hand, und jedes Mal hatte sie eine Antwort. Zögernd und mit der Warnung, dass es sich nur um eine Vermutung handelte, aber immer eine Antwort. Ein kleines Kästchen, scheinbar aus Elfenbein und mit gewundenen roten und grünen Streifen bedeckt, enthielt Musik, Hunderte Melodien, vielleicht Tausende. Bei einem Terʹangreal war das durchaus möglich. Eine flache weiße Schüssel von einem Schritt Durchmesser diente dazu, Dinge aus weiter Ferne zu beobachten, und eine hohe Vase mit grünen und blauen Schlingpflanzen - blauen Schlingpflanzen! - zog Wasser aus der Luft. Das klang nutzlos, aber Aviendha liebkoste sie beinahe, und nach kurzem Nachdenken erkannte Elayne, dass sie in der Wüste sehr nützlich sein würde. Wenn sie so funktionierte, wie Aviendha glaubte. Und jemand herausfinden konnte, wie man sie zum Funktionieren brachte. Das schwarzweiße Figürchen eines fliegenden Vogels mit ausgebreiteten Schwingen war dazu gemacht, um aus großer Distanz mit Leuten zu sprechen. Genau wie die blaue Frauenfigur, die klein genug war, um in Aviendhas Hand zu passen. Und wie fünf Ohrringe, sechs Fingerringe und drei Armreifen.
    Elayne beschlich schon der Verdacht, dass Aviendha aufgab und immer das Gleiche antwortete in der Hoffnung, dass sie zu fragen aufhörte, aber dann wurde ihr klar, dass die Stimme ihrer Schwester zusehends selbstbewusster wurde, dass die Proteste, sie würde nur raten, aufgehört hatten. Und ihre »Vermutungen« wurden

Weitere Kostenlose Bücher