Die Klinge der Träume
unterscheidet. Allerdings ist es sehr gefährlich, Lügen über Schwestern als Schattenfreunde zu wiederholen.«
»Ihr solltet eines glauben«, fügte Careane genauso ruhig hinzu. »Die Weiße Burg ist die Weiße Burg, jetzt und in alle Ewigkeit. Und Ihr steht vor drei Aes Sedai. Ihr solltet Eure Worte sorgfältig wählen, Hauptmann.«
Gomaisen rieb sich mit dem Handrücken über den Mund, aber in seinem Blick lag Trotz. Ein heimgesuchter Trotz. »Ich wiederhole nur das, was man auf jeder Straße hören kann«, murmelte er.
»Sind wir hier, um über die Weiße Burg zu reden?«, sagte Cordwyn mit einem Stirnrunzeln. Er leerte den Becher, bevor er fortfuhr, als würde ihm das Thema Unbehagen bereiten. Wie viel hatte er bereits getrunken? Er schien etwas unsicher auf den Beinen zu sein, und seine Worte klangen eine Spur undeutlich. »Die Burg ist Hunderte von Meilen weit weg, und was dort passiert, ist nicht unsere Sache.«
»Das stimmt, Freund«, sagte Bakuvun. »Das stimmt.
Unsere Sache sind Schwerter, Schwerter und Blut. Was uns zu dem unerfreulichen Thema Gold bringt, meine Lady.« Er wackelte mit den dicken, juwelengeschmückten Fingern.
»Wir verlieren jeden Tag Männer, einen Tag nach dem anderen, ohne dass ein Ende in Sicht ist, und in der Stadt kann man nur wenig vernünftigen Ersatz finden.«
»Überhaupt keinen, wie ich herausgefunden habe«, murmelte Cordwyn und musterte die junge Dienerin, die ihm nachschenkte. Seine Aufmerksamkeit ließ sie erröten, und sie erledigte ihre Aufgabe schnell und vergoss Wein auf den Boden, was Frau Harfor die Stirn runzeln ließ. »Die, die in Frage kommen würden, schreiben sich alle bei der Königlichen Garde ein.« Das stimmte; jeden Tag schien es mehr Dienstverpflichtungen zu geben. Die Königliche Garde würde eine Furcht einflößende Streitmacht werden. Irgendwann. Unglücklicherweise war die große Mehrheit dieser Männer noch Monate davon entfernt, ein Schwert schwingen zu können, ohne sich dabei selbst in den Fuß zu stechen, ganz davon zu schweigen, in einer Schlacht von Nutzen zu sein.
»Wie Ihr sagt, mein Freund«, murmelte Bakuvun. »Wie Ihr sagt.« Er schenkte Elayne ein breites Lächeln. Vielleicht sollte es freundlich sein, vielleicht auch vernünftig, aber es erinnerte sie an einen Mann, der ihr ein Schwein in einem Sack verkaufen wollte. »Selbst wenn wir hier fertig sind, wird es nicht einfach sein, neue Männer zu finden, meine Lady. Brauchbare Männer findet man nicht unter Salatblättern, nein, so funktioniert das nicht. Weniger Männer bedeutet weniger Geld bei unseren nächsten Auftraggebern. Eine unverrückbare Tatsache. Wir finden es nur gerecht, dass wir eine Entschädigung erhalten.«
In Elayne schoss Wut hoch. Sie glaubten, dass sie sie verzweifelt brauchte! Und was noch schlimmer war, sie hatten Recht. Zusammen repräsentierten diese drei Männer mehr als tausend Söldner. Selbst wenn man die in Betracht zog, die Guybon gebracht hatte, würde das einen schlimmen Verlust darstellen. Vor allem, wenn das andere Söldner auf den Gedanken brachte, dass sie für eine verlorene Sache kämpften. Söldner mochten es nicht, auf der Verliererseite zu stehen. Sie würden wie Ratten vor einem Feuer flüchten, um dem zu entgehen. Die Wut schoss in ihr hoch, aber sie zügelte sie. Wenn auch nur um Haaresbreite. Ihre Verachtung konnte sie allerdings nicht aus ihrer Stimme halten.
»Habt Ihr geglaubt, Ihr würdet keine Verluste haben? Habt Ihr erwartet, Wache zu stehen und dafür mit Gold bezahlt zu werden, ohne die Schwerter ziehen zu müssen?«
»Ihr habt für eine bestimmte Summe pro Tag unterschrieben«, warf Birgitte ein. Sie nannte die Summe nicht, weil jede Kompanie ihren eigenen Vertrag hatte. Dass die Söldnerkompanien jetzt aufeinander eifersüchtig wurden, war das Letzte, was sie nun gebrauchen konnte. Es hatte ohnehin schon den Anschein, dass die Hälfte der Gasthausschlägereien, die die Garde beendete, zwischen Männern verschiedener Kompanien ausbrachen. »Eine feste Summe. Um es brutal auszudrücken, je mehr Männer ihr verliert, desto größer ist euer Profit.«
»Ah, Generalhauptmann«, sagte der Mann tonlos, »aber Ihr vergesst das Totengeld, das an die Witwen und Waisen gezahlt werden muss.« Gomaisen unterdrückte einen erstickten Laut, und Cordwyn starrte Bakuvun ungläubig an und versuchte es dann zu überspielen, indem er seinen Becher erneut leerte.
Elayne bebte am ganzen Leib, die Hände auf den Stuhllehnen wurden zu
Weitere Kostenlose Bücher