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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schüttelte dann den Kopf. Der dicke goldene Zopf baumelte langsam hin und her.
    »Das ist nicht gut, wenn sie im Dienst sind, Elayne. Sie sollen sich auf ihre Pflichten konzentrieren und sich nicht anhimmeln.« Sie hob ihre Stimme nicht, aber Denis Wangen röteten sich, und ihr Lächeln verschwand, und sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Korridor. Vielleicht war das besser so, aber es war trotzdem schade. Wenigstens irgendjemand sollte etwas Spaß in seinem Leben haben.
    Das Kartenzimmer war der zweitgrößte Ballsaal des Palasts und überaus geräumig. In vier rot geäderten Marmorkaminen brannten kleine Feuer unter den gemeißelten Simsen, eine kuppeiförmige, teilweise vergoldete Decke wurde von weit auseinander liegenden Säulen gestützt, die zwei Spannen von den weißen Marmorwänden entfernt waren, von denen man sämtliche Wandteppiche abgenommen hatte. Es gab genug Spiegellampen, um den Raum so zu erhellen, als hätte er Fenster. Der größte Teil des Fliesenbodens stellte eine detaillierte Mosaikkarte von Caemlyn dar, die ursprünglich vor mehr als tausend Jahren angefertigt worden war, nach der Fertigstellung der Neustadt, aber vor der Ausbreitung Niedercaemlyns. Lange bevor es ein Andor gegeben hatte, selbst lange vor Artur Falkenflügel. Sie war seitdem mehrere Male erneuert worden, da Fliesen verblichen oder sich abgenutzt hatten, und so war jede Straße korrekt dargestellt - jedenfalls bis zum heutigen Tag, und das Licht gab, dass es noch immer so war -, und obwohl im Laufe der Jahre viele Gebäude ersetzt worden waren, unterschieden sich selbst einige Gassen nicht von dem, was der gewaltige Stadtplan zeigte.
    In absehbarer Zukunft würde es aber keinen Tanz im Kartenzimmer geben. Lange Tische zwischen den Säulen bewahrten weitere Karten, einige davon groß genug, über die Ränder hinauszuragen, und Regale an den Wänden hielten Stapel von Berichten, die nicht so heikel waren, dass man sie einschließen oder dem Gedächtnis anvertrauen und danach verbrennen musste. Birgittes breiter Schreibtisch, der fast mit Körben voll gestellt war, in denen sich größtenteils Papier stapelte, stand am anderen Ende des Raums. Als Generalhauptmann hatte sie ihr eigenes Arbeitszimmer, aber nachdem sie das Kartenzimmer entdeckt hatte, war sie zu der Einsicht gelangt, dass der Bodenplan einfach zu gut war, um nicht benutzt zu werden.
    Eine kleine, rot bemalte Holzscheibe markierte die Stelle auf der Außenmauer, wo zuvor der Angriff zurückgeschlagen worden war. Birgitte hob sie im Vorbeigehen auf und warf sie in einen runden Korb auf ihrem Schreibtisch, der mit diesen Dingern gefüllt war. Elayne schüttelte den Kopf. Es war ein kleiner Korb, aber falls es ausreichend gleichzeitige Angriffe gab, dass man so viele Scheiben brauchte…
    »Meine Lady Birgitte, ich habe den Bericht über das zur Verfügung stehende Futter, um den Ihr gebeten habt«, sagte eine Frau, deren Haar langsam grau wurde, und hielt ein mit ordentlichen Reihen gefülltes Blatt hin. Der Weiße Löwe auf der Brust ihrer ordentlichen braunen Tracht war klein. Fünf andere Schreiber fuhren mit kratzenden Schreibfedern mit ihrer Arbeit fort. Sie gehörten zu Meister Norrys vertrauenswürdigsten Leuten, und Frau Harfor hatte höchstpersönlich das halbe Dutzend Boten in weißroten Livreen ausgewählt, die hinter den kleinen Pulten der Schreiber an der Wand standen; es handelte sich um flinke junge Männer, eigentlich noch Jungen. Einer von ihnen, ein hübscher Kerl, fing an sich zu verbeugen, bevor er errötend aufhörte. Birgitte hatte die Frage der Ehrenbezeugungen für sie und andere Adlige mit ein paar kurzen Worten ein für alle Mal geregelt. Die Arbeit kam an erster Stelle, und jeder Adlige, dem das missfiel, konnte einen Bogen um das Kartenzimmer machen.
    »Danke, Frau Anford. Ich sehe es mir später an. Wenn Ihr und die anderen draußen warten würdet, bitte?«
    Frau Anford trieb schnell die Boten und die anderen Schreiber zusammen, gab ihnen gerade genug Zeit, die Tintenfläschchen zuzustöpseln und ihre Arbeit abzudecken. Keiner zeigte auch nur die geringste Überraschung. Sie waren daran gewöhnt, dass man von Zeit zu Zeit wünschte, unter sich zu sein. Elayne hatte gehört, dass das Kartenzimmer nun auch das Zimmer der Geheimnisse genannt wurde, obwohl es hier eigentlich nichts gab, was besonders geheim war. Das war in ihren Gemächern weggeschlossen.
    Während die Schreiber und Boten hinausgingen, begab sich Elayne zu einem der

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