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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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mag es nicht, wenn Ihr Geheimnisse vor mir habt. Wo ist Aviendha?« Catalyn Haevin, eine wilde junge Frau mit kühlem Blick - in Wahrheit war sie noch ein Mädchen, das noch lange Monate von ihrer Volljährigkeit entfernt war, auch wenn ihr Vormund sie im Stich gelassen hatte, damit sie ihren eigenen Weg gehen konnte -, war stolz bis zu den Zehennägeln und hielt das speckige Kinn hoch erhoben. Aber das konnte auch an dem großen Emailleabzeichen mit Haevins Blauem Bären liegen, das den hohen Kragen ihres blauen Reitkleides schmückte. Sie hatte angefangen, Dyelin gegenüber Respekt und ein gewisses Misstrauen zu zeigen, seit sie sich mit ihr und Sergase ein Bett teilen musste, aber bei Elayne bestand sie auf jedem Vorrecht einer Hohen Herrin.
    »Wir alle haben es gehört«, sagte Conail Northan. Schlank und hochgewachsen in einem roten Seidenmantel, mit vergnügt funkelnden Augen und einer Adlernase, war er volljährig, wenn auch erst ein paar Monate seit seinem sechzehnten Namenstag vergangen waren. Er stolzierte daher und strich viel zu vernarrt über den Schwertgriff, aber er schien harmlos zu sein. Nur jungenhaft, ein unvorteilhafter Wesenszug bei einem Hohen Herrn. »Und keiner von uns konnte abwarten, zu erfahren, wann Luan und die anderen sich uns anschließen werden. Die beiden hier wären den ganzen Weg sogar gelaufen.« Er zerzauste den beiden jüngeren Jungen an seiner Seite die Köpfe, Perival Mantear und Branlet Gilyard, die ihm finstere Blicke zuwarfen und sich mit den Fingern durchs Haar fuhren, um es glatt zu streifen. Perival errötete. Ziemlich klein, aber bereits recht hübsch war er mit zwölf Jahren der jüngste, doch Branlet war nur ein Jahr älter.
    Elayne seufzte, aber sie konnte sie nicht bitten zu gehen.
    Auch wenn die meisten von ihnen eigentlich noch Kinder waren - vielleicht auch alle, wenn man Conails Benehmen betrachtete -, waren sie doch alle die Führer ihrer Häuser und zusammen mit Dyelin ihre wichtigsten Verbündeten. Sie wünschte sich allerdings, sie wüsste, wie sie von dem Zweck von Dyelins Reise erfahren hatten. Das hatte ein Geheimnis bleiben sollen, bis feststand, welche Neuigkeiten Dyelin brachte. Noch eine Aufgabe für Reene. Ungehinderter Klatsch, der falsche Klatsch, konnte genauso gefährlich wie Spione sein.
    »Wo ist Aviendha?«, verlangte Catalyn zu wissen. Seltsamerweise war sie sehr eingenommen von Aviendha. Fasziniert war das bessere Wort. Und sie hatte allen Ernstes erreichen wollen, dass Aviendha ihr den Umgang mit dem Speer beibrachte!
    »Also, meine Lady«, sagte Conail und ging lässig zum Tisch, um sich einen blauen Pokal mit Wein zu füllen, »wann stoßen sie zu uns?«
    »Die schlechte Neuigkeit ist, dass sie das nicht tun werden«, sagte Dyelin ruhig. »Die gute Nachricht ist, dass sie alle Arymillas Einladung abgelehnt haben, sich auf ihre Seite zu schlagen.« Sie räusperte sich laut, als Branlet nach der Weinkanne griff. Seine Wangen röteten sich, und er nahm die andere Kanne, als hätte er sie die ganze Zeit gemeint. Der Hohe Herr von Haus Gilyard, doch trotz des Schwertes an seiner Hüfte noch ein Junge. Auch Perival trug ein Schwert, das über den Boden schleifte und zu groß für ihn aussah, aber er hatte sich bereits mit Ziegenmilch bedient. Catalyn schenkte sich Wein ein und grinste die Jüngeren spöttisch an, ein überlegenes Lächeln, das verschwand, als sie Dyelins Blick bemerkte.
    »Das soll eine gute Nachricht sein?«, sagte Birgitte. »Soll man mich doch zu Asche verbrennen, wenn es das nicht ist. Ihr bringt ein verdammtes, halb verhungertes Eichhörnchen und nennt es eine Rinderhälfte.«
    »Sarkastisch wie immer«, sagte Dyelin trocken. Die beiden Frauen starrten sich finster an, Birgittes Hände ballten sich zu Fäusten, Dyelins Finger tasteten über den Dolch an ihrem Gürtel.
    »Keinen Streit«, sagte Elayne und legte Schärfe in ihren Tonfall. Die Wut in dem Bund half. Manchmal hatte sie die Befürchtung, die beiden würden sich noch prügeln. »Mir steht heute nicht der Sinn nach euren Wortgefechten.«
    »Wo ist Aviendha?«
    »Fort, Catalyn. Was habt Ihr sonst noch in Erfahrung bringen können, Dyelin?«
    »Wo ist sie hin?«
    »Sie ist weg«, sagte Elayne ruhig. Saidar oder nicht, sie wollte das Mädchen ohrfeigen. »Dyelin?«
    Die Hohe Herrin trank einen Schluck Wein, um das Ende ihres Blickeduells mit Birgitte zu überspielen. Sie trat an Elaynes Seite, nahm den silbernen Schwertkämpfer, drehte ihn um, setzte ihn wieder ab.

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