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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Sie
war nicht in der Stimmung, solche Redensarten erheiternd zu finden.
Graf Max schwieg deshalb und half statt dessen endlich seiner
Gemahlin in den Sattel. Danach hob er den Knaben zu ihr empor. In der
Dunkelheit vergewisserte er sich, mehr tastend als sehend, daß
beide sicher saßen. Anschließend drückte er noch
einmal Idas Arm, mit dem sie den Jungen hielt, während ihre
Linke die Zügel faßte, und raunte: "Lebt wohl, ihr
beiden, Gott schütze euch. Ich bin sicher, wir werden uns bald
wiedersehen!"
    "Ja, das hoffe ich auch",
flüsterte Ida, während er zurücktrat.
    Nachdem nunmehr alle
aufbruchbereit im Sattel saßen, schwang sich auch Graf Max auf
ein eigens bereitgehaltenes Pferd. Er ritt dem Zug voraus. Schweigend
folgte die aus sieben Personen bestehende Reiterschar. Niemand
sprach, nur das Stampfen der Rosse und das Knirschen des Lederzeugs
waren in der Stille der sternenlosen Nacht zu hören.
    Sie passierten das
innere Tor am Südende der Burg. Als sie kurz darauf am Nordtor
anlangten, zügelte der Burgherr vor der Torhalle sein Reittier
und befahl den Wächtern, die Zugbrücke herunterzulassen.
Schweigend ließ er danach die Schar an sich vorüberziehen.
Einige der Pferde schnaubten nervös und warfen die Köpfe
hoch, während sie geräuschvoll über das Pflaster des
Torganges klapperten. Als sie hintereinander die hölzerne Brücke
überquerten, war weithin das hohle Poltern der Hufe zu hören,
das nach dem letzten der Reiter ebenso unvermittelt abbrach, wie es
begonnen hatte. Zurück blieb schweren Herzens der Burgherr,
dessen ohnehin gespielte Zuversicht verflogen war, weil er wußte,
daß die Seinen einem ebenso ungewissen Schicksal
entgegengingen, wie er selbst.
    Dietrich übernahm
nun auf seinem mächtigen Rappen Titus die Führung. Er
stellte befriedigt fest, daß die herrschende Finsternis sie
gleich einem Schutzmantel einhüllte und vor neugierigen
Späheraugen schützte. Hinter ihm folgte auf einem Wallach
sein neu ernannter Knappe Roland von Husen, der ein mit Reisegepäck
beladenes Saumpferd am Zügel führte. Greif hielt sich auf
einen scharfen Befehl hin dicht neben dem Roß des Jungen.
Gräfin Ida von Ortenburg ritt auf einem etwas nervös
wirkenden Zelter hinter ihm. Vor sich auf dem Schoß hatte sie
ihren kaum dreijährigen Sohn Bernhard sitzen, den sie sorgsam
mit einer Hand festhielt. Ihre Zofe Bertha ritt, ebenfalls auf einem
Zelter, dicht hinter ihr. Die Nachhut bildeten die beiden
kampferprobten Kriegsknechte Giselbert und Erdmann auf starkknochigen
Rossen .
    Langsam, um
möglichst wenig Lärm zu verursachen, ritt die Schar den
Burgweg hinab. Alle außer Giselbert trugen wegen der zu dieser
Jahreszeit noch empfindlichen Nachtkälte einen Umhang. Die
Gräfin war in einen mit Kaninchenfell gefütterten Überwurf
gehüllt, während die übrigen sich mit wollenen Mänteln
begnügten. Sie ließen die wie ein ruhender Koloß im
Dunkel aufragende Burg hinter sich und stießen schließlich
auf die alte Römerstraße. Dort schlug Dietrich eine
schnellere Gangart an. Er hatte seine Begleiter ermahnt, kein lautes
Wort fallen zu lassen, denn es war durchaus möglich, daß
des Geroldseckers Kundschafter bereits die Gegend durchstreiften.
    Um sie herum war
jedoch nichts zu hören, außer dem gedämpften
Hufschlag, dem Schnauben der Rosse und dem leisen Knirschen des
Sattelzeugs. Der kleine Bernhard schlief in den Armen seiner Mutter,
die ihn sorgsam in die Falten ihres Mantels gebettet hatte. Die
Bewegungen ihres Reitpferdes schienen ihn nicht zu stören.
    Auf ihrem Weg kamen
sie zuweilen einem schnell fließenden Nebenarm der Künzig
nahe, dessen monotones Rauschen die Landschaft erfüllte. Solche
Abschnitte, wo der Fluß stärker lärmte und alle
anderen Geräusche übertönte, nutzten Dietrich und
seine Begleitung zu einem verhaltenen Trab, um Zeit zu gewinnen.
Dabei mußten sie sich ganz auf ihre Pferde verlassen, die sich
trotz der herrschenden Dunkelheit instinktsicher auf der Straße
zurechtfanden.
    Nach geraumer Zeit
zügelte Dietrich sein Roß und drängte es an die Seite
von Gräfin Idas Zelter. Mit unterdrückter Stimme fragte er
sie: „Soll ich Euch den Knaben abnehmen, damit Ihr Euch ein
wenig entspannen könnt?“
    „ Laßt nur“,
flüsterte Ida zurück. „Er schläft, und mir macht
es nichts aus, ihn zu halten.“
    „ Gut, aber sagt es mir,
wenn es Euch ermüdet.“
    „ Ich danke Euch, Dietrich.
Aber seid unbesorgt. Wenn es notwendig sein sollte, werde ich Eure
Hilfe gerne

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