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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Abstand folgen, und ich entscheide an Ort und Stelle, ob wir
die Flußseite wechseln.“
    „ Was sollen wir tun, wenn
wir etwas Verdächtiges bemerken?“ fragte Giselbert, ein
vierschrötiger, dunkler Kämpe, wie man jetzt im hellen
Licht des Morgens sehen konnte. Er mochte auf die Vierzig zugehen,
aber seine geschmeidigen Bewegungen zeugten von unverbrauchter Kraft.
In seiner bedächtigen Art strahlte er Ruhe und Zuverlässigkeit
aus, und Dietrich fühlte, daß er sich auf ihn verlassen
konnte.
    „ In diesem Fall soll Roland
zu uns zurückkommen und mir sagen, was los ist. Du bleibst
inzwischen auf deinem Platz, bis ich eine Entscheidung getroffen
habe. Notfalls werden wir hier auf dieser Seite des Flusses bleiben
und versuchen, uns in dem unwegsamen Gelände bis zum Ziel
durchzuschlagen.“
    „ Das wird Euch aber viel
Zeit kosten“, sagte Erdmann in seltsam beschwörendem Ton.
„Da wäre es doch besser, das Risiko einzugehen, dem einen
oder anderen Geroldsecker Waffenknecht zu begegnen! Mit ein paar
wenigen werden wir schon fertig.“
    Dietrich wurde
hellhörig. Er hatte ihr Ziel, die Burg Husen, im Beisein der
beiden Kriegsknechte bisher mit keiner Silbe erwähnt, und auch
Erdmann hatte keinen Namen genannt. Trotzdem fand er dessen Bemerkung
eigenartig.
    „ Woher willst du wissen,
daß wir viel Zeit verlieren, wenn wir die Brücke nicht
überqueren?“
    Erdmann zuckte
gleichmütig die Schultern. „Jeder von uns weiß doch,
wie lange wir bis hierher schon brauchten. Und die Wegverhältnisse
werden sich so weit ab von der Straße nicht bessern.“
    Die Antwort
zerstreute zwar Dietrichs Mißtrauen, aber umstimmen ließ
er sich deswegen nicht. „Einerlei - wir werden vorgehen, wie
ich gesagt habe. Brechen wir auf, um nicht noch mehr Zeit mit
nutzlosem Geschwätz zu vertun!“
    Er wandte sich den
Frauen zu, die sich inzwischen erhoben hatten. Der kleine Bernhard,
der nach wie vor mit Greif beschäftigt war, befand sich in ihrer
Mitte. Dietrich vermied es, die Gräfin anzusehen, denn innerlich
grollte er immer noch über die zu Unrecht erlittene
Zurechtweisung. Aber als er vor den dreien stand, ermannte er sich
und sah Ida aufmerksam an.
    „ Überlaßt mir
jetzt Euren Sohn“, sagte er entschlossen zu ihr, bereit, ihr
mit scharfer Rede das Wort abzuschneiden, falls sie versuchen sollte,
ihn erneut abzukanzeln. „Ich nehme ihn zu mir in den Sattel,
denn wir müssen erneut ein gehöriges Stück unwegsamen
Geländes durchqueren. Ihr werdet alle Hände voll zu tun
haben, um Euer Pferd sicher hindurchzulenken.“
    Zu seinem Erstaunen
schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln. "Ich danke Euch,
Herr Ritter, für Eure Fürsorge, die Ihr uns schwachen
Frauen angedeihen laßt und die uns vieles auf dieser
anstrengenden Reise erleichtert."
    Unter
normalen Umständen wären diese so angenehm klingenden Worte
dem jungen Ritter den Hals hinuntergegangen wie Öl. Der
unbillige harsche Tadel von vorhin steckte jedoch noch in seinem
Kopf. Nein, so leicht würde sie mit ihrer geschliffenen Zunge
sein erwachtes Mißtrauen nicht beseitigen können! Wortlos
und mit unbewegtem Gesicht half er ihr auf ihren Zelter, hob
dann den Knaben auf seinen Rappen und schwang sich hinter ihm in den
Sattel. Er bemerkte sehr wohl ihren forschenden Blick, aber er tat,
als sähe er das nicht. Mochte sie ihn anstarren, so lange es ihr
gefiel, er hatte jetzt Besseres zu tun, als sich mit ihren Launen zu
beschäftigen! Mit einem Schenkeldruck wandte er das Roß
der kleinen Schar zu.
    „ Erdmann, du übernimmst
das Saumroß und hältst dich hinter den Frauen.“
    Der
Angesprochene nickte wortlos und ergriff die Zügel des
Lasttieres, die Roland ihm hinstreckte. Dietrich musterte den hageren
Kriegsknecht. Er sah zu, wie Erdmann das am langen Zügel
geführte Packpferd vom Sattel aus geschickt an die Seite seines
Reittieres heranzog.
    Unterdessen
entfernten sich Giselbert und Roland. Greif, der dem Ruf Rolands
sichtbar widerstrebend gehorchte, trottete hinter ihren Rossen her.
Dabei blieb er hin und wieder stehen und blickte zurück auf den
Platz, wo er seinen selbsterkorenen Schützling Klein-Bernhard
verlassen hatte, als verstünde er nicht, wie man ihn seines
Wächteramtes berauben konnte.
    Dietrich beschloß,
eine Weile zu warten, ehe er ihnen mit den anderen folgte. Er blickte
zum Himmel und sah, daß die Bewölkung mehr und mehr
auflockerte und sich blaue Streifen auftaten. Bald würde die
Sonne durchkommen und die Morgenkühle vertreiben.

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