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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Abschied und zog sich dann wieder in ihre Gemächer
zurück. Auf dem Gesicht des Grafen lag ein verwunderter
Ausdruck, als er ihr nachsah. Dann besann er sich und ließ den
jungen Roland von Husen in die Halle rufen.
    Dietrich aber atmete
auf. Die unerträgliche Spannung, die ihn während Idas
Anwesenheit erfaßt hatte, ließ nach. Die ganze Zeit über,
während Ida sich in der Halle befand, waren sie gestanden. Das
fiel auch dem Burgherrn erst auf, als sie sich bereits wieder
entfernt hatte. Da er Roland keinesfalls im Stehen zu empfangen
gedachte, weil das unter seiner Würde gewesen wäre, setzte
er sich eilig in seinen Sessel und nötigte auch seinen Vasallen
mit einer Geste, das gleiche zu tun.
    „ So,
wie ich den Jungen
einschätze“, wandte er sich, während sie warteten,
Dietrich zu, „kann er dir eine große Hilfe sein.“
    „ Meint Ihr?“ Die
Skepsis in Dietrichs Stimme war nicht zu überhören.
    Graf Max lächelte
nachsichtig. „Wir wollen nicht hoffen, daß er schon bei
dieser Reise auf die Probe gestellt wird. Bei Gott, das wünsche
ich wirklich nicht! Wenn er jetzt kommt, dann überlasse ich es
dir, ihn zu deinem Knappen zu berufen! Wir wollen es kurz machen,
denn für eine Zeremonie ist keine Zeit. Wir können die
Feier vielleicht nachholen, wenn du zurück bist...sofern ich
noch lebe. Dann werde ich ihm in aller Form Schild und Kurzschwert
übergeben. Beschränke dich also heute auf die Ernennung.“
    Dietrich kam nicht
mehr dazu, sich zu äußern, da sich in diesem Augenblick
die Tür zur Halle öffnete. Zögernd trat ein
dunkelblonder schmalgesichtiger Jüngling ein und blieb wortlos
an der Tür stehen.
    „ Tritt ruhig näher,
Roland!“ rief Graf Max ihm aufmunternd zu, während
Dietrich den Jungen unauffällig musterte. Er war von kleinerem
Wuchs und sehr schlank, ohne jedoch schmächtig zu wirken.
Vielmehr verriet sein federnder Gang, daß er sich wohl durch
entsprechende Laufübungen stählte. Mit scheuem Blick
wanderten seine blaugrünen Augen von einem zum anderen.
    Noch etwas
schüchtern trat er vor die beiden Männer hin. „Ihr
habt mich rufen lassen, Herr?“ sagte er leise zu dem Burgherrn.
Es war ihm eingeschärft worden und ihm längst in Fleisch
und Blut übergegangen, den Grafen in Gegenwart von Besuchern
nicht mit "Onkel" anzureden.
    Der Graf wies mit
der Hand auf den Ritter neben sich. „Dietrich vom Hain, mein
langjähriger treuer Waffengefährte, hat dir etwas zu sagen,
Roland.“
    Da der Junge darauf
nicht vorbereitet war, wandte er sich dem Ritter mit sichtbarem
Erstaunen zu und sah ihn mit großen Augen an. Es war erkennbar,
daß er dabei ängstliche Gedanken wälzte, als ob er
nachdächte, was er womöglich falsch gemacht haben könnte.
    Auch Dietrich fiel
das auf, und die Gunst des Augenblicks nutzend, setzte er eine
strenge Miene auf, um sich von vornherein den nötigen Respekt zu
verschaffen. „Nun, mein Junge“, sagte er langsam. "Ich
habe eine Botschaft für dich, die dein Leben verändern
wird!"
    Der arme Roland,
nunmehr geplagt von unbestimmten Befürchtungen, fühlte, wie
ihm heiß wurde. "Ja?" war alles, was er im Flüsterton
hervorbrachte.
    Wie alt bist du?“
    „ Vor zwei Monden bin ich
Fünfzehn geworden.“
    „ Das rechte Alter, um zum
Waffendienst berufen zu werden! Was meinst du dazu?“
    Der junge Mann wurde
rot im Gesicht. Er nickte und lächelte dabei unsicher, aber doch
irgendwie erleichtert. Es schien ihm zu dämmern, daß man
ihn nicht herbestellt hatte, um ihn zu maßregeln.
    Dietrich bemühte
sich jetzt, ihm jede weitere Verlegenheit zu ersparen. Er erhob sich
und trat mit ernstem Gesicht vor den Burschen hin. Um dem einfachen
Zeremoniell eine gewisse Bedeutung zu verleihen, sagte er: „Knie
nieder!" Roland gehorchte, und Dietrich legte ihm feierlich die
Rechte auf die Schulter. "Du wirst von nun an mein Waffenträger
sein. Ich ernenne dich hier und heute zu meinem Knappen!“
    Schweigend trat
Dietrich zurück, wobei er krampfhaft ein Lachen unterdrückte,
denn er sah, daß jetzt nicht nur die Wangen des Jünglings
flammend rot wurden, sondern auch seine Ohren zu glühen
begannen. Dabei strahlte er über das ganze Gesicht, brachte aber
vor Freude kein Wort über die Lippen.
    Graf Max erbarmte
sich und machte der Befangenheit des frischgebackenen Schildknappen
ein Ende. „So, Roland, nun weißt du Bescheid. Bereite
dich nur gleich auf deine neue Aufgabe vor, denn sie beginnt heute
nacht! Du wirst deinen neuen Herrn auf einer wichtigen

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