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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Fahrt
begleiten!“
    Der Junge blieb
schweigend vor den beiden Männern stehen. Mit erneut wachsender
Verlegenheit blickte er von einem zum anderen.
    „ Nun?“ fragte Graf
Max und runzelte die Stirn. „Hast du noch etwas auf dem
Herzen?“
    Roland nickte stumm.
Flehend blickte er den Grafen an. „Darf ich...kann ich...Greif
mitnehmen?“
    Der Burgherr begann
zu lächeln und warf Dietrich einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Das mußt du deinen neuen Herrn fragen!“
    Dietrich sah den
Knappen scharf an und machte ein finsteres Gesicht. „Greif? Ist
das nicht dieser schwarze Wolfshund, der am liebsten allein auf
Hasenjagd geht, wie einem hin und wieder zu Ohren kommt?“
    Roland nickte
beklommen. „Ja, Herr. Aber ich bin dabei, ihm das
abzugewöhnen.“
    Dietrichs Gesicht
entspannte sich, und er gab sich großzügig. „Nehmen
wir einmal an, dieser Hund handelt gerne selbständig. Das kann
manchmal von Vorteil sein. Gehorcht er dir sonst einigermaßen?“
    „ Aufs Wort, Herr!“
    „ Dann will ich es gut sein
lassen, Knappe. Er gehört ab sofort zur Mannschaft!“
    Das Gesicht des
Jungen begann erneut in brennendem Rot zu leuchten, diesmal vor
Freude und Stolz, daß sein Liebling von Dietrich gnädig
akzeptiert wurde. Nachdem er noch einige Anweisungen erhalten hatte,
entfernte er sich.
    Da inzwischen alles
besprochen war, verabschiedete Graf Max auch den Besucher, und
Dietrich verließ eilig die Burg, um zu Hause die notwendigen
Vorkehrungen zu treffen.
    *
    Einige Zeit nach
Mitternacht fand sich eine kleine Reisegesellschaft im Burghof
zusammen. Noch war nicht allgemein bekannt, daß Urban von
Geroldseck einen Angriff plante. Es herrschte die gewohnte nächtliche
Stille. Weder die Bewohner von Dattenwiller noch diejenigen der
weiter entfernten und verstreuten Gehöfte hatten sich schon
hinter die schützenden Mauern der Feste geflüchtet, weil
sie die drohende Gefahr nicht kannten. Der Burgherr hielt eine
entsprechende Botschaft absichtlich zurück, um die heimliche
Abreise der von Dietrich geführten Schar nicht zu gefährden.
Erst wenn er diese auf ihrem Reiseweg wußte, sollten auch die
außerhalb der Burg lebenden Bewohner seines
Herrschaftsbereiches benachrichtigt werden.
    Im Hof war es
stockfinster. Graf Max hatte angeordnet, keine Fackeln anzuzünden,
um keine Aufmerksamkeit in der Burg zu erregen. Er hoffte, dadurch zu
vermeiden, daß außer den Torwächtern jemand
bemerkte, wer hier im einzelnen zu einem längeren Ritt aufbrach.
Die Reisegruppe verhielt sich so leise wie möglich. Nur die
Pferde schnaubten ungeduldig in Erwartung des Aufbruchs. Greif, der
schwarze Wolfshund Rolands, in der Finsternis kaum zu erkennen,
umrundete ein ums andere Mal den Reitertrupp. Die Pferde, an denen er
vorbeikam, streckten neugierig die Köpfe vor und pusteten ihn
an, während er unbekümmert seine Kreise zog.
    Da es dunkel war und niemand
zusehen konnte, zog Graf Max zum Abschied ungeniert seine junge
Gemahlin, die den Knaben an der Hand hielt, an sich. Bei Tageslicht
hätte er das wohl unterlassen, da er sehr auf seine Würde
bedacht war und Gefühlsäußerungen in der
Öffentlichkeit ihn stets verlegen machten.
    "Halte dich und unseren Sohn
warm, Liebes!" flüsterte er nervös. "Es ist
ziemlich frisch hier draußen, und ich möchte nicht, daß
ihr beiden euch erkältet!"
    "Jaja, sei unbesorgt, wir
sind warm angezogen", flüsterte sie zurück. "Mehr
Kummer bereitet mir die Ungewissheit, der wir entgegengehen!"
    "Ach, es wird nichts
passieren. Dietrich paßt schon auf, darauf kannst du dich
verlassen!"
    "Ja, wenn du es sagst...du
kennst ihn besser als ich."
    "Eben. Und das gibt mir die
Gewißheit, daß er euch sicher ans Ziel bringt. Und auf
den Knaben wird ja auch deine Kammerfrau Bertha achtgeben, da mach
dir mal keine Sorgen."
    "Aber du, was wirst du tun,
wenn der Geroldsecker unsere Burg angreift?"
    "Ach der!..." flüsterte
Graf Max wegwerfend, um ihre berechtigte Sorge zu zerstreuen. "Dem
schlagen wir aufs Haupt, daß er die Engelein im Himmel singen
hört!"
    "Mach keine Späße,
mein Gemahl! Ich weiß sehr wohl, daß er viele Krieger auf
die Beine bringt. Wohl an die hundert!"
    "Das mag sein. Aber um eine
feste Burg wie die unsere zu überrennen, braucht es mehr als
hundert Mannen. Komm jetzt, es ist Zeit!"
    Er drückte sie noch einmal
an sich, nahm anschließend seinen Sohn auf den Arm und küßte
ihn und flüsterte Ida zu: Unser kleiner Krieger wird dich ja
auch beschützen!"
    Ida gab darauf keine Antwort.

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