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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Gräfin
dicht neben sich und nahm dessen Zügel so kurz wie möglich.
„Auf die rechte Seite, Erdmann!“ befahl er dem
Kriegsknecht, der auf seinem Roß hinter ihnen wartete.
    Vorsichtig lenkte er
Titus zu dem abgeflachten Uferstreifen, der einzigen Stelle, die
überhaupt einen Zugang zu dem schäumenden Wildbach
ermöglichte. Davor und dahinter fiel das Ufer steil und daher
unpassierbar ab. Der sonst lammfromme Zelter warf nervös den
Kopf empor, rollte die Augen und wieherte schrill. Dietrich hielt ihn
mit eisernem Griff dicht an seiner Seite. Er spürte, wie Idas
nacktes Bein gegen das seine gedrückt wurde.
    Hinter ihnen machte
Greif Anstalten, sich ebenfalls in den zum reißenden Fluß
angeschwollenen Bach zu stürzen. Roland schrie: „Zurück,
Greif. Komm sofort zurück!“
    Mittlerweile ging
das tosende Wasser den Pferden bis zur Brust. Aber noch hatten sie
Boden unter den Füßen. Dietrich spürte, wie Titus
seinen mächtigen Leib gegen die anbrandenden Wassermassen
stemmte. Wie ein Fels zerteilte er die endlose, ungebärdige
Flut. Furchtlos und zielstrebig arbeitete sich das Pferd vorwärts.
Die Wellen umspülten längst die Beine der Reiter. Wolken
von Gischt ergossen sich über Dietrich, so daß er bald vor
Nässe troff. Auf der anderen Seite der Gräfin hatte Erdmann
wenig Mühe, mit seinem Roß auf gleicher Höhe zu
bleiben.
    An der tiefsten
Stelle des Baches verlor Titus für einen Augenblick den Boden
unter den Füßen. Er mußte schwimmen. Die Veränderung
seiner Bewegungen hatte unliebsame Folgen. Während Dietrich die
Zügel des Rappen von Anfang an locker gehalten hatte, mußte
er jetzt auch die des Zelters lockern, damit das Tier seinen Kopf
über Wasser halten konnte. Das schwächere Pferd der Gräfin
kam jedoch nicht so schnell in dem tobenden Fluß voran wie
Titus, wodurch das Hinterteil des Zelters plötzlich unmittelbar
dem Anprall der Wassermassen ausgesetzt war. Mit panikartigem Wiehern
und wild rollenden Augen drehte sich das Tier gegen die Flußrichtung.
Dadurch wurde auch Erdmanns Pferd abgedrängt. Es verlor
jeglichen Halt, und Dietrich sah entsetzt, wie es samt Reiter hilflos
von den Wassermassen davongetragen wurde.
    Titus hatte
mittlerweile wieder Grund gefunden. Zwei Drittel des Wildwassers
hatte er bereits durchquert. Dietrich zog mit zusammengebissenen
Zähnen den Zelter zu sich heran, der sich heftig dagegen
sträubte.
    „ Stoßt Eurem Roß
die Fersen in die Weichen, damit es begreift, was es tun soll“,
schrie Dietrich, um die lärmenden Wassermassen zu übertönen.
Der Zelter der Gräfin wieherte voller Entsetzen, ruderte
verzweifelt mit den Beinen und drohte in die Flußmitte
abzudriften. Um Roß und Reiterin nicht zu verlieren, zwang
Dietrich Titus zu einer Seitwärtsbewegung, die der Rappe nur
unwillig ausführte. Der Hengst spürte, daß das
riskante Manöver ihn infolge der ihn unaufhörlich
bedrängenden Wassermassen von den Beinen zu reißen drohte.
    In all dem Toben der
Elemente warf Dietrich einen raschen Blick auf Ida. Verblüfft
sah er, daß sie sich zwar fest an die Mähne ihres Rosses
klammerte, aber Angst malte sich nicht auf ihrem Gesicht. Inmitten
der brüllenden Kakophonie des entfesselten Flusses, trafen sich
für einen kurzen Moment ihre Augen. Es war unglaublich! Sie
lachte ihm zu, daß ihre weißen Zähne blitzten. Über
Dietrichs Gesicht wetterleuchtete gedankenschnell ein verwegenes
Grinsen. Er fühlte eine Welle von Zuversicht in sich aufsteigen
- aller Gefahr zu Trotz. Dann war es vorbei. Er wandte sich wieder
dem Fluß zu.
    In diesem Moment
tauchte neben dem Zelter ein kastanienbraunes Pferd auf, gelenkt von
seinem tollkühnen Reiter, dem es gelang, Gräfin Idas Tier
rechtzeitig wieder in seine ursprüngliche, sichere Lage
zurückzudrängen, bevor es von den schäumenden Wellen
davongetragen werden konnte.
    Es war Roland, der
vom Ufer aus die Gefahr erkannt hatte. Ohne zu zögern, hatte er
seinem Pferd die Sporen gegeben und es in die reißenden Fluten
gezwungen. Klugerweise tat er das oberhalb der mit den Wasserfluten
kämpfenden Reiter, indem er zuvor die unvermeidliche Abdrift
abschätzte. Auf diese Weise war es ihm gelungen, sich auf Idas
rechte Seite zu schieben und somit dem Zelter neuen Halt zu geben.
    Natürlich war
Greif jetzt nicht mehr zu halten. Mit wildem Geheul stürzte er
sich in den hochgehenden Fluß. Er wurde sofort abgetrieben.
Aber tapfer kämpfte er sich Elle um Elle auf das
gegenüberliegende Ufer zu. Etwa tausend Fuß weit

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