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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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lange Warten hat ihm
gar nicht gefallen.“ Sie wurde wieder ernst und ein
sorgenvoller Zug überschattete ihr Gesicht. „Was ist denn
passiert? Roland war ziemlich wortkarg und wollte vorhin nicht recht
heraus mit der Sprache.“
    In kurzen Worten
schilderte Dietrich, was geschehen war, ohne jedoch zu erwähnen,
daß Urban von Geroldseck offensichtlich von ihrer Reise wußte.
Aber er hatte nicht mit Idas schneller Auffassungsgabe gerechnet.
    „ Mir scheint, Ihr
verschweigt mir etwas“, sagte sie mißtrauisch. „Ihr
sagt, es waren Kriegsknechte des Geroldseckers und Ihr hättet
Euch ihnen nicht zu erkennen gegeben. Warum griffen sie Euch dann
trotzdem an? Fürchtet Ihr, ich schwaches Weib könnte die
Wahrheit nicht ertragen?“
    Sie heftete ihre
dunklen Augen fragend auf ihn. Er wurde verlegen und sah zur Seite.
Schließlich raffte er sich zu einer Antwort auf und sah sie an.
„Nun gut, Gräfin. Ihr ahnt anscheinend mehr, als ich
vermutete.“
    In kurzen Zügen
berichtete er ihr von dem Streitgespräch mit dem gegnerischen
Anführer und daß dabei herausgekommen sei, daß Urban
von Geroldseck von ihrem Reiseplan wußte.
    „ Aber was will er denn von
uns?“ fragte Ida verwundert.
    Dietrich ließ
seine Blicke über ihr ebenmäßiges Gesicht gleiten.
„Er will Euch und Euren Sohn. Ich bin sicher, er ist darauf
aus, euch beide als Faustpfand gegen Euren Gemahl zu benutzen. Damit
könnte er Graf Max womöglich zwingen, die Ortenburg
kampflos zu übergeben.“
    Ida sah betroffen
auf ihr Kind. Instinktiv umfaßte sie den Knaben fester, als
wollte sie ihn vor einer drohenden Gefahr schützen. "Noch
hat er uns nicht!" sagte sie tonlos. "Aber wie geht es
jetzt weiter?"
    Dietrich drehte sich
um und zeigte auf den flachen Uferstreifen. „An dieser Stelle
werden wir übersetzen.“
    „ Hier müssen wir
durch?“ fragte Ida beklommen, als sie den tosenden Bach
betrachtete. Auch auf Erdmanns Gesicht malte sich Skepsis. Der
Kriegsknecht schien es jedoch vorzuziehen, zu schweigen. Aus Berthas
stoischem Gesichtsausdruck war dagegen nicht zu entnehmen, welche
Gefühle sie angesichts der schäumenden Fluten bewegten.
    „ Es bleibt uns nichts
anderes übrig“, entgegnete Dietrich. Er musterte Ida und
ihre Zofe unsicher und fuhr mit verlegener Umständlichkeit fort:
„Am besten wird es sein, wenn Ihr und Bertha Schuhe und
Strümpfe auszieht und Kleid und Mantel rafft. Ihr werdet nämlich
nasse Füße bekommen, und zu dieser Jahreszeit ist es nicht
ratsam, längere Zeit mit nassem Zeug im Freien zuzubringen.“
    Als die junge Frau
ihn fragend und mit gerunzelten Brauen ansah, wurde er noch eine Spur
verlegener und tat, als mustere er die Umgebung.
    „ Meint Ihr wirklich, daß
wir noch lange unterwegs sein werden?“ fragte sie.
    Dietrich nickte mit
düsterer Miene. „Wir haben bei Biberaha viel Zeit
verloren. Und der Übergang über diesen Wildbach hier kostet
uns vielleicht den Rest des Tages. Ich fürchte, heute werden wir
es nicht mehr bis zur Burg Husen schaffen.“
    Ida sah betroffen
vor sich hin. Dann aber setzte sie sich entschlossen im Sattel auf.
„Würdet Ihr mir bitte meinen Sohn eine Weile abnehmen?“
    "Selbstverständlich,
Gräfin!"
    Er trat an die Seite
ihres Zelters und hob den strampelnden Knaben vom Pferd. Gräfin
Ida schwang ihr rechtes Bein über die Halterung ihres
Damensattels und ließ sich geschickt abrutschen, bis sie festen
Boden unter den Füßen hatte. Sie winkte ihrer Zofe, und
beide zogen sich hinter ein Gebüsch zurück, um sich ihrer
Schuhe und Strümpfe zu entledigen. Ida war froh, daß
Bertha vor Reiseantritt ihren Kopf durchgesetzt und sie beide
Halbstrümpfe angezogen hatten, anstatt wie sonst die Beine zu
wickeln.
    „ Das war eine gute Idee von
dir“, lobte sie die Kammerfrau und kicherte dazu. „So
ersparen wir uns die Wickelei - Strümpfe aus, dort drüben
Strümpfe wieder an, das geht im Handumdrehen, und die Männer
haben nichts zu gucken, nicht wahr, Bertha?“
    Die Zofe nickte
feixend. Als sie fertig waren, gesellten sie sich wieder zu den
anderen. Sie übergaben Dietrich Schuhe und Strümpfe. Er
löste einen wasserdichten Lederbeutel aus dem Gepäck des
Saumpferdes, verstaute die Kleidungsstücke darin und befestigte
den Beutel am Sattel seines Rosses.
    „ Damit die Sachen nicht naß
werden!“ sagte er lächelnd zu den Frauen. Klein-Bernhard,
der neben ihm stand, sah zu, wie er Anstalten machte, seiner Mutter
galant wieder aufs Roß zu helfen. Dabei verschränkte er
seine

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