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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Dietrichs Mundwinkel. Natürlich wäre
es besser gewesen, einen ausreichenden Zug Bewaffneter bei sich zu
haben, und nicht bloß zwei Mann, von denen der eine sich
frühzeitig aus dem Staub machte! Die Erwartung des Grafen Max,
wenige Leute würden auf ihrem Weg nicht auffallen, hatte sich
angesichts der bisherigen Überfälle als ein fataler Irrtum
erwiesen! Einen machtvollen, gut bewaffneten Zug von Kriegsleuten
hätten die Geroldsecker Strauchdiebe nicht anzugreifen gewagt.
Gräfin Ida, ihr Sohn Bernhard samt ihrer Kammerfrau wären
niemals in die Hände dieser Schurken geraten!...
    Der
Laut brechender Zweige im Wald drüben riß ihn aus seinen
bedrückenden Gedanken. Er lauschte mit angehaltenem Atem. Kein
Zweifel, hier näherte sich jemand dem Pfad. Auch Giselbert
horchte angespannt, wie ihm ein kurzer Blick zu seinem Waffenknecht
zeigte. Als die Ursache der Geräusche etwa fünfzig Schritte
oberhalb ihres Verstecks zutage trat, entspannte er sich. Es war
Roland, der mit den Pferden aus dem Wald herauskam! Dietrich trat aus
der Deckung und bedeutete dem Knappen, sich mit den Tieren jenseits
des Pfades zu verstecken.
    Danach
verschwand auch er wieder hinter seinem Sichtschutz, um aber kurz
darauf erneut an das ungelöste Problem zu denken, das ihn zuvor
so brennend geplagt hatte. Fieberhaft überlegte er, was jetzt
vorrangig zu tun sei. Einfach weiterhin zu warten, bis die Entführer
mit ihren Opfern auf der Bildfläche auftauchten, erschien ihm
nicht mehr als gute Taktik. Nach einer Weile kam er zu einem
Entschluß. Er trat zu Giselbert, winkte den Knappen zu sich und
erklärte den beiden, was er vorhatte: „Es hat keinen Sinn,
daß wir alle drei auf einem Fleck ausharren, bis die Entführer
mit ihren Gefangenen gerade hier erscheinen. Vielleicht kommen sie
weiter vorne aus dem Wald heraus oder gar hinter uns. Wir wollen uns
deshalb entlang des Pfades verteilen, um zu vermeiden, daß wir
sie verfehlen.“
    Nachdem
er die Einteilung vorgenommen und Roland dazu bestimmt hatte, am
jetzigen Platz auszuharren, schwang Dietrich sich auf sein Roß
und ritt langsam weiter nach Westen. Giselbert folgte ihm eine
Wegstrecke weit. Die Grasnarbe neben der ausgetretenen Wildspur
dämpfte den Hufschlag der Pferde, so daß wenig Gefahr
bestand, daß die Entführer sie vorzeitig entdeckten.
Unterwegs sahen sie das durchgegangene Saumpferd auf der Flußseite
zwischen zwei Weidenbüschen stehen.
    „ Gut,
so, dem brauchen wir nicht mehr nachzulaufen“, meinte
Giselbert. „Soll ich den Gaul anbinden?“
    Dietrich
nickte. „Ja, tu das. Aber beeil' dich!“
    Wenig
später konnten sie ihren Weg fortsetzen. Nach einer Weile
bedeutete Dietrich seinem Waffenknecht, zurückzubleiben und im
Schatten der Bäume Wache zu halten, während er selbst
weiter vorne, aber noch in Sichtweite Giselberts, Posten bezog.
    Sie
waren nun alle drei auf einer Strecke von etwa einer dreiviertel
Meile entlang des Pfades in Sichtweite zum jeweils nächsten Mann
postiert, und Dietrich hoffte inständig, daß die
Geroldsecker Kriegsknechte mit ihren Gefangenen innerhalb dieser
Beobachtungsposten aus dem Wald auftauchen würden. Denn es war
ihm inzwischen klar geworden, daß seine Existenz auf dem Spiel
stand, wenn seine Rechnung nicht aufging.
    Er
war abgestiegen und hatte Titus ausnahmsweise an einem Baum
angebunden, was er normalerweise nie tat, da sein Roß ruhig
stehen blieb, wenn er die Zügel hängen ließ. Aber
heute war ihm selbst dies nicht sicher genug. Nervös spähte
und lauschte er in den Wald hinein. Aber nichts deutete darauf hin,
daß sich Menschen mit Pferden näherten. Mit Gewalt mußte
er den panischen Gedanken unterdrücken, seine Schutzbefohlenen
endgültig verloren zu haben.
    Um
sich abzulenken, musterte er eingehend das Gelände, das sich vor
ihm ausbreitete. Der sich zu dem Berg hin erstreckende Wald lichtete
sich unvermittelt im Westen und wurde dort schließlich von
einem offenen Bereich abgelöst, in dem nicht viel wuchs.
Vereinzelte Erlen und niederes Buschwerk war alles, was sich hier zu
halten schien. Einen Steinwurf weiter setzte sich der Wald genauso
plötzlich wieder fort, so daß die offene Fläche
dazwischen wirkte, als habe eine Riesenfaust das fehlende Waldstück
vernichtet. Linker Hand, gegen die Künzig zu, erstreckte sich
überall schütteres Gehölz, aber alles wirkte still und
verlassen.
    Er
blickte in Richtung des Flusses und dachte an seinen gelungenen
Handstreich, mit dem er Roland befreit hatte. Ob die Kerle,

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