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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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übergesetzt hätte. Als ich ihnen sagte, daß
heute noch kein Mensch zu sehen war, schienen sie regelrecht
erleichtert. Dann sperrten sie uns im Fährhaus ein und wiesen
uns an, keinen Lärm zu schlagen, wenn uns das Leben lieb sei.
Erst als Ihr auftauchtet, ließen sie uns heraus und befahlen
mir, Euch herüberzuholen.“
    „ Wer
führt die Horde an?“
    „ Ein
junger Ritter von vielleicht zwanzig oder zweiundzwanzig Lenzen. Dem
Wappen nach, das er auf seinem Waffenrock führt, muß es
Egeno, der Sohn des Geroldseckers, sein.“
    „ Goldenes
Schild mit rotem Querbalken nebst Helm und Helmzier?“
    „ Genau,
Herr.“
    „ Wie
viele Kriegsknechte hat er bei sich?“
    „ Wir
zählten achtzehn.“
    Dietrich
schwieg eine Weile und überlegte, wie er sich und seine
Schützlinge aus dieser Klemme befreien könnte. Die
letzteren, nunmehr aufgeregt und verängstigt, redeten leise
durcheinander.
    „ Jetzt
sitzen wir aber wirklich in der Patsche“, meinte Gräfin
Ida sorgenvoll. Sie ließ sich von ihrem Pferd gleiten und hob
den Knaben herunter. Auch Bertha stieg ab und sagte düster:
„Hier kommen wir nicht mehr heraus...“
    „ Mach
nicht alles noch schlimmer, alte Unke!“ fuhr Ida sie nervös
an.
    Aber
die Zofe war nicht zu bremsen. „Ihr habt es doch selbst gesagt,
wie es aussieht mit uns!“
    „ Es
gibt einen Weg“, sagte Roland zuversichtlich, und Giselbert
ergänzte: „Dietrich läßt sich nicht so leicht
schrecken!“
    „ Vielleicht
hast du recht, Giselbert“, entgegnete Ida leise.
    „ Oder
auch nicht!“ Bertha konnte es nicht lassen, die Dinge in den
schwärzesten Farben zu malen.
    „ Was
sollen wir jetzt tun, Herr?“ wandte der Fährmann sich an
Dietrich. „Wenn Ihr übersetzt, nehmen sie Euch gefangen
und uns dazu, damit niemand unseren Burgherrn alarmieren kann.“
    Dietrich
straffte sich. „Die Absicht werden wir durchkreuzen! Und das
bedeutet, daß ich dem Plan des Knappen teilweise zustimme. Du,
Oswald, wirst dich mit deinen Leuten und mit Roland samt Greif auf
die Fähre begeben. Treidelt sie vor der Überfahrt so weit
den Fluß hinauf, daß ihr bei der Überfahrt nicht an
der Landungsstelle, sondern irgendwo oberhalb am anderen Ufer
ankommt. Dann merken die Kerle dort drüben überhaupt
nichts. Roland kann samt dem Hund aussteigen und sich ungesehen auf
den Weg zur Burg machen.“
    „ Das
geht nicht, Herr“, wandte Oswald ein.
    „ Zum
Henker, wieso nicht?“ fragte Dietrich verärgert.
    „ Oberhalb
der Sandbank, auf der wir stehen, ist auf der anderen Seite das Ufer
zu steil. Da kommt kein Hund und kein Mensch hinauf.“
    „ Nichts
als Schwierigkeiten!“ murmelte Bertha im Hintergrund.
    „ Nun
gut“, sagte Dietrich. „Wenn das nicht möglich ist,
dann macht es in Gottes Namen so wie immer. Aber in diesem Fall wird
niemand außer dem Hund drüben an Land gehen, auch Roland
nicht, hörst du? Lenkt die Fähre nur so nahe ans andere
Ufer heran, daß Greif ins Wasser springen und irgendwo weiter
unten gefahrlos an Land klettern kann. Ihr aber kehrt unverzüglich
zurück.“
    Er
schwieg einen Moment und lauschte dem Fluß, der die Nacht mit
seinem unaufhörlichen Rauschen erfüllte und alle anderen
Geräusche übertönte.
    „ Ich
weiß nur noch nicht, wie wir Rolands Vater verständlich
machen sollen, in welcher Lage wir uns befinden“, sagte
Dietrich nach einigem Nachdenken.
    „ Aber
ich weiß es“, sagte Ida. Alle Köpfe wandten sich in
ihre Richtung. Obwohl es völlig dunkel geworden war, konnte man
die Umrisse ihrer schlanken Gestalt im Sternenlicht gut erkennen.
    „ Wir
binden Greif den kleinen Lederbeutel um den Hals, den ich mit mir
führe. Das Wappen darauf wird meinem Schwager sagen, wer den
Hund gesandt hat!“
    „ Ja,
prima!“ rief Roland. „Und in den Beutel legen wir das
goldene Siegel mit dem Wappen der Burg Husen, das ich bei mir trage!
Mein Vater weiß, daß ich mich nur davon trenne, wenn ich
in Not bin.“
    Alle
sahen, wie er am Hals sein Wams aufnestelte und einen selbst im
Dunkeln blitzenden münzengroßen Gegenstand an einer Schnur
über den Kopf streifte. Er reichte ihn Ida, die das Siegel in
dem kleinen Gamslederbeutel verstaute, den sie am Gürtel
getragen hatte. Roland sprang vom Pferd und rief Greif, der sich in
der Ufergegend herumtrieb, zu sich. Mit einer Kordel, die ihm Gräfin
Ida reichte, befestigte er den Lederbeutel sorgfältig am Hals
des Wolfshundes.
    Er
erhob sich, während Greif sich schweifwedelnd an ihn drückte,
und sagte zu Dietrich in

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