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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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gelangten.
Unter dem Massiv des Farrenkopfes, eines dicht bewaldeten Berges,
erhob sich die Feste auf einem baumlosen, steilen Hügel. Der
mächtige Bergfried im Vordergrund, ein dicker Rundbau, ragte
hoch über die Mauern und deckte die Wehranlage zum Tal hin. Als
Dietrich das sah, erinnerte er sich, was ihm Roland einmal gesagt
hatte: Im hinteren Teil der Anlage begrenzte die Ringmauer die Feste
gegen einen senkrecht abfallenden tiefen Graben, so daß die
Burg von dort uneinnehmbar war.
    Dietrich
zügelte sein Roß und gebot seiner Begleitung durch ein
Handzeichen, das gleiche zu tun. Forschend ließ er seinen Blick
über das der Burg vorgelagerte Gelände schweifen. Vor ihnen
lag als letztes Hindernis der Fluß, dessen schäumende
Wasser unterhalb des Hügels vorbeirauschten.
    In
der blauen Dämmerung glaubte Dietrich nahe des jenseitigen Ufers
die Bewegung von Pferden wahrzunehmen. Dort drüben war auch die
Fähre vertäut, mit der seine Schar übersetzen mußte.
    Langsam
ritten sie bis zu den Sandbänken vor, die das etwa hundert Ellen
entfernte Ufer der Künzig säumten. Und nun konnten es alle
sehen - auf der anderen Seite tummelte sich eine Abteilung von
mindestens zwanzig Berittenen. Einer von ihnen trug ein rot-weiß
gestreiftes Banner, das im Winde flatterte. Mehrere Männer
hielten sich rund um das in Flußnähe stehende Fährhaus
auf, so daß es aussah, als hätten sie es umstellt.
    „ Die
Fahne des Geroldseckers!“ murmelte Giselbert betroffen.
    Gräfin
Ida stieß erschrocken einen Schrei aus.
    „ Wahrscheinlich
ist es Egeno, der Sprößling Graf Urbans!“ sagte
Dietrich ungehalten. „Damit sich sein sauberer Vater nicht die
Hände schmutzig machen muß!"“
    Von
ihrem Platz aus konnten sie sehen, wie aus dem Fährhaus drei
Männer kamen und sich langsam und, wie es aussah,
gezwungenermaßen der Fähre näherten, die am Ufer
vertäut war. Einige der feindlichen Reiter schienen sie
regelrecht zu eskortieren, als wollten sie verhindern, daß die
drei einen Fluchtversuch unternahmen.
    „ Das
ist Oswald, der Fährmann, mit seinen zwei Gehilfen“,
erklärte Roland.
    Die
hölzerne Fähre wurde mit Hilfe langer Stangen bewegt, die,
von den Fährleuten in den Flußgrund gestemmt, das Gefährt
vorwärtstrieben. Um an der gewünschten Uferstelle
anzulanden, mußte es vor Fahrtbeginn eine entsprechende Strecke
stromaufwärts getreidelt* werden. Gefährlich war die
Überfahrt vor allem bei Hochwasser - was auch jetzt der Fall
war. Immer wieder kam es daher zu Unfällen, bei denen das
Gefährt, von den ungebärdigen Wellen der Künzig
davongetragen, irgendwo flußabwärts zerschellte.
    *[Treideln
= Schleppen von Schiffen, Booten etc.]
    Was
Dietrich jedoch am meisten Sorge bereitete, war die Anwesenheit so
zahlreicher feindlicher Bewaffneter, die nur darauf zu warten
schienen, daß er mit seinen Schützlingen das andere Ufer
betrat. Er überlegte fieberhaft, wie sie ihren Häschern
entgehen könnten, die an dieser Stelle offensichtlich zum
entscheidenden Schlag ausholen wollten. Damit hatte er nicht
gerechnet.
    Mittlerweile
hatten die drei Männer ihr Floß ein Stück weit
stromauf gezogen und dort vom Ufer abgestoßen. Als sie die
Flußmitte erreichten, näherte sich ein Teil des
feindlichen Reitertrupps dem jenseitigen Ufer und stellte sich
demonstrativ an der Landungsstelle auf.
    Dietrich
beobachtete das Manöver mit grimmiger Miene. „Sie wollen
uns abfangen, sobald wir drüben ankommen.“
    „ Entsetzlich“,
flüsterte Ida. „So fallen wir ihnen zu guter Letzt doch
noch in die Hände!“
    „ Nein“,
sagte Dietrich hart. „Den Gefallen werden wir diesen Schurken
bestimmt nicht tun. Eher kehren wir um!“
    „ Die
Fährleute könnten uns helfen, Herr“, wandte Giselbert
ein. „Sobald sie wieder drüben sind, soll sich einer von
ihnen aus dem Staub machen und den Burgherrn alarmieren.“
    „ Das
wird nicht gelingen, Giselbert. So schlau ist Egeno auch, daß
er keinen der drei mit einer Nachricht von uns zur Burg entwischen
läßt. Man sieht ja, daß seine Leute längst
entsprechende Vorkehrungen getroffen haben.“
    Roland
drängte sein Pferd nach vorne. „Ich habe einen Einfall,
Herr!“
    Trotz
des Ernstes der Lage lächelte Dietrich. „Sprich, Junge!
Wir haben ja bereits erfahren, daß deine Einfälle
hilfreich sind!“
    Die
Abenddämmerung verhüllte gnädig Rolands rot
anlaufendes Gesicht. „Wir binden Greif eine Botschaft um den
Hals und schicken ihn damit zur Burg.“
    „ Ob
das

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