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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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die allein in diesen Wäldern verloren wären. Und dann
diese Kratzbürste von Gräfin!
    Auf
einmal merkte er, daß er in seinem Verdruß völlig
geistesabwesend durch den Wald gestapft war. Nach dem Sonnenstand war
es kurz vor Mittag, als er schließlich zurückkehrte. Schon
von weitem sah er, daß die beiden Frauen unruhig auf der
Felsenplatte hin und her gingen. Sie schienen nach ihm Ausschau zu
halten, und er dachte, daß sie sich vielleicht ängstigten,
weil er so lange ausblieb.
    Obwohl
er ihnen in einem ersten Impuls zurufen wollte, daß alles in
Ordnung sei, unterließ er es, als er sah, daß Ida auf ihn
aufmerksam geworden war. Verwundert bemerkte er, daß sie ihm
aufgeregt zuwinkte. Leiser Ärger stieg in ihm auf. Sollte er
ihretwegen zu rennen beginnen, weil es ihr nicht schnell genug ging?
Da irrte die noble Dame sich aber gewaltig! Die Schmach, die sie ihm
zugefügt, ließ sich nicht durch Winken aus der Welt
schaffen! Betont langsam näherte er sich, obwohl er es kaum
erwarten konnte, wieder in ihrer Nähe zu sein.
    Aber
diese närrische Anwandlung verging ihm gründlich, denn als
er nahe genug herangekommen war, rief Ida ihm mit unterdrückter
Stimme zu: „Schnell, beeilt Euch! Wir hörten verdächtige
Geräusche im Wald, während ihr fort wart!“
    Die
Botschaft brachte ihn zurück in die rauhe Wirklichkeit und ließ
ihn die Dinge wieder nüchtern sehen. „Aus welcher Richtung
kamen die Geräusche?“
    „ Genau
kann ich das nicht sagen, aber ich glaube, von dort, wo die Bande
heute morgen hergekommen ist.“
    Er
überlegte kurz und sagte dann: „Also von Westen. Sollten
das die Halsabschneider sein, die wir in die Flucht geschlagen haben?
Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Die haben genug für
heute und sind bestimmt nicht mehr in der Nähe.“
    Dietrich
stand hart am Fuße des Felsengebildes, und Ida sah auf ihn
herunter. Er blickte ihr in die Augen und gewahrte den warmen Glanz
darin, der ihn sonderbar berührte. Er fühlte, daß der
Panzer, mit dem er sein Herz künftig vor dieser Frau zu schützen
gedachte, sehr durchlässig war. Schnell senkte er deshalb den
Blick. Er fuhr sich mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken,
als dächte er nach. In Wirklichkeit faßte er den nicht
sehr sattelfesten Entschluß, sich nie mehr von der jungen Frau
einwickeln zu lassen.
    Ida,
die nicht ahnte, auf welchen Seitenwegen sich die Gedanken des
Ritters tummelten, drängte: „So sprecht doch – was
sollen wir tun?“
    „ Also,
mir ist nichts aufgefallen“, entgegnete er bedächtig und
sah sie wieder an. Bertha war inzwischen neben ihre Herrin getreten.
Dietrich streifte sie mit einem Seitenblick und dachte: 'Hoffentlich
fängt die Zofe nicht auch noch an, Gespenster an die Wand zu
malen!'
    Aber
es war Ida, die keine Ruhe gab. „Vielleicht haben die verjagten
Banditen Hilfe geholt! Ihr habt nichts vernommen, weil Ihr mit Eurer
Arbeit beschäftigt wart. Außerdem, was aus der Ferne
herüberschallt, hört man hier oben wahrscheinlich
deutlicher als unten im Wald.“
    „ Nun,
wenn es Euch beruhigt, werde ich das Gebiet kontrollieren, aus dem,
wie Ihr meint, die Geräusche gekommen sein sollen“, sagte
Dietrich in einem Ton, der deutlich machte, daß er eine solche
Maßnahme für überflüssig hielt. „Was für
Laute waren es denn überhaupt?“
    „ Es
hörte sich an wie das Gelächter von Männern“,
entgegnete Ida und setzte rasch hinzu: „Aber bleibt bloß
hier. Vielleicht haben wir uns auch geirrt.“
    Sie
war rot geworden, und Dietrich schmunzelte, als er sagte: „Nun,
wenn da jemand gelacht haben sollte, dann sicher nicht die Schurken
von heute morgen! Denen dürfte das Lachen vergangen sein. Meint
Ihr nicht auch?“
    „ Na
schön“, sagte Ida in resignierendem Ton. „Vielleicht
haben wir uns tatsächlich getäuscht.“
    „ Ich
für meinen Teil glaube nicht, daß wir es uns eingebildet
haben“, mischte sich jetzt Bertha recht schnippisch ein.
„Zwischen dem Gebrüll eines Ochsen und Männerstimmen
können wir dummen Frauen schon noch unterscheiden, Herr Ritter!“
    Dietrich
betrachtete sinnend die Kammerfrau, ohne etwas zu sagen. Er wußte
inzwischen, daß Schweigen diese vorlaute Person am ehesten
verunsicherte und zur Ruhe brachte. Und tatsächlich warf sie
hochmütig den Kopf empor, drehte ihm brüsk den Rücken
und begab sich ohne ein weiteres Wort zum hinteren Teil der
Plattform, wo Klein-Bernhard offenbar unberührt von den Ängsten
und Sorgen der Erwachsenen friedlich

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