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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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schlummerte.
    Als
Dietrich sich wieder Ida zuwandte, sah er, daß sie trotz ihrer
Sorgen amüsiert lächelte. Da entspannte sich auch seine
Miene, und er blickte freundlich zu ihr hinauf, bereit, alles zu
vergessen, was ihn an ihr geärgert hatte.
    „ Wollt
Ihr mir helfen, das Brennholz hinaufzuschaffen?“
    „ Ja,
Dietrich, wir helfen beide.“ Und mit einem Blick auf die Zofe
setzte sie leise, daß nur er es hörte, hinzu: „Bertha
wird ein bißchen körperliche Arbeit gut tun! Da kommt sie
auf friedlichere Gedanken, meint Ihr nicht auch?“
    „ O
ja“, stimmte Dietrich grinsend zu. „Nichts läutert
leicht erregbare Menschen mehr, als eine schweißtreibende
Tätigkeit, habe ich mir sagen lassen.“
    Trotz
der angespannten Situation, in der sie sich befanden, erledigten sie
die notwendigen Arbeiten in guter Stimmung. Scherzworte flogen
zwischen Ida und Dietrich hin und her, und nichts deutete mehr auf
die Verstimmung hin, die noch vor kurzer Zeit zwischen ihnen
geherrscht hatte. Offenbar war ihre gute Laune so ansteckend, daß
selbst die kritische Bertha davon erfaßt wurde und deren
pessimistische Verfassung sich zumindest vorübergehend spürbar
aufhellte. In dieser Stimmung ließ Dietrich es dann auch zu,
daß die beiden Frauen mit dem Kind das Felsengebilde für
kurze Zeit verließen, um im Wald ihre Notdurft zu verrichten,
während er auf der Plattform Wache hielt.
    Später,
die drei waren inzwischen unbehelligt zurückgekommen, fanden sie
endlich Zeit, sich zu stärken. Die Sonne hatte schon seit einer
Weile den Zenit überschritten. Ihre Strahlen fanden als
Lichtbalken den Weg zwischen den Bäumen hindurch zu den vier
Menschen, so daß diese bei angenehmer Wärme ihre
verspätete Mittagsmahlzeit einnehmen konnten. Nichts schien die
friedliche Ruhe in dieser Waldeinsamkeit zu stören. Nicht einmal
die Vögel gaben einen Laut von sich.
    Es
war ein lastendes Schweigen, dessen sich Dietrich plötzlich
bewußt wurde. Unruhig sah er sich um, während Ida in
fröhlicher Laune das, was von der Mahlzeit übriggeblieben
war, wieder einpackte. Sie saßen im Kreis, der Knabe war satt
und lehnte sich schläfrig an Bertha, die genüßlich
die letzten Fleischreste von einem Hühnerbein nagte.
    Die
seltsame Stille ließ Dietrich regelrecht nervös werden.
Kein Laut war zu hören, nicht einmal der Wind wisperte in den
Bäumen. Mit einem Ruck stand er auf und trat an den westlichen
Rand der Felsenplatte. Ida wurde aufmerksam.
    „ Ist
etwas?“
    Er
schüttelte den Kopf. „Nein, nichts zu sehen, nichts zu
hören. Ich wundere mich nur, warum es hier plötzlich so
still ist. Das ist mir vorher gar nicht aufgefallen.“
    Die
Gräfin erhob sich und trat zu ihm.
    „ Meint
Ihr, das sei ungewöhnlich?“ fragte sie leise.
    Er
kam nicht mehr dazu, auf ihre bange Frage zu antworten, denn in
diesem Augenblick sah er die Horde aus dem Schatten des Waldes
hervorkommen. Er fühlte förmlich, wie der erste Schreck ihn
lähmte und wie das Blut aus seinem Gesicht wich. Er hörte
den erstickten Aufschrei Idas neben sich, einen Ton schieren
Entsetzens, der ihm seine Kaltblütigkeit rasch wiedergab. Mit
einem Blick umfaßte er die Masse, die dort unten auf sie zukam,
angeführt von einem großen, breitschultrigen Mann mit
Glatze und glattem Gesicht. Es mußten an die fünfzig
Banditen sein, die sich langsam und mit geisterhafter Lautlosigkeit
näherten. Es lag etwas Lauerndes in ihren Bewegungen, wie bei
Raubtieren, die ihre Beute gestellt haben und kurz davor sind, über
sie herzufallen. Soweit Dietrich es erkennen konnte, bestand ihre
Bewaffnung - ähnlich jener, die er bereits kennengelernt hatte
-, zumeist aus primitiven Holzkeulen und zu Lanzen oder Speeren
zurechtgeschnitzten dünnen Stämmen junger Bäume.
    Beim
Anblick der in tödlichem Gleichmaß heranrückenden
Bande wurde es Dietrich schlagartig klar, daß er und seine
Schützlinge nicht die geringste Chance hatten, ihr Felsennest
erfolgreich zu verteidigen. Fieberhaft jagten sich seine Gedanken.
Welche Möglichkeit hatten sie angesichts dieser Übermacht,
ihr Leben zu schützen? Mit Waffen war hier nichts mehr
auszurichten. Die Vielzahl der Banditen würde im Nu von mehreren
Seiten das Felsplateau erklettert haben. Sie würden wie ein
Hornissenschwarm über ihn herfallen und ihm den Garaus machen,
selbst wenn es ihm gelang, drei, vier oder fünf von ihnen zu
erledigen.
    Die
Übermacht war einfach zu groß; auch die beiden Frauen
hatten dies schnell begriffen.
    „ Herr
im

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