Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
Vom Netzwerk:
Frau.“
    „ Ihr
habt Menschen gerettet, die Euch lieben, ohne der Gefahr für
Euch selbst zu achten.“
    „ Dafür
habe ich anderen das Gesicht versengt. Außerdem wart Ihr neben
mir. Die Gefahr war nicht sonderlich groß.“
    „ O
doch. Nur durch Eure mutige Hilfe war es überhaupt möglich,
diesen furchtbaren Angriff zurückzuschlagen. Ihr wart tapferer
als so mancher Mann, denn Ihr habt in der höchsten Not die
Nerven nicht verloren!“
    Der
Anflug eines Lächelns zog über ihr Antlitz. „Ich will
aber doch alles vergessen. Könnt Ihr das nicht verstehen?“
    „ Natürlich
verstehe ich Euch, und ich werde auch nicht mehr davon sprechen. Aber
ich wollte, daß Ihr wißt, welche Hochachtung ich für
Euch empfinde.“
    „ Nun
ja, laßt es gut sein. Kommt, setzt Euch neben mich und ruht ein
wenig aus.“
    Er
ließ sich das nicht zweimal sagen. Mit einem Seufzer ließ
er sich neben den zwei Frauen nieder. Müde lehnte er seinen Kopf
gegen den kühlen Felsen. Ida hatte den Knaben auf ihrem Schoß.
Er weinte nicht mehr und starrte nur ausdruckslos vor sich hin. Für
einen Moment fragte sich Dietrich, ob das Kind das entsetzliche
Geschehen wohl begriffen habe, oder ob die blutigen Einzelheiten
weniger tief, als es bei Erwachsenen der Fall sein mochte, in sein
noch wenig entwickeltes Gemüt eingedrungen waren.
    „ Wie
geht es jetzt weiter?“ unterbrach Ida das Schweigen. „Wäre
es nicht klüger, diesen blutgetränkten Platz zu verlassen?“
    Apathisch
schüttelte Dietrich den Kopf. „Hier oben ist der einzige
halbwegs sichere Ort. Auf der Erde und mitten im Wald wären wir
der Übermacht hilflos ausgeliefert. Dieses Felsengebilde ist so
etwas wie eine Feste; hier kann uns ein Gegner nicht so leicht
überwältigen.“
    „ Ob
sie wiederkommen?“ Ida warf ihm einen besorgten Blick zu.
    „ Ich
fürchte, ja.“
    „ Ach,
wenn doch endlich unsere Verstärkung käme! Wo sie nur so
lange bleiben! Was tun wir denn jetzt?“
    „ Jetzt?
Nun, ich denke, es ist ratsam, wir bereiten uns auf den nächsten
Angriff vor.“
    Er
erhob sich, vermied es aber, die beiden Frauen anzusehen, denn er
konnte sich deren ob seiner Antwort erschrockene Gesichter recht gut
vorstellen. Zwar taten sie ihm leid; schließlich hatte kein
Mensch erwartet, daß auf dieser Reise so viel Unheil über
sie hereinbrechen würde. Aber es half nichts, sie mußten
die Zähne zusammenbeißen und den Tatsachen ins Auge sehen.
    Sorgfältig
wischte er sein blutiges Schwert an einem der auf der Felsplatte
verstreut wachsenden Mooskissen ab und schob es zurück in die
Scheide. Er hob seinen Schild vom Boden auf und lehnte ihn an die
steinerne Wand. Stirnrunzelnd betrachtete er das arg zerschrammte
Wappen. Wenigstens konnte man die Wappensymbolik noch erkennen: den
rubinroten Schrägbalken, der die goldene Grundfläche in
zwei Hälften teilte; die stilisierte Buche, die im oberen, nach
rechts geweiteten Feld aufgemalt war; den Löwen im unteren, nach
links orientierten Feld, der aufrecht auf den Hinterfüßen
stand und auf seinen ausgestreckten Vorderpranken ein liegendes
Schwert trug.
    Ida,
die seinem Blick gefolgt war, wurde neugierig. „Was bedeutet
eigentlich die Figur des Löwen in Eurem Wappen?“
    Er
lächelte flüchtig und rieb sich dabei die Nase. „Der
Ursprung dieses Wappenbildes liegt weit zurück, fast ein
Menschenalter. Es hat unmittelbar mit meinem Vater zu tun. Er diente
als junger Mann im Heer von Herzog Heinrich dem Löwen, als er,
glaube ich, gerade zwanzig Jahre alt war. Damals ging es gegen die
Slawen. Am Kummerower See kam es zur Schlacht gegen die Streitmacht
des Slawenfürsten Pribislaw.“
    Dietrich
hielt inne und warf einen prüfenden Blick in die Runde. Um sie
herum war es still geworden, wie in einer leeren Kirche. Der Gesang
der Gefiederten hatte aufgehört. Er lächelte Ida
aufmunternd zu, um anzudeuten, daß momentan keine Gefahr im
Verzuge sei, und fuhr mit seiner Erzählung fort.
    „ Mein
Vater befand sich bei der Vorhut des herzoglichen Heeres. Ihr Lager
wurde überraschend von den vereint vorgehenden Heerscharen der
Slawen angegriffen. Des Herzogs Mannen gerieten in schwere
Bedrängnis. Dem Feind gelang es zunächst, das Lager zu
erobern. Aber immer noch leisteten einige Lagerinsassen Widerstand.
Mein Vater gehörte auch dazu. Er schaffte es, seine schwer
ringenden Waffengefährten zu sammeln und standzuhalten, bis Graf
Gunzelin mit einer genügend großen Abteilung das Lager
zurückeroberte. Die Slawen, die durch den

Weitere Kostenlose Bücher