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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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sachlich: „Wenn ich
zurück bin, werde ich die Toten etwas weiter wegschaffen. Euch,
Gräfin, und Eure Zofe bitte ich, scharf Ausschau zu halten und
mich zu warnen, falls die Halunken sich erneut nähern sollten.
Aber ich glaube nicht, daß das geschehen wird. Ich werde dann
auch die beiden Leitern in Sicherheit bringen, die von den Kerlen
zurückgelassen wurden. Und ihre primitiven Speere, die da unten
herumliegen, können uns als Feuerholz dienen, nicht wahr?“
    Ida
ging in die Hocke und legte ihre kühle, weiche Hand auf die
seine, während er sich noch am Felsen festhielt. „Wenn ich
Euch höre, gewinne ich stets neue Zuversicht. Ihr seht alles so
unkompliziert, und wenn man Euch zuhört, glaubt man die Probleme
förmlich schrumpfen zu sehen. Oder sagt Ihr das alles nur, um
mich zu beruhigen?“
    Er
lächelte, dabei entschlüpften ihm unwillkürlich Worte,
die in diesem Augenblick, da ihrer beider Herzen im Gleichklang zu
schlagen schienen, keinen Raum für seine warnende innere Stimme
ließen. Übermannt von plötzlich emporquellender
Leidenschaft, flüsterte er ihr zu: „O nein...Geliebte! Ich
tue alles für dich, um dich glücklich zu sehen!“
    Mit
erschrockenem Gesicht zog Ida ihre Hand zurück und warf
gleichzeitig einen Blick auf ihre Kammerfrau, die am anderen Ende der
Plattform mit dem Knaben beschäftigt war. Danach drehte sich die
junge Gräfin wieder Dietrich zu und maß ihn mit einem
strengen Blick.
    „ Wie
könnt Ihr es wagen, auf diese Art zu mir zu sprechen?“
flüsterte sie unwillig. „Meint Ihr, weil ich mich einmal
für einen kurzen Augenblick vergessen habe, könntet Ihr
Euch das erlauben?“
    Dietrich
starrte sie entgeistert an, ohne etwas zu erwidern.
    „ Merkt
Euch, Herr Ritter“, setzte sie mit seltsam kalter Miene hinzu,
„ich bin die Gemahlin Eures Lehnsherrn, und allein ihm habe ich
Treue geschworen bis in den Tod! Ihr dagegen habt kein Recht auf
mich.“
    „ Schon
gut“, murmelte er betroffen. „Verzeiht, wenn ich Euch zu
nahe getreten bin. Es soll nicht wieder vorkommen...“
    Ohne
ein weiteres Wort zu verlieren, kletterte er eilig auf die Erde
hinunter und machte sich daran, zunächst die Toten etwas abseits
zu schaffen, so daß sie von der Felsenplattform aus nicht mehr
zu sehen waren. Danach begann er, in der Umgebung geeignetes
Brennholz zusammenzutragen. Während er mit dieser Arbeit
beschäftigt war, fragte er sich, was Ida wohl veranlaßt
haben mochte, ihn plötzlich wie einen Lakaien zu behandeln. Aber
so sehr er sich auch den Kopf zerbrach, er fand keine Erklärung
für ihr Verhalten, das in völligem Gegensatz zu ihren
vorangegangenen Gesten und Worten stand.
    Und
während seine Gedanken um diesen für ihn ebenso
unangenehmen wie rätselhaften Vorfall kreisten, fiel ihm auf
einmal eine seltsame Warnung Bruder Josefs ein, der auf der Ortenburg
manchmal die heilige Messe las. Am Vorabend der Schwertleite hatte er
bei ihm die Beichte abgelegt und von dem Mönch die Mahnung mit
auf den Weg bekommen: "Hüte dich vor den Frauen, denn du
bist ihnen noch nicht gewachsen", das waren seine Worte. Damals
hatte er dem durchaus ernst gemeinten Rat keine Bedeutung beigemessen
und ihn bald aus dem Gedächtnis verbannt. Er hatte den Mönch
sowieso für etwas verschroben gehalten, weil dieser die meiste
Zeit in seiner einsamen Waldklause, tief in den Wäldern des
Berges Brandeck, verbrachte. Aber nun stand die Mahnung ihm wieder
vor Augen. Man sagte, der Gottesmann habe das Zweite Gesicht, und
seine Warnung schien sich jetzt als richtig zu erweisen. Ah, der
Teufel mochte wissen, was mitunter in die Weiber fuhr!
    Dietrich
ermannte sich und schüttelte seine Betroffenheit ab. Es war
jetzt gescheiter, sich auf das Nächstliegende zu besinnen. Er
packte das gesammelte Holz zusammen und schaffte es zum Fuße
der Felsformation. Dabei blickte er kein einziges Mal nach oben,
obwohl er wußte, daß Ida ihn beobachtete. Sie sollte
ruhig merken, daß auch er seinen Stolz hatte!
    Schließlich
begab er sich zu den Pferden und fütterte sie aus dem inzwischen
zusammengeschmolzenen Vorrat. Er sah, daß es an der Zeit
gewesen wäre, daß Roland und Giselbert mit der Bedeckung
endlich auftauchten. Mit einem bitteren Gefühl im Herzen und
grimmigen Gedanken im Kopf verließ er die Rosse. Er fluchte
leise vor sich hin. Noch nie war er in eine solch verzwickte Lage
geraten, und alles nur, weil sein kluger Lehnsherr die Situation
völlig falsch eingeschätzt hatte! Nun hatte er Menschen am
Hals,

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