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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Kopfteil. Er warf sich
in voller Kleidung auf die Liegestatt, verschränkte die Arme
hinter dem Haupt und begann in der kühlen, dämmrigen Stille
des Gemachs nachzudenken. Urban von Geroldseck würde sich wohl
geschmeichelt fühlen, wenn er ihn zum Heerführer ernannte.
Wie der Geroldsecker allerdings reagierte, wenn er erfuhr, daß
ihm ausgerechnet seine beiden größten Widersacher an die
Seite gestellt würden, stand noch in den Sternen. Berthold nahm
sich vor, diesem zerzausten Uhu, wie er Graf Urban bei sich nannte,
frühzeitig die Flügel zu stutzen.
    Ein
weit größeres Problem sah der Herzog in der Person von
Dietrich. Nach allem, was er von dessen Lehnsherrn früh am
Morgen erfahren hatte, drängte dieser darauf, daß sein
junger Vasall Adelheid von Husen ehelichen sollte. Der Ortenburger
hatte offenbar schwere Bedenken, daß der junge Mann, den er
aufgezogen hatte, sonst wieder seiner Gemahlin Ida den Hof machen und
vielleicht sogar den hübschen Kopf verdrehen könnte.
Sinnend starrte Berthold an die Decke über sich. Ganz unrecht
hatte der alternde Edelmann wohl nicht mit seinem Verdacht!
    Durch
das einzige Fenster am anderen Ende des Raumes fielen die Strahlen
der sinkenden Sonne herein. Während sie auch den Vorhang
durchdrangen und das Schlafgemach mit mildem Licht erfüllten,
spann Berthold seinen Gedankenfaden weiter. Ihm selbst war
aufgefallen, daß Ida und Dietrich während der Kampfpausen
immer wieder Worte miteinander gewechselt hatten. Was hatten die
beiden ständig miteinander zu zirpen? Zwar war das Gesicht des
jungen Helden nicht zu sehen gewesen, weil dessen Kopf unter dem
Topfhelm steckte - aber Idas Miene war wie ein offenes Buch. Sie
glich zuweilen mehr einer verliebten Maid, denn einer züchtigen
Ehefrau, die weiß, was sich ziemt.
    Berthold
starrte weiter an die Balkendecke und murmelte: "Daß die
beiden gar nichts auf dem Kerbholz haben, macht mir niemand weis!"
Ein ironisches Lächeln glitt über sein Gesicht. Na ja, die
Weiber sind immer gefährlich, so lange sie jung sind! dachte er.
Ihm selbst war es ja auch so ergangen - auch er war einst in die
Falle des Eros getappt! Ein Gefühl von Mißmut durchzog
sein Gemüt, als er an Ida von Boulogne dachte, eine Tochter des
Grafen von Boulogne, mit der er sich vor bald zwanzig Jahren verlobt
hatte. Erst als er sie näher kennengelernt, hatte er gemerkt,
was für eine leichtfertige Dame sie war! Ein Schatten glitt über
sein Gesicht, und er dachte: Gott sei Dank habe ich das Luder früh
genug durchschaut und die Verlobung rechtzeitig aufgelöst! -
Seltsam, auch Dietrichs Herrin, der er sich offenbar geweiht hatte,
hieß Ida. Lag's am Namen?
    Wer
wußte schon, auf welch verschlungenen Pfaden das Schicksal
daherkam...
    Einerlei
- schließlich hatte der junge Ritter für beide gekämpft
und das Gottesurteil zu ihrer beider Gunsten erstritten. Damit genug!
Berthold erhob sich, blieb aber noch auf dem Bett sitzen, denn er war
noch nicht fertig mit seinen Überlegungen. Mit dem Freispruch
hatte sich das Problem auf Graf Max verlagert! Ihm mußte bewußt
geworden sein, daß damit womöglich die Unruhe in seiner
Ehe erst begann. Kein Wunder, daß der Alte nun in ständiger
Sorge lebte, der junge Sperber könnte ihm seine Turteltaube
entführen! Jetzt war er von dem Gedanken besessen, Dietrich um
jeden Preis aus dem Bannkreis von Ida zu entfernen. Und ausgerechnet
er, Berthold, sollte Dietrich das Versprechen abnötigen, einer
Heirat mit Adelheid von Husen zuzustimmen.
    In
Gedanken schüttelte der Herzog den Kopf und dachte amüsiert:
Was sind das doch für Schelme hier! Abgelegen zwischen Bergen,
vergraben in dichten Wäldern, sollte man meinen, diese
Waldschrate könnten nicht bis drei zählen. Aber man durfte
sich nicht von der Umgebung täuschen lassen! Intrigen konnten
sie genauso spinnen wie die Hofschranzen an einem Königshof. Und
der Gedanke des Ortenburgers, seinen Nebenbuhler auf die Thiersburg
zu verpflanzen, hatte einiges für sich. Ein zufriedenes Lächeln
glitt über Bertholds Gesicht. Mit diesem Lockmittel in der
Gürteltasche würde seine Autorität als Herzog und
zweitoberster Lehnsherr des Königreiches um die Variante des
milden Gönners erweitert. Damit würde er dem "Sperber"
den Ortswechsel schmackhaft machen!
    Etwas
verwundert war Berthold allerdings über die raffinierten
Gedankengänge des Grafen Max. Eigentlich hätte er ihm ein
so durchtriebenes Vorgehen nicht zugetraut. Ob man vorsichtiger sein
mußte im Umgang mit ihm?

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