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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Gemüter der Banditen abzukühlen vermochte. Nur
wenn ihm dies gelang, hatten er und seine Schützlinge eine
Chance. Alles hing davon ab, wie die Meute dort unten seinen
Vorschlag aufnehmen würde, den er ihnen unterbreiten wollte...
    Vor
die Sonne hatten sich ein paar Wolken geschoben, so daß der
Schauplatz nun in einem ungewissen Dämmerlicht lag. Ein leichter
Wind war aufgekommen und wisperte in den Bäumen. Dietrich war
das gerade recht, denn er vermutete, je unbestimmter die Atmosphäre
war, desto eindrucksvoller würden seine Worte bei der Bande
ankommen.
    „ Wenn
ich euch so betrachte“, begann er mit ausdrucksloser Miene,
wobei er seinen Blick über die Gesetzlosen schweifen ließ,
„eure schäbige Kleidung, eure mageren Gestalten, dann weiß
ich, daß ihr Geld braucht.“
    „ Hört
euch das an“, rief der Anführer sarkastisch dazwischen,
während er dem über ihm stehenden Ritter einen
verschlagenen Blick zuwarf. „Der Herr nimmt Anstoß an
unserem Aufzug! Unser Aussehen gefällt ihm nicht!“
    Er
wandte sich seiner Bande zu, schaute die Männer mit
schiefgelegtem Kopf an und grinste dazu höhnisch. „Wißt
ihr, was das heißt?...“
    Er
machte eine Kunstpause und streifte Dietrich abermals mit einem
tückischen Blick, ehe er Wort für Wort langsam in die
gespannte Stille tropfen ließ: „Der edle Herr verachtet
Halunken wie euch!“
    In
Dietrich wallte der Zorn auf. Blitzartig wurde ihm klar, daß er
den Einfluß des Kahlköpfigen auf seine Männer rasch
abschwächen mußte, wenn er nicht erneut ins Hintertreffen
geraten wollte. Und noch ehe die Meute auf die Worte ihres Anführers
reagieren konnte, zeigte er mit anklagend ausgestrecktem Arm auf den
Banditenhäuptling und wies ihn mit donnernder Stimme zurecht.
    „ Schweig,
du Aufrührer! Mir scheint, du bist kein besonnener Mann, sondern
ein Unruhestifter, der seine Leute um ihren Lohn prellen will!“
    Einige
aus der Räuberhorde hatten sich trotz der wutentbrannten Miene
des Glatzköpfigen vorgewagt. Dietrich sah, daß sie
aufhorchten.
    „ Sprecht,
Herr“, rief einer von ihnen. „Von was für einem Lohn
soll hier die Rede sein?“
    Dietrich
atmete tief durch. Dies war der Augenblick, wo er einen Keil zwischen
den Räuberhauptmann und seine Bande treiben konnte. Er bemühte
sich, ruhig und sachlich zu antworten. „Ich spreche von einem
Lösegeld, das ihr erwarten könnt, wenn ihr uns ziehen
laßt.“
    „ Ein
Lösegeld, was für ein Blödsinn!“ höhnte der
Säuglingskopf und wandte sich in beschwörendem Ton an seine
Kumpane. „Begreift doch, ihr Schafsköpfe - was sie bei
sich haben, gehört uns ohnehin. Also fallt nicht auf das
Geschwätz dieses feinen Herrn herein!“
    Jene
Gesellen, die vorgetreten waren, blickten verunsichert zu Dietrich
hinauf.
    „ Das
ist wahr“, rief ihm einer von ihnen zu. „Ihr sitzt in der
Falle, und wir nehmen uns einfach, was ihr besitzt! Was sagt Ihr
dazu?“
    „ Laßt
euch doch nicht für dumm verkaufen, Leute!“ rief Dietrich.
„Was wir bei uns haben, ist nichts im Vergleich zu dem, was ihr
von meinem Lehnsherrn bekommen werdet, wenn ihr uns unbehelligt
ziehen laßt.“
    „ Glaubt
ihm nicht!“ Der Anführer sprach jetzt mit eindringlicher
Stimme auf seine unschlüssigen Leute ein. „Der Spatz in
der Hand ist immer noch besser als die goldene Taube, die der edle
Herr daherflattern lassen will! Oder denkt ihr vielleicht, ihr seht
nur einen roten Heller, wenn ihr die vornehme Gesellschaft hier
unbehelligt ziehen laßt?“
    „ Bei
meiner Ritterehre“, rief Dietrich dazwischen. „Ihr habt
mein Wort.“
    „ Pah!
Das Wort eines Hungerleiders!“ schrie der Räuberhauptmann
erbost, wobei er seine Komplizen mit Augen anstarrte, die fast aus
den Höhlen traten. „Oder glaubt ihr, daß der hohe
Adel darauf angewiesen ist, sich heimlich durch die Wälder zu
schleichen, wie diese hier? Dessen Damen reisen in Sänften und
mit großem Geleit!“
    Mit
hämischem Lachen wies der Kahlköpfige auf die Menschen auf
dem Felsplateau. „Seht sie euch doch an! Sie hausen im Wald,
sie haben nicht einmal Rosse, keine Waffenknechte, keine Diener!"
    Kopfschüttelnd
ging er vor den Gesetzlosen auf und ab, als könne er ihre
Leichtgläubigkeit nicht fassen. "Bildet euch ja nicht ein,
irgend jemand würde für diese armselige Gesellschaft ein
Lösegeld zahlen!“
    Eine
Lichtbahn der Sonne beschien die versammelten Räuber am Fuße
der Felsen. Dietrich sah es den feindseligen Mienen der Spitzbuben
deutlich an, daß für

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