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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Bogenschützen,
war es unwahrscheinlich, daß die Gesetzlosen es wagen würden,
noch einmal anzugreifen.
    *
    Einen
Tagesritt entfernt brachte die Frühlingssonne das pastellfarbene
Grün des jungen Laubes zum Leuchten, und in den hohen Eichen und
Buchen unterhalb der Kastelburg flöteten die Amseln. Die Burg
thronte mit ihrer hufeisenförmigen Mauer behäbig auf einem
Hügel, an dessen Fuß sich eine Ansammlung von Häusern
und Hütten drängte. In der Mitte der Feste erhob sich ein
langgestreckter zweistöckiger Palas, und in dessen unmittelbarer
Nähe ragte der viereckige Bergfried aus gebrochenem Gneis
himmelwärts. Dieser wuchtige Wehrbau war an den Kanten mit
Sandsteinquadern verstärkt und enthielt in den oberen
Stockwerken bewohnbare Räume aus früherer Zeit, in der er
als Wohnturm diente.
    Das
Tor der Burg stand offen, die Zugbrücke war heruntergelassen.
Ein Wächter lehnte gelangweilt im Schatten des Torbaues und und
schenkte den Vorübergehenden nur wenig Interesse. Es war ein
ständiges Kommen und Gehen, denn dies war einer der Tage, da
Edelwine, die Burgherrin, im Hof vor dem Palas ihre Frauen um sich
versammelte, um Almosen an bedürftige Hörige, an Bettler
sowie manchmal auch an durchziehende Mönche zu verteilen.
    Unter
den Almosenempfängern befanden sich zwei Gestalten, die sich
rein äußerlich kaum von den anderen unterschieden.
Allerdings war von ihrer Kleidung wenig zu sehen; denn das meiste
davon war verdeckt, da jeder der beiden in einen langen, dunkelgrauen
Mantel gehüllt war, als würde tiefster Winter herrschen.
Ihre Gesichter waren unter den Kapuzen, die sie trugen, kaum zu
erkennen, was bei dem Gedränge nicht weiter auffiel. Jeder von
ihnen empfing einen halben Laib groben Brotes, für das sie sich
mit unterwürfigen Verbeugungen bedankten und sich dann langsam
entfernten.
    Die
ohnehin geringe Aufmerksamkeit des Torwächters wurde in diesem
Augenblick durch das Eintreffen eines mit Holz beladenen Eselskarren,
der polternd über die Zugbrücke fuhr, völlig
abgelenkt. Die beiden Bettler wichen zur Seite, um das Gefährt,
dessen Zugtier von einem graubärtigen Knecht geführt wurde,
vorbeizulassen. Sie drückten sich in eine Mauernische beim
Torhaus. Dem Größeren der beiden verrutschte dabei die
eine Hälfte seines Mantels, und gab für eine winzige
Zeitspanne den Blick auf eine lederbezogene Schwertscheide frei, aus
der der Griff der Waffe ragte. Hastig raffte er seinen Mantel wieder
zusammen, als sollte niemand sehen, was er darunter verbarg.
    Als
der Karren das Tor passiert hatte, waren die beiden Bettler
verschwunden. Nach und nach verloren sich auch die Bedürftigen
und verließen mit den Gaben der Burgherrin den Hof. Edelwine
selbst zog sich nach diesem scheinbaren Akt der Barmherzigkeit, von
dem sie sich vor allem einen Platz im Himmel zu erkaufen hoffte, mit
ihren Frauen in die Kemenaten zurück. Für sie war es mehr
ein lästiges Schauspiel, das sich Woche für Woche
wiederholte. Aber da es großen Eindruck auf das niedere Volk
machte, nahm sie die unbequeme Bürde mit lächelndem Gesicht
als die unausweichliche Pflicht einer Burgherrin auf sich.
    Der
Burghof lag wieder still im Sonnenschein; in der unbewegten Luft hing
noch der saure Geruch des ungewaschenen Volkes, das sich an der
Stelle gedrängt hatte. Dort hatten sich mittlerweile drei Hunde
eingefunden, die mit der Nase am Boden sorgfältig die Erde nach
heruntergefallenen Brotkrumen absuchten und auf diese Weise an
Edelwines Mildtätigkeit stets regen Anteil nahmen.
    Der
Tag ging so träge und ereignislos vorüber, wie viele Tage
auf der Burg. Niemand achtete auf die zwei Männer, die sich in
die Stallungen verdrückt hatten und, verborgen in einem
Heuhaufen, die Nacht erwarteten.
    Gegen
Abend schoben sich von Westen dichte Wolken heran. Als die Dunkelheit
hereinbrach, begann es zu regnen. Zwei Knechte zogen die Fallbrücke
hoch und schlossen das Tor. Die nur wenige Köpfe zählende
Burgmannschaft verschwand in ihrer Unterkunft; lediglich einer von
ihnen, der als Torwächter eingeteilt war, begab sich nach oben
in den Torbau. Im Palas erlosch allmählich Licht für Licht,
und als es schließlich in Strömen goß, lag die Burg
in tiefer Dunkelheit.
    Die
beiden Eindringlinge, die in ihrem Versteck offenbar auf diesen
Augenblick warteten, hatten leichtes Spiel. Lautlos eilten sie zu der
schmalen Mauertreppe, die auf den Wehrgang hinaufführte. Oben
angekommen, schlichen sie sich vorsichtig auf die türlose
Eingangspforte

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