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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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hemmungslos
schluchzende Ida an sich und legte besänftigend einen Arm um die
Schulter der Zofe, die stammelnd und mit Tränen in den Augen
ihrer Freude über die unverhoffte Rettung Ausdruck zu verleihen
suchte. Als schließlich auch der Kleine noch zu weinen begann,
löste er sich sachte von den Frauen und ging vor Klein-Bernhard
in die Hocke.
    „ Wer
wird denn weinen“, sagte er leise zu dem Knaben und faßte
ihn unter das Kinn. „Du willst doch einmal ein tapferer Ritter
werden, nicht wahr?“
    Der
Kleine nickte unter Tränen. Dietrich lächelte. „Ein
Ritter sollte aber nicht weinen, weißt du das nicht?“
    Des
Kindes Gesicht erhellte sich. „Doch. Ich weine nicht mehr,
Onkel Dietrich.“
    „ Versprochen?“
    „ O
ja. Nie mehr!“
    Dietrich
erhob sich wieder und strich dem Jungen mit der Hand sanft übers
Haar. Er schlug nun einen etwas rauhen Ton an, um sich seine eigene
Erleichterung über die glücklich gewandelte Situation nicht
allzu sehr anmerken zu lassen: „Prima, so gefällst du mir.
Du wirst ein ganzer Mann!“
    Anschließend
wandte er sich rasch den Kriegern zu, die unten vor dem Felsplateau
der Befehle für die Weiterreise harrten.
    „ Reichlich
Zeit habt ihr euch gelassen“, sagte er kritisch zu Giselbert
und Roland, wobei seine Augen fragend von einem zum anderen
wanderten. Dietrichs Knappe trat hart an den Felsen heran, neben sich
Greif, dessen schwarzes Wolfsgesicht neugierig zu Dietrich
heraufstarrte.
    „ Mein
Vater war der Meinung, daß es notwendig sei, eine genügend
große Bedeckung zusammenzutrommeln“, sagte der Knappe.
„Es wäre für Euch dann ungefährlicher, den
Geroldswald zu durchqueren.“
    Dietrich
lachte grimmig auf. „Diese Erkenntnis kam wohl ein wenig spät,
meinst du nicht?“
    „ Ja,
das ist wohl wahr.“ Verlegen fuhr sich der junge Bursche durch
den Haarschopf. „Aber Ihr wißt ja, daß die
Husenburg keine große Mannschaft hat. Deshalb schickte mein
Vater einen Boten zu seinem Bruder Max um weitere Verstärkung.
Er hatte nämlich erfahren, daß die Ortenburg entgegen der
allgemeinen Befürchtung nicht angegriffen werde und Graf Max
deshalb ruhig einige Leute entbehren könne.“
    „ Was
sagst du da?“ rief Dietrich erstaunt. „Doch keine Fehde
mit Urban von Geroldseck? Dann hätten wir uns ja diese
gefährliche Reise sparen können!“
    „ Das
war nicht vorauszusehen“, mischte sich jetzt Giselbert ein.
„Soweit ich das mitbekommen habe, wurde beobachtet, daß
eine größere Schar von Berittenen die Burg Geroldseck in
südlicher Richtung verließ.“
    „ So,
so, nach Süden“, sagte Dietrich nachdenklich. „Das
ist ja interessant.“
    „ Ja,
und als Graf Max von Ortenburg davon unterrichtet wurde, schloß
er offenbar daraus, daß Urban zumindest vorläufig keinen
Angriff auf die Ortenburg plant.“
    „ Soll
das heißen, wir können zurückkehren?“
    Giselbert
schüttelte den Kopf. „Nein, nein, Graf Max ließ
ausrichten, daß seine Gemahlin und ihr Kind samt Zofe auf jeden
Fall die Kastelburg aufsuchen und dort bleiben sollen, bis er
endgültig Klarheit darüber habe, ob die Fehde mit dem
Geroldsecker beigelegt sei.“
    „ Na,
insgesamt sieht es ja nun nicht schlecht für uns aus“,
entgegnete Dietrich zufrieden. Er wollte die Befreier nicht weiter
kritisieren, sondern auch ihren Verdienst würdigen: „Ihr
tapferen Mannen habt die Verspätung, mit der ihr gekommen seid,
mehr als gutgemacht!“ Er zeigte lächelnd auf die Frauen
und das Kind. „Dafür danken wir vier euch von Herzen! Ihr
habt uns buchstäblich aus höchster Not errettet!“
    Die
meisten der Reisigen nickten mit beifälliger Miene und freuten
sich sichtlich über Dietrichs Worte, der nun rasch wieder zur
nüchternen Tagesordnung überging. „Dann laßt
uns jetzt das Lager hier abbrechen und uns so schnell wie möglich
auf den Weg machen.“
    Es
war alles noch vorhanden - die Räuberbande hatte sich in ihrem
Eifer, die eingekreisen Menschen auf dem Felsen in ihre Gewalt zu
bekommen, nicht die Mühe gemacht, auch die Umgebung abzusuchen.
Sie hatten deshalb weder die Rosse entdeckt, noch die im Unterholz
versteckten Gepäckstücke. So war es jetzt möglich, daß
die Geretteten in kurzer Zeit reisefertig waren und aufbrechen
konnten. Die räuberischen Bewohner des Geroldswaldes brauchten
sie auf ihrem weiteren Weg nicht mehr zu fürchten. Da sie nun
unter dem Schutz einer schlagkräftigen Bedeckung aus zwölf
gut bewaffneten Kriegsknechten reisten, darunter drei

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