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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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wahr?“
    Dietrich
gab keine Antwort. Er richtete sich wortlos im Sattel auf und ließ
seinen Blick mit zusammengezogenen Brauen mißtrauisch in die
Runde wandern. Giselbert drängte sein Roß neben ihn.
    „ Es
herrscht eine Stille, als wäre die Pest ausgebrochen“,
murmelte der Waffenknecht.
    Ida
wollte von ihrem Pferd absteigen, aber Dietrich rief ihr leise zu:
„Bleibt ihm Sattel, bis ich weiß, was da vorgeht! Hier
stimmt etwas nicht.“
    "Ich
finde es auch eigenartig, daß es so still hier ist“,
sagte sie in besorgtem Ton. „Sonst herrscht auf meines Bruders
Burg um diese Tageszeit immer ziemlich viel Leben. Diese Ruhe ist
wirklich ungewöhnlich.“
    Der
Wächter war in einem niedrigen Haus nahe dem Palas verschwunden.
Nach geraumer Zeit tauchte er wieder auf und wandte sich an Dietrich.
„Wenn Ihr bitte mitkommen wollt. Mein Herr ist bereit, Euch zu
empfangen.“
    Dietrich
musterte den Burschen mit gemischten Gefühlen. Dessen
dunkelbraune, listig blickende Augen mahnten ihn zur Vorsicht, ohne
daß er hätte sagen können, warum. Er ließ sich
langsam aus dem Sattel gleiten und folgte dem Waffenknecht, der eilig
auf eine breite Steintreppe zuging, über die man in den Palas
gelangte. Während er dann schweigend die nicht sehr hohe Tür
aufhielt, ging Dietrich an ihm vorbei und betrat eine geräumige
Vorhalle.
    Hinter
ihm fiel die Tür ins Schloß, und als Dietrich sich
umwandte, sah er voller Befremden, daß sein Führer sich
zurückgezogen hatte und er sich allein in der Vorhalle befand.
Er musterte den Raum und erblickte in der hinteren rechten Ecke den
Treppenturm, der in das obere Stockwerk führte. Links davon
befand sich eine Tür, die geschlossen war. Während er noch
überlegte, wohin er sich wenden sollte, kam über die
Wendeltreppe ein Bewaffneter in Brünne und Eisenhelm herunter.
Dietrich begann sich immer mehr über die seltsamen Gewohnheiten
auf dieser Burg zu wundern. Fast keine Menschenseele im Burghof,
keine Diener oder Pagen, die zum Empfang der Gäste
bereitstanden, nur, wie er jetzt sah, ein schwer bewaffneter Krieger,
der klirrend auf ihn zukam.
    „ Ihr
seid Dietrich vom Hain, nicht wahr?“ redete der Bewaffnete ihn
an. Dietrich blickte in ein bleiches Gesicht. Dunkle Knopfaugen
musterten ihn, und er spürte fast körperlich die
Verschlagenheit hinter der scheinbar ausdruckslosen Miene des Mannes.
    Dietrich
nickte zögernd. „Ja, der bin ich. Und wessen Stelle
vertretet Ihr hier - die des Haushofmeisters? Oder ist es bei euch
üblich, nahe Verwandte von waffenstarrenden Kriegsleuten
empfangen zu lassen? In meiner Begleitung befindet sich Ida von
Ortenburg, die Schwester des Herrn der Kastelburg. Ich wundere mich
deshalb über diese fast kriegsmäßige Begrüßung.“
    Mit
unbewegter Miene antwortete der andere: „Ich bin Sigmund
Rössner, Hauptmann bei Urban von Geroldseck.“
    Dietrichs
Rechte fuhr zum Schwertgriff, und mit geschmeidiger Bewegung riß
er die Klinge aus der Scheide. „Was für ein blutiger
Verrat ist hier im Gange?“
    Rössner
machte eine abwehrende Handbewegung. „Einen Moment, Herr
Ritter! Ihr seid ohne Chance!“
    Die
Tür links vom Treppenturm wurde plötzlich aufgestoßen,
und heraus stürzten mehrere Bewaffnete und umringten Dietrich.
Hinter den Waffenknechten trat ein untersetzter Mann in
silberglänzender Brünne in die Vorhalle. Dietrich ließ
die Waffe sinken und starrte den Eintretenden entgeistert an. Er sah,
wie sich dessen leicht aufgedunsenes, gerötetes Gesicht zu einem
grimmigen Lächeln verzog.
    „ Urban
von Geroldseck...“, murmelte Dietrich fassungslos.
    Der
andere lachte spöttisch. Er trug keine Kopfbedeckung, sein
hellbraunes Haar war kurzgeschoren, und er war glattrasiert. Seine
eisgrauen Augen blickten Dietrich durchdringend an. „Steckt das
Schwert in die Scheide, Dietrich! Es würde Euch sowieso nichts
nützen. Die Burg ist in meiner Hand.“
    Langsam
ließ Dietrich seine Waffe in die Scheide zurückgleiten. Er
zwang sich zur Ruhe und antwortete kaltblütig: „Mir
scheint, Ihr brecht jedes Gesetz, Graf Urban. Wie wollt Ihr das vor
einem Gericht verantworten?“
    „ Vor
Gericht, ich?“ rief der andere hohnlachend. „Mir scheint,
Ihr verwechselt die Rollen!“ Er trat zwischen den Bewaffneten
hindurch, die bereitwillig Platz machten, und baute sich in
herausfordernder Pose vor Dietrich auf.
    „ Was
wollt Ihr damit sagen?“ fragte Dietrich mit schneidender
Stimme.
    „ Was
ich damit sagen will? Das wißt Ihr doch selbst am

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