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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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glaube, daß
Gott sein Urteil schon gefällt hat!"
    Der
Herzog sah seinen Gast verdutzt an. "Eine seltsame Rede, Graf!
Seid Ihr unter die Wahrsager gegangen?"
    Der
Besucher sah ihn einen Moment mit seinen eisgrauen Augen sinnend an,
ehe er antwortete. "Ich wollte, es wäre nur das. Aber der
Anlaß, weshalb ich hier bin, ist diesem Gerichtstag
übergeordnet und verwehrt Euch deshalb einen Richterspruch!"
    Der
Herzog wurde etwas ungeduldig. "Sprecht nicht länger in
Rätseln, Gerhard. Welcher Wind hat Euch hergeweht?"
    "Nicht
nur ein Wind, Hoheit", sagte der Graf förmlich, wobei er
den Gesprächspartner scharf ansah. "Nicht nur ein Wind!
Über der Mortenau braut sich ein Sturm zusammen - in Gestalt
eines Slawenheeres, das auf dem Weg hierher ist! Und es zieht eine
Spur von Tod und Verwüstung hinter sich her."
    Herzog
Berthold wurde blaß. Auf seinem Gesicht malte sich Bestürzung.
"Das darf doch nicht wahr sein! Woher habt Ihr die Kunde?"
    "König
Philipp hat mich mit dieser Schreckensbotschaft zu Euch geschickt."
    "Wußte
er denn, wo ich mich aufhalte?" fragte Berthold verwundert.
    Der
andere lachte zynisch auf. "Der Fall, mit dem Ihr hier zu tun
habt, ist bei den Kamingesprächen auf den Burgen inzwischen ein
Lieblingsthema. Ihr wißt ja, solche Geschichten eilen schnell!
Und die fahrenden Sänger im Lande sammeln derlei Neuigkeiten wie
andere Leute Nüsse, damit sie auf den Burgen gerne gesehen
sind."
    "Nun
gut, Gerhard, zurück zu Eurer bedrohlichen Nachricht. Wie groß
ist das Slawenheer und wem dient es?"
    "Der
Gegner König Philipps hat wohl beide Hände in diesem
blutigen Spiel."
    "Otto
von Braunschweig", murmelte Berthold nachdenklich.
    "Es
heißt, d er Slawenfürst
Heinrich Borwin habe ihm gegen großzügige Bezahlung eine
Streitmacht von rund sechshundertfünfzig ungepanzerten
Berittenen und fünfhundert Mann Fußvolk als Söldnerheer
zur Verfügung gestellt. Weitere fünfhundert
leichtbewaffnete Fußkämpfer stammen aus Ottos
Machtbereich. Es ist also ein ansehnliches Heer, das der Welfe uns
auf den Hals hetzt. Das Geld hat ihm der englische König
vorgeschossen. König Ohneland hat die Gewohnheit seines vor ein
paar Jahren gefallenen Bruders Richard übernommen, den
Braunschweiger politisch und finanziell zu unterstützen. Wie uns
berichtet wurde, ist Otto nicht einmal in der Lage, den Sold für
das fremde Heer aus eigener Tasche zu bezahlen. Alles muß er
sich von dem Engländer vorstrecken lassen."
    Der
Herzog lachte zynisch auf. "Ausgerechnet er, der vom Ausland
abhängig zu sein scheint, träumt von der Kaiserkrone!"
Er schüttelte mit mißbilligender Miene den Kopf, besann
sich dann aber auf das Nächstliegende: "Wer führt das
fremdländische Heer an?"
    "Es
soll unter dem Befehl des polnischen Adligen Gotvac stehen. Otto hat
nun diese Streitmacht zu einem Kriegszug gegen Philipp von Schwaben
aufgeboten. Das Slawenheer ist angewiesen, ins Herz von Philipps
Herrschaftsbereich vorzustoßen, und die Mortenau sieht er als
geeignete Eingangspforte. Er will jetzt offenbar eine Entscheidung im
Thronstreit erzwingen."
    Der
gräfliche Bote schwieg und ließ dem anderen Zeit, die
ungute Botschaft zu verdauen. Sinnend beobachtete er derweil die hoch
im Blau schwebenden Mauersegler, die aus dem Süden zurück
waren, um hier, in ihrer Heimat, die Jungen aufzuziehen. Er sah, wie
einige von ihnen sich in kurzen Abständen unter die Dachkanten
des Bergfrieds schwangen, sich an die Nester klammerten, die in der
luftigen Höhe an den Mauersteinen klebten, und ihre Jungvögel
fütterten. Es war ein ständiges Hin und Her, und dieses
friedliche Bild stand in krassem Gegensatz zu den Gedanken der beiden
Männer, die auf eine finstere Zukunft blickten.
    "Woher
weiß denn Philipp von dem Kriegszug?" unterbrach Herzog
Berthold endlich das Schweigen.
    Graf
Gerhard verzog das Gesicht zu einem ironischen Lächeln. "Nun,
wir haben auch im Lager der Welfen so manchen heimlichen Anhänger."
    Herzog
Berthold nickte düster. "Ja, ja, das kenne ich. Es sind
diejenigen, die ihre Fahne stets nach dem günstigsten Wind
richten. Vasallen, die bereit sind, dem Lehnsherrn bei der erstbesten
Gelegenheit die Gefolgschaft aufzukündigen, sobald sie sich von
einem anderen fettere Beute versprechen."
    "Das
ist wohl wahr. Aber ein Herrscher braucht auch solche Leute."
    Ein
feines Lächeln spielte um des Herzogs Lippen. "Wem sagt Ihr
das!" Er wurde wieder ernst: "Wie weit entfernt ist das
Slawenheer noch von hier?"
    "In
drei bis vier

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