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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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den Innenraum notdürftig
erhellte. Dietrich beobachtete, wie das Insekt schließlich der
Flamme zu nahe kam und versengt zu Boden stürzte. Der Gedanke
kam ihm in den Sinn, daß dasselbe soeben auch mit seinem
Vorschlag geschehen war. Seine Idee, Offinburc von den Slawen zu
befreien, war ebenfalls versengt worden - durch den hitzigen
Widerstand Urbans. Vielleicht hatte dieser sogar recht mit seiner
Ablehnung. Vielleicht war es wirklich verkehrt, zwei Schlachten an
einem Tag zu schlagen? Dietrich beschloß, den Mund zu halten
und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Auch sein ehemaliger Lehnsherr
schien nach Urbans plötzlichem Sinneswandel nachdenklich
geworden zu sein.
    "Nun gut",
ergriff Max von Ortenburg schließlich das Wort. "Es mag so
geschehen, wie Ihr meint, Urban. Stellen wir also unser Heer gleich
gegen den stärkeren Gegner. Noch in dieser Nacht sollen sich
zwei Dutzend Späher in einer langgezogenen Kette so nahe wie
möglich an den Feind begeben, damit dessen Streitmacht nicht an
uns vorbeizieht, ohne daß wir es wissen, und uns dann in die
Flanke fällt. Unsere Einheiten schicken wir bei Tagesanbruch
über die Künzig, was nicht sonderlich lange dauern dürfte,
da sie ja jetzt fast kein Wasser führt. Auf dem freien Feld
jenseits des Flusses stellen wir die Krieger auf, wie wir das
besprochen haben: Zweihundert Bogenschützen in der vordersten
Linie, flankiert von zwanzig Speerwerfern auf jeder Seite. Sie sollen
mit ihren Langbogen und den Wurfspeeren so viele Slawen wie möglich
aus dem Sattel holen. Sobald wir damit eine genügend große
Anzahl feindlicher Reiter ausgeschaltet haben, gebt Ihr, Urban, das
Signal, daß die Bogner zur Seite weichen und unserem Ritterheer
die Bahn freigeben. Dann stoßen wir mit unseren Rossen in die
gegnerische Formation hinein und splittern sie auf. Unmittelbar
danach kommen unsere Fußtruppen mit Lanzen und Schlagwaffen zum
Einsatz. Da müßte es mit dem Teufel zugehen, wenn es auf
diese Art nicht gelänge, die Slawen zu vernichten!"
    Graf Urban, der
ruhig zugehört hatte, nickte befriedigt und entgegnete: "Ja,
das ist unser Plan. Und ausweichen, um uns in den Rücken zu
fallen, kann der Gegner nicht. Denn sollten unsere Kundschafter
melden, daß das feindliche Heer weiter nördlich anrückt,
können wir unsere Kräfte mühelos verschieben. Das
Künzigvorland ist auf beiden Flußseiten derzeit
ausgetrocknet und stellt für die Beweglichkeit des Heeres kein
Hindernis dar."
    "Gut so!"
sagte Graf Max. Er schien sichtlich erleichtert, daß man sich
doch noch auf einen - wie er meinte - gut durchdachten Schlachtplan
geeinigt hatte, und erhob sich. "Damit steht unsere
Vorgehensweise endgültig fest. Was sonst noch zu tun bleibt,
kann erst beurteilt werden, wenn die Waffen sprechen."
    Er nickte Dietrich
kurz zu und meinte abschließend: "Gönnen wir uns
jetzt noch etwas Schlaf, was wir wohl brauchen, denn morgen haben wir
einen Tag harten Kriegshandwerks vor uns!"
    *
    Der nächste
Morgen zeigte einen bedeckten Himmel. Dietrich stand abwartend vor
einem kleinen Feuer, dessen Rauch träge nach oben stieg. Weil
keiner der für das leibliche Wohl des Heeres verantwortlichen
Köche greifbar war, mußte sein Knappe das Frühstück
zubereiten. Mit dessen Kochkunst war es jedoch nicht weit her, und so
bestand es lediglich aus Rühreiern, zu denen Roland seinem Herrn
einen Kanten trockenen Brotes reichte. Um sie herum hantierten die
Krieger zum Teil auf ähnliche Weise. Einige waren dabei, Wasser
aus dem schmalen Rinnsal des Flusses zu schöpfen, während
andere Waffen bereitlegten, Speerspitzen schärften oder Rosse
sattelten. Noch hatte die allgemeine Erregung das Heer nicht
ergriffen, wie es meistens vor einer bevorstehenden Schlacht geschah.
Vielmehr schien es, als wollte das Lager sich auf einen gemächlichen
Tagesablauf einstellen.
    Aber dieser Eindruck
täuschte. Die Kundschafter, die den Kurs des Feindes auszuspähen
hatten, waren längst unterwegs. Urban von Geroldseck hatte den
Befehl ausgegeben, mit dem Übergang über den Fluß zu
warten, bis die Späher meldeten, welche Marschrichtung der Feind
einzuschlagen beabsichtig te.
    Allmählich
klarte der Himmel auf. Je länger das Warten dauerte, desto
deutlicher breitete sich eine gewisse Nervosität unter den
Kriegern aus, die sie mit drohend gegen den unsichtbaren Gegner
gerichteten Schmähungen oder durch übergroße
Lustigkeit zu verbergen suchten. Als die Sonne durchbrach, erschien
endlich einer der Spähtrupps und meldete

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