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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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kommt und wir gut
daran tun, unser Augenmerk auf Offinburc zu richten."
    Auf Urbans Gesicht
wich der gespannte Ausdruck. "Nicht nur das, lieber Graf!"
ergriff er eifrig wieder das Wort. "Wir können sicher sein,
daß der Feind sich so verhält, wie man es bei logischem
Denken erwartet. Aber sollen wir deshalb untätig bleiben? Ich
denke eher, wir packen die Gelegenheit beim Schopfe und räuchern
die Bande in der Marktsiedlung aus, bevor sie sich wieder mit dem
Hauptheer zusammentun kann!"
    Dietrich vermochte
sich nicht länger zurückzuhalten. "Wir wissen doch gar
nicht, wie stark diese Abteilung ist!"
    "Ihr könnt
ja hinreiten und die Kerle zählen!" gab Urban hochfahrend
zurück. "Bildet Ihr Euch ein, eine Vorhut könnte es
mit unserem Ritterheer aufnehmen? Das sind doch höchstens einige
Dutzend Mann, und die werden wir ausräuchern, ohne von den
Rossen zu steigen."
    "Die von den
Flüchtlingen geschätzte Zahl liegt aber bedeutend höher!"
    "Ach was,
Flüchtlinge! Diese Bauern können sowieso nicht richtig
zählen, und dazu noch in einer Situation, wo sie Fersengeld*
geben mußten! Da hat die Angst mitgezählt. Davon werden
wir uns nicht abschrecken lassen. Wir greifen morgen die
Marktsiedlung an, nicht wahr, Graf Max?"
    *[ Fersengeld
geben = fliehen ]
    Der Angesprochende
nickte. "Ja, man soll den Feind schwächen, wo es geht. Ich
bin einverstanden!"
    Damit schien alles
entschieden, und Dietrich ersparte sich jeden weiteren Einwand, zumal
Urbans Überlegungen einiges für sich hatten.
    *
    Während die
drei Männer sich in dieser warmen Sommernacht nun mit der
Aufstellung und Vorgehensweise ihrer Einheiten befaßten, hatten
kaum eine Meile entfernt die slawischen Eroberer von der
Marktsiedlung Offinburc bereits in vollem Umfang Besitz ergriffen.
Die Bewohner der wenigen Häuser waren erschlagen oder
vertrieben, und deren kümmerliche Wohnstätten dienten
jetzt, so weit Platz vorhanden war, einem Teil der Besetzer als
Unterkünfte. Der Führer der Streitmacht beanspruchte ein
Haus für sich und seine engsten Vertrauten. Sie waren es, die
inzwischen einen weiteren Überraschungsangriff ausbrüteten.
    Diesmal sollte das
Heerlager der Mortenauer Ritterschaft das Angriffsziel sein. Kundschafter hatten inzwischen dessen genauen Standort
ausgemacht. Sie lieferten jedoch ihrem Befehlshaber Branka einen
unvollständigen Bericht, weil sie die zahlenmäßige
Stärke des feindlichen Heeres viel zu niedrig eingeschätzt
hatten. Gerade darauf aber gründete Branka seinen Plan. Es
schien ihm infolge der scheinbar günstigen Nachricht der Späher
recht einfach, bei Tagesanbruch in einem Überraschungsangriff in
das feindliche Heerlager hineinzustoßen und alles
niederzumachen, was sich ihnen in den Weg stellte. Nachdem es ihm
gelungen war, Offinburc ohne Mühe einzunehmen und er tatsächlich
eine ansehnliche Menge Silbergeld vorgefunden hatte, erhoffte er sich
mit dem Angriff auf das feindliche Lager noch reichere Beute. Waffen,
Rüstungen und Rosse der niedergeworfenen Ritter konnten ihm ein
Vermögen einbringen, ebenso die Lösegelder für
gefangene Adlige.
    Zwischen Wunsch und
Wirklichkeit aber schien das Schicksal seinen Fuß geschoben zu
haben, denn auch dem Slawenheer drohten unwägbare Risiken. Durch
die Aufspaltung der Streitkräfte in zwei ungleiche Teile war
eine kritische Situation entstanden: Gotvac, der Befehlshaber der
größeren Einheit, die dem Mortenauer Heer zahlenmäßig
weit überlegen war, wußte nichts von Brankas
eigenmächtiger Absicht. Und letzterer, der inzwischen voller
Eifer den geplanten Überraschungsangriff vorbereitete, verließ
sich blind auf die falsche Schätzung seiner Kundschafter, weil
die Gier nach der vermeintlich sicheren Beute seinen Verstand
blendete.
    Dieser Entwicklung
stand auf der anderen Seite Graf Urbans Absicht gegenüber, am
nächsten Tag die Slawenabteilung in Offinburc anzugreifen.
Selbst Dietrich mußte innerlich zugeben, daß daran
eigentlich nichts auszusetzen war. Es lag in der Natur der Sache, daß
bei gegebener Gelegenheit jeder erfahrene Heerführer versuchte,
eine kleinere Einheit des Feindes zu vernichten, bevor sie sich
wieder mit dem Hauptheer vereinigen konnte. Diese verlockende
Möglichkeit stand auch Graf Urban vor Augen .
    Aber nicht immer
ließ sich ein Angriffsplan, wie er in den Köpfen der
Heerführer Gestalt angenommen hatte, auch durchführen.
Anders als bei der Belagerung einer Burg spielten bis zum
Aufeinandertreffen der Streitkräfte in offener

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