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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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den
Angriff.
    *
    Das Lager der
Ortenauer glich in derselben Nacht einem Ameisenhaufen. Willekin, der
Anführer des Spähtrupps, den Graf Urban nach Westen
geschickt hatte, war allein auf schaumbedecktem Roß
zurückgekehrt. Er berichtete, daß sie bis zu dem Karrenweg
unbehelligt vorgestoßen seien. Angelockt von ungewöhnlichen
Geräuschen hätten sie sich tiefer in den Wald hineingewagt.
Sie hätten Rosse wiehern und sogar menschliche Stimmen gehört.
Um die Ursache des Lärms zu erkunden, seien sie auf dem
eingeschlagenen Weg weitergegangen. Er, Willekin, sei den anderen in
zurückhängender Position gefolgt, da er das schnellste
Pferd ritt und im Falle eines überraschenden Angriffs sofort
umkehren und das eigene Lager alarmieren wollte. Tatsächlich
seien plötzlich etwa ein Dutzend Gestalten aus dem Waldesdunkel
aufgetaucht und hätten seine Männer nach kurzer Gegenwehr
überwältigt. Um was für Leute es sich bei den Fremden
handelte, sei in der Dunkelheit nicht auszumachen gewesen, und auch
ihre Sprache habe sie nicht verraten, da sie völlig lautlos
handelten.
    Graf Urban, dessen
Miene bei dem Bericht seines Kundschafters immer betroffener wurde,
hatte eilends Max von Ortenburg und Dietrich wecken lassen. Als die
beiden verwundert ins Zelt des Geroldseckers traten, konfrontierte er
sie sofort mit der Neuigkeit.
    "Na, da habt
Ihr es!" erwiderte Graf Max mit unüberhörbarer Ironie,
nachdem der andere geendet hatte. "Dietrich hatte also recht,
als er sagte, wir sollten den Westen im Auge behalten!"
    Urban warf dem Herrn
der Ortenburg einen finsteren Blick zu, schwieg jedoch zu dessen
Vorhaltung. Statt dessen wandte er sich an Dietrich: "Nun, da es
sich herausgestellt hat, daß Euer Mißtrauen eventuell
berechtigt war, habt Ihr vielleicht auch einen Vorschlag, wie wir mit
dieser Situation umgehen sollen? Eigentlich wissen wir ja immer noch
nicht, mit wem wir es in den westlichen Wäldern zu tun haben!"
    Dietrich nickte mit
unbewegter Miene. Sein Gesicht verriet mit keinem Muskel, daß
er innerlich frohlockte, weil er recht behalten hatte. "Wenn ich
allein zu entscheiden hätte", antwortete er gleichmütig,
"würde ich unser Heer noch vor dem Morgengrauen auf die
Beine bringen. Ich vermute, daß in den Wäldern unter den
Thiersperger Höhen die Hauptmacht der Slawen steckt, und zwar
offenbar auf der Waldstraße. Bis sie aus dem Wald heraus und in
Schlachtordnung angetreten sind, dürfte es Mittag sein, wenn
nicht später. Ich würde zweihundert Mann, zur Hälfte
Bogenschützen, für die Sicherung unseres Flußufers
zurücklassen, würde mit unserem übrigen Heer noch in
der Dunkelheit in Richtung Offinburc aufbrechen und die dortige
Slaweneinheit bei Tagesanbruch angreifen. Sobald dieser Gegner
niedergeworfen ist, können wir zurückkehren und in Ruhe
abwarten, ob die feindliche Streitmacht von Westen her gegen unsere
Stellungen anrennen will."
    Graf Max nickte
beifällig. "Dietrich hat recht! Mit dem kurzen Feldzug
gegen die Slawen in der Marktsiedlung schaffen wir uns immerhin einen
Teil des Gegners vom Hals und haben dann von dort nichts mehr zu
befürchten."
    Mit hochmütiger
Miene hatte der Geroldsecker den beiden zugehört, wobei er den
Anschein erweckte, als sprächen zwei unmündige Knaben zu
ihm. Entsprechend fiel seine höhnische Antwort aus: "Ein
feiner Schlachtplan! Angesichts der neuen Lage wäre es wohl eine
Dummheit, uns mit dieser Horde in Offinburc zu beschäftigen. In
der Zwischenzeit macht es sich deren Hauptheer in unserem Lager
gemütlich oder ist gar schon weiter das Künzigtal
hinaufgezogen, um bei König Philipp anzuklopfen! So planen nach
meiner Meinung Narren!"
    "Mäßigt
Euch, Urban!" entgegnete Graf Max in scharfem Ton. "Von
Euch hört man nichts als Hohn und Spott. Es scheint, als ob Ihr
blind wärt für die Lage, in der sich unser Heer befindet."
    "Blind bin ich
keineswegs", gab der Geroldsecker giftig zurück. "Aber
ich benutze meinen Verstand, um das Nächstliegende zu sehen, und
das ist - nach allem, was wir jetzt erfahren haben - das Slawenheer,
das anscheinend tatsächlich von Westen kommt. Diese Streitmacht
gilt es aufzuhalten. Um unser Heer aufzustellen, brauchen wir die
Zeit, die wir nach eurer beider Meinung vertändeln sollen, um
die unbedeutende Slawenbande aus Offinburc zu vertreiben. Nein, meine
Herren, dieser Plan taugt leider nicht mehr!"
    Eine Weile herrschte
Schweigen in der Runde. Ein Nachfalter, der sich in das Zelt verirrt
hatte, umgaukelte das Talglicht, das

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