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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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gewickelt hatte. Ein Behältnis reichte er seinem
Besucher, mit dem anderen setzte er sich neben ihn und sagte:
"Waldmeister und Immergrün! Der eine beruhigt das erregte
Gemüt, das andere klärt den Kopf."
    Greif,
der hinter Bruder Josef hergetrottet war, stand eine Weile
unschlüssig vor den beiden Männern, die bedächtig den
heißen Tee tranken. Dann aber schien ihm das zu langweilig zu
werden, und er trollte sich in Richtung des Rappens, von dem er sich
wohl mehr Unterhaltung erhoffte.
    "Also,
Dietrich, laß uns darüber reden, was dir die Zukunft
bringt", begann der Mönch, nachdem er seinen Becher geleert
hatte. "Nachdem jetzt passiert ist, was die Slawen ergrimmte,
mußt du dich auf ihren Besuch einstellen, und dabei dürfte
es heiß hergehen."
    "Ihr
meint, sie werden die Burg angreifen?"
    "Natürlich.
Das ist ihre Art. Sie lassen dir Burg und Leben, wenn du dich mit
ihnen verbündest, und im entgegengesetzten Fall machen sie dir
die Hölle heiß."
    "Na,
dann sollen sie doch kommen! Sie werden sich an unseren Mauern den
Schädel einrennen!"
    "Da
wäre ich mir nicht so sicher. Das Slawenheer wird gut geführt,
scheint mir, und die Tatsachen beweisen es. Sie sind jetzt die Herren
im Lande, und unsere Ritter, soweit sie überlebten und dem Feind
entkamen, sitzen auf ihren Burgen, wie Ratten in der Falle. Jeder für
sich - das ist keine gute Ausgangslage!"
    "Da
habt Ihr allerdings recht. Uns fehlt eine einigende Hand."
    "Das
war an sich die Aufgabe des Grafen Urban von Geroldseck. Aber er hat
versagt. Er sitzt jetzt samt seinem Sohn genauso eingeschlossen auf
seiner Burg wie alle anderen."
    "Was
soll man tun? Es ist nicht möglich, all die Edelleute
zusammenzubringen, um über die Aufstellung eines neuen Heeres zu
beraten. Man kann nicht zu ihren Burgen vordringen, ohne Gefahr zu
laufen, einer Rotte des Feindes in die Hände zu fallen. Sie
durchstreifen jetzt oft die Gegend."
    "Siehst
du, sie wissen, wie sie euch isolieren können. Und jetzt
bedrücken sie euch mit der Forderung, zu ihnen überzulaufen.
Das ist eine schlaue und wahrscheinlich erfolgreiche Maßnahme."
    "Erfolgreich?
Meint Ihr damit, daß unser Adel sich auf ihre Seite schlagen
wird?"
    Der
Mönch erhob sich plötzlich und sah Dietrich mit seinen
hellen Augen scharf an. "Vielleicht nicht alle. Es hängt
von dir ab!"
    Auch
Dietrich hatte sich erhoben. "Von mir? Was kann ich schon tun -
ich bin genauso eingemauert wie alle anderen."
    Ihm
schien plötzlich, als bohrten sich die jetzt beinahe weißgrau
leuchtenden Augen des anderen in sein Inneres. Und schleppend, fast
mühsam, kamen die Worte des Mönches: "Du hast die
Kraft in dir, die Zaudernden zu einen und den Feind zu bezwingen.
Allerdings trägst du eine Bürde, die dich hindert, dieser
Kraft Raum zu geben."
    "Einer
Bürde kann man sich entledigen!"
    "Du
nicht...nicht so bald."
    "Wenn
nicht jetzt, dann eben später, nicht wahr?"
    "In
deinem Innern herrscht große Verwirrung. Ich kann nicht sehen,
wie du dich entscheidest. Du stehst zwischen zwei Frauen und hast
dich frevelnd gebunden mit den Seilen des Fleisches. Du weißt
nicht, was du willst, und du siehst nicht, was du sollst. Aber von
deiner Entscheidung wird es abhängen, ob das Land, wie wir es
kennen, überlebt."
    "Dann
sage mir, was ich tun soll!"
    "Zwei
Wege sehe ich. Einer davon führt scheinbar steil nach oben. Wenn
du ihn weitergehst, wirst du jedoch eines Tages vor deinem
selbstgeschaffenen Abgrund stehen. Der andere führt in die
Stille einer glücklichen Erkenntnis. Aber nur wenn du dein
gerichtetes Verlangen überwindest, kann es dir gelingen, den
Bannkreis zu verlassen. Es mag sein, daß das Feuer des Krieges
dich läutert. Sollte das eintreten, dann wird ein dunkler Mann
dich zwingen, zu handeln."
    "Zwingen
- wozu?"
    Die
Frage bewirkte, daß der Mönch scheinbar wie aus einem
Traum erwachte. "Was ich sehe, habe ich gesagt. Mehr kannst du
nicht erwarten."
    Wenig
später befand Dietrich sich auf dem Rückweg. Die Sonne
neigte sich nach Westen und bald würde die Dunkelheit
hereinbrechen. Inzwischen war der Nebel weiter am Berg hochgekrochen
und schob sich schon bald wie ein wallender Vorhang vor die
schrägstehende Sonne, so daß alles in ein gespenstisches
rötliches Dämmerlicht gehüllt wurde, das allmählich
erstarb. Dietrich, der zu Fuß hinter seinem Roß herging,
das ihn unbeirrt talwärts führte, während sich Greif
diesmal dicht neben ihm hielt, hatte den Mönch so ratlos
verlassen, wie er gekommen war. Er hatte sich

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