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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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steile Mauertreppe hinab und kam
gerade zurecht, als die Ankömmlinge, angeführt von
Giselbert, in den Innenhof einritten.
    Sie
zügelten vor dem schweigend wartenden Ritter ihre Rosse, und der
Reiter in der Mitte schlug seine Kapuze zurück. Dietrich blickte
mit unbewegter Miene in die leuchtenden Augen seiner Gemahlin
Adelheid. Sie trug ein weißes Stirnband mit Rüsche*,
beides aus feinem gebleichten Leinen, das wie eine Krone ihr Haupt
bedeckte. Vervollständigt wurde das Gebende** durch eine
weißseidene Kinnbinde, die seitlich das Gesicht umfaßte
und gleichzeitig die üppige blonde Haarpracht zusammenhielt. Sie
lächelte ihn strahlend an, und erstmals wurde sich Dietrich
erstaunt bewußt, zu welcher Schönheit sich seine blutjunge
Gemahlin zu entwickeln schien. Aber rasch verdrängte er diesen
Eindruck. Zwar hatte er bereits auf der Mauer vermutet, wer unter der
alles verbergenden Kapuze steckte, aber in gewisser Weise war er
trotzdem überrascht, sie hier auftauchen zu sehen.
    *[ Rüsche
= Gefalteter Besatz . ]
    **[ Gebende
= "Gebinde" (Stirnband + Kinnbinde) ]
    Er
hob ihr wortlos die Hände entgegen, während sie das rechte
Bein aus der Halterung am Sattel schwang und sich dann in seine Arme
gleiten ließ. Als sie festen Boden unter den Füßen
hatte, ließ er sie jedoch sofort wieder los, um nicht den
Anschein zu erwecken, als wollte er sie herzlich, wie es einem Gemahl
ziemte, begrüßen. Er ließ sich den Zwiespalt, in dem
er sich einen Moment lang befand, nicht anmerken. Einerseits hatte
ihn beim Anblick der Schönheit Adelheids kurzzeitig der Wunsch
beseelt, sie an sich zu drücken, was keinen der Männer, die
dabei waren, gewundert hätte. Aber andererseits war er sich
bewußt, daß Ida möglicherweise den Hornruf des
Wächters ebenfalls gehört hatte und sie nun vom Palas aus
beobachtete.
    Ihrer
spitzen Zunge wollte Dietrich sich wegen eines an sich nichtssagenden
Begrüßungszeremoniells lieber nicht aussetzen. Und so
bedeutete er seiner Gemahlin wortlos, aber immerhin mit einladender
Geste, ihm in den Palas zu folgen, nicht ohne zuvor Giselbert
anzuweisen, die beiden Adelheid begleitenden Waffenknechte in die
Mannschaftsunterkunft zu führen und ihnen eine Erfrischung
reichen zu lassen.
    Als
Dietrich mit seiner Gemahlin den Palas betrat, war niemand in der
Vorhalle. Ihm war das gerade recht, denn er wollte zunächst von
Adelheid ohne weitere Zuhörer erfahren, was sie zu dem
ungewöhnlichen Besuch veranlaßte. Während er sie
schweigend zu seiner Kammer geleitete, erfaßte ihn ein gelinder
Ärger. Sobald sie den bescheidenen Raum betreten und er die Tür
hinter sich geschlossen hatte, wandte er sich ihr mit frostiger Miene
zu, ohne ihr eine Sitzgelegenheit anzubieten.
    "Kannst
du mir sagen, was zum Teufel dich bewogen hat, mit lediglich zwei
Mann Begleitschutz durch unser slawenverseuchtes Gebiet zu
spazieren?"
    Sie
sah ihn mehr erstaunt, als erschrocken an und sagte mit deutlicher
Ironie: "Ich pflege meine Besuche nicht mit dem Teufel zu
planen. Wenn es nicht notwendig wäre, stünde ich nicht
hier."
    Er
hob schnaufend den Kopf, starrte einen Moment zur Decke, als suchte
er den Beistand der himmlischen Heerscharen. Dann verschränkte
er die Arme vor der Brust, sah sie kopfschüttelnd an und
versuchte es mit Sarkasmus: "Ich möchte wissen, welche
Notwendigkeit das sein soll, daß du dafür dein Leben oder
Schlimmeres aufs Spiel setzest!"
    Impulsiv
trat sie an ihn heran und berührte mit zarter Geste seinen Arm.
"Hast du Angst um mich?"
    Unwillig
entzog er sich ihrer Hand. "Ach was, Angst! Was heißt
Angst? Ich mache mir um jeden Menschen Sorgen, der ohne eigene Schuld
in die Hände unserer Feinde fallen könnte. Du aber hast die
Gefahr leichtfertig heraufbeschworen!"
    Adelheid
war bei seinen Worten zwei Schritte zurückgetreten. "Verzeih,
wenn dich mein Anblick so maßlos aufregt", sagte sie
befremdet. "Aber ich bin wirklich nicht aus Leichtfertigkeit
hierher gekommen, glaube mir."

"Dann
sag' endlich, was du willst."
    "Ich
brauche auf unserer Burg ein halbes Dutzend deiner Krieger!"
    Dietrich
starrte sie verständnislos an, ehe er höhnisch lospolterte:
"Ich höre wohl nicht richtig! Ein halbes Dutzend! Dürfen
es auch ein paar mehr sein?..."
    Er
ging jetzt scheinbar wutschnaubend auf und ab, aber in Wirklichkeit
spielte er diese Rolle nur, um seine Gemahlin zu beeindrucken und ihr
zu zeigen, daß er der Herr war und sie zu gehorchen hatte. Er
ahnte dabei nicht, daß sie sein kindisches Spiel

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