Die Klinge: Roman (German Edition)
kriegen sie mich nicht zu fassen. Sie werden nicht einmal herausfinden, dass hinter all dem der gleiche Typ steckt, geschweige denn, wer .
Als Albert an der nächsten Ecke ankam, war die Ausbuchtung im Rock verschwunden. Er seufzte erleichtert und überquerte die Straße.
Vor ihm befand sich das Vordach eines Kinos, an dem die Filme Die Fänge des Wolfs und Zombie Queen angekündigt waren. Albert blieb darunter stehen und sah sich die Poster an. Auf beiden waren schreiende halb nackte Frauen abgebildet.
Er ging zum Ticketschalter. Die untersetzte weißhaarige Frau hinter der Scheibe beschäftigte sich mit einem Kreuzworträtsel, während Albert die Anfangszeiten las. Zombie Queen würde in zwanzig Minuten beginnen.
In dem weiblichen Tonfall, den er im Auto eingeübt hatte, kaufte er eine Karte. Dann ging er ins Foyer.
»Gib mir deine Karte, Schätzchen«, rief ein pickliger Mann hinter der Imbisstheke. Er streckte die Hand aus, als Albert näher kam. »Einlass ist in zehn Minuten. Genug Zeit, um noch einen leckeren Snack zu kaufen.«
»Vielleicht später«, sagte Albert.
Die Luft war von Parfüm- und Essensdüften erfüllt. Pop corn knallte wie gedämpftes Feuerwerk, die aufgeplatzten Maiskörner quollen aus dem Metallbehälter in der Maschine. Ein halbes Dutzend Bockwürste drehte sich auf Spießen, die braunen Häute mit Tröpfchen gesprenkelt.
Albert lief das Wasser im Mund zusammen.
Eins nach dem anderen.
Weil er sich bewusst war, dass der Blick des Mannes ihm folgte, machte er kurze Schritte und hielt die Arme eng an den Seiten, um einen weiblichen Gang zu imitieren. Er öffnete vorsichtig die Tür, auf der »Ladies« stand, und trat in die Toilette.
Niemand an den Waschbecken.
Er bückte sich und sah unter den Klotüren hindurch. Keine Füße.
Schnell schloss er sich in der hintersten Kabine ein. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Klobrille sauber war, zog er den Rock hoch, ließ die Unterhose herab und setzte sich.
Der Toilettensitz war kalt.
Jemand hatte » FUCK YOU « in den grünen Lack der Toilettentür geritzt. Außerdem stand an der Wand über dem Klopapierhalter »Angel liebt Blueboy« und » LECK MICH «.
Albert öffnete die Handtasche. Er holte sein Messer heraus, drückte den Knopf, um die Klinge aufspringen zu lassen, presste die Spitze gegen die Metallwand und begann, Buchstaben hineinzuritzen.
Grüne Farbe schälte sich in dünnen Streifen ab.
Er schrieb: »Albert ist ein echter Stecher.«
Grinsend packte er das Messer ein. Dann warf er einen Blick in den Eimer, auf dem »Binden« stand. Leer.
Er spülte und verließ die Kabine. Am Waschbecken überprüfte er seine Erscheinung im Spiegel und strich sich mit der Bürste durchs Haar. Er kehrte ins Foyer zurück.
Der Mann hinter der Imbisstheke begrüßte ihn mit einem Lächeln, das seine merkwürdig kleinen Zähne und sein blasses, wucherndes Zahnfleisch entblößte.
»Ich nehme einen Hotdog und eine Dr. Pepper«, sagte Albert in dem Bemühen, wie eine Frau zu klingen. »Einen großen Becher, bitte.«
Das musste fürs Erste genügen. Es passte nicht zu einer jungen Dame, zu fressen wie ein Schwein.
»Hab Sie noch nie hier gesehen«, sagte der Mann.
»Ich mich auch nicht«, entgegnete Albert.
Das Lächeln des Mannes verschwand. Seine Augen verdunkelten sich, als überlegte er, Albert Manieren beizubringen, doch er sagte nichts. Er stellte den Hotdog und die Dr. Pepper auf die Theke. »Ein Dollar fünfzig.«
Albert reichte ihm zwei Scheine.
»Fünfzig zurück.«
Albert zählte das Wechselgeld. Dann nahm er seine Bestellung von der Theke.
Er drückte gerade einen Streifen Senf in das Brötchen mit der Wurst, als sich die Türen der Kinosäle öffneten. Er leckte sich Senf vom Daumen und beobachtete die herausströmenden Zuschauer.
Bis auf ein paar ältere Leute und einen schmutzigen bärtigen Mann, der wie ein Penner aussah, bestand das Publikum aus jungen Leuten. Älter als Albert, aber jung.
Es muss ein College in der Nähe geben, dachte er.
Unter den herauskommenden Leuten waren vier Frauen. Eine zeigte einen schmollenden, mürrischen Gesichtsausdruck, der ihr gutes Aussehen verdarb. Hinter ihr kamen zwei, die Hand in Hand gingen. Beide hatten fettiges Haar, und ihre dünnen Körper steckten in formlosen verblichenen Kleidern. Sie hatten sich mit zahlreichen bunten Perlen geschmückt. Die vierte Frau, die einzige attraktive, ging am Arm eines jungen Mannes, der sich ducken musste, um sich nicht den Kopf am
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