Die Klinge: Roman (German Edition)
Türrahmen zu stoßen.
Keine dabei, dachte Albert.
Er packte den Hotdog in die Folie ein, ging in den Kinosaal und sah sich nach einem Platz um. Er fand ziemlich in der Mitte einen, der ihm gefiel, setzte sich und stellte die Dr. Pepper zwischen seine Füße auf den Boden.
Der Hotdog fühlte sich durch die Folie warm an. Er packte ihn aus. Der Essiggeruch des Senfs ließ ihn die Lippen spitzen. Er stöhnte vor Genuss, als er in den Hotdog biss: das warme, weiche Brötchen, der scharfe Senf, die Bockwurst, aus der heiße Säfte in seinen Mund spritzten, als die Haut aufplatzte. Er kaute lange und genüsslich, ehe er schluckte.
Dann hörte er entfernte Stimmen.
Er blickte über die Schulter. Zwei Frauen gingen den Mittelgang hinab.
»Fantastisch«, murmelte er.
Eine war blond und mindestens einen Meter achtzig groß. Die andere reichte ihr nur bis zu den Schultern.
Albert biss erneut in seinen Hotdog und beobachtete sie. Sie traten in die Reihe vor ihm.
Die große Frau trug eine verblichene Jeans und eine Jeansjacke. Die Jacke stand offen und gab den Blick auf ein Woody-Woodpecker-T-Shirt frei, das von enormen Brüs ten ausgefüllt wurde.
Ihre Freundin war ein wenig untersetzt, aber sie sah gut aus in ihrer Cordhose und dem Sweatshirt. Gesund und süß wie ein Welpe. Albert schlug die Beine übereinander und stellte sich vor, wie es sich anfühlen würde, langsam tief in ihren rundlichen Bauch zu stechen.
Es wurde dunkel im Kino. Er sah sich den Film an, aß seinen Hotdog auf, trank die Dr. Pepper und malte sich aus, was er mit den Frauen, die vor ihm saßen, anstellen würde.
In der Pause kaufte er sich gebuttertes Popcorn und eine zweite Dr. Pepper. Als er zurückkehrte, saß ein Mann in seiner Reihe.
Direkt hinter der pummeligen Frau.
Einen Moment lang stand Albert im Mittelgang und überlegte, ob er sich einen neuen Platz suchen sollte.
Meiner hat mir aber gefallen.
Ich war zuerst da.
Der Mann hatte sich in den Sitz rutschen lassen und die Knie gegen die Rückenlehne vor ihm gestemmt.
»Entschuldigung«, sagte Albert.
»Aber natürlich.« Der Mann setzte sich auf und drehte die Beine zur Seite.
Albert versuchte, sich vorbeizuquetschen, ohne ihn zu berühren, aber seine Beine strichen über die Knie des Man nes.
Er passierte einen leeren Sitz und ließ sich auf den Platz sinken, auf dem er schon vor der Pause gesessen hatte. Das Polster war noch warm.
»Wie fandest du Zombie Queen? «
Albert sah zu dem Mann, zwang sich zu einem Lächeln und sagte: »Ganz gut.«
Wo war der Typ während des Films gewesen? Hatte er den Platz gewechselt, um näher bei den beiden Frauen zu sitzen?
Oder näher bei mir?
»Es mangelt ein bisschen an Tempo«, sagte der Mann, »aber Fungs Kameraarbeit war wie immer großartig. Bist du Student?«
»Nein.«
»Dein Popcorn riecht wirklich gut.«
Albert hätte beinahe gesagt: »Dann kauf dir welches«, aber die beiden Frauen vor ihm konnten ihn wahrscheinlich hören. »Möchten Sie etwas abhaben?«, fragte er und streckte den Becher über den leeren Sitz.
»Danke. Hast du was dagegen, wenn ich …?« Der Mann rutschte auf den Platz neben Albert und nahm eine Hand voll Popcorn. »Ich hätte gedacht, du wärst ein Frischling.«
»Was?«
»Ein Erstsemester. An der Uni. Frischlinge haben ein gewisses Etwas an sich, eine Unschuld und Energie, die ich ziemlich erfrischend finde.«
»Ich bin nur auf der Durchreise«, erklärte Albert.
»Auf dem Weg nach …?«
Albert stopfte sich Popcorn in den Mund, um Zeit zu gewinnen. Nachdem er eine Weile gekaut hatte, sagte er: »Los Angeles. Um meinen leiblichen Vater zu besuchen.«
»Sind deine Eltern geschieden?«
Albert nickte. Einen Augenblick lang dachte er daran, wie seine Mutter geschrien hatte, während er sich unter dem Bett versteckt hielt, und wie sie ausgesehen hatte, als er schließlich darunter hervorkroch.
Der Mann legte eine Hand auf Alberts Knie.
»Lass dich davon nicht zu sehr runterziehen«, sagte er. »Warst du schon sehr alt, als sie sich getrennt haben?«
»Es ist erst ein Jahr her.«
»Schrecklich.« Der Mann tätschelte Alberts Knie. »Die meisten Eltern haben leider keine Vorstellung davon, was für ein tiefes Trauma sie bei ihren Kindern auslösen, wenn …«
»Würden Sie bitte die Hand von meinem Knie nehmen?«
Der Mann rührte sich nicht. Stattdessen sah er Albert fest in die Augen und sagte: »Du solltest keine Angst vor menschlicher Nähe haben. Uns allen tut es gut, zu berühren und
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