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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Er hielt sich den Vorhang über den Kopf, blickte durch das mattierte Plastik und sah zu, wie das Blut an der Seite herunterfloss.
    Nachdem der Vorhang sauber aussah, trat er über Tess – und auf sie – und mühte sich damit ab, ihn an der Duschstange aufzuhängen.
    Er hatte es fast geschafft, als er mit einem Fuß ausglitt. Er landete mit dem Hintern auf ihrem Bauch.
    »Entschuldigung, Süße«, sagte er.
    Während er auf ihr saß, griff er nach dem Shampoo. Dann stand er auf und wusch sich die Haare.
    »Man kann gar nicht zu sauber sein«, erklärte er ihr. »Reinlichkeit ist alles.«
    Als er sein Haar gewaschen hatte, seifte er sich am ganzen Körper ein, spülte sich ab und stieg aus der Wanne.
    Tropfend stand er auf den nassen Fliesen und betrach tete Tess durch den Dampf. Ihre Haut sah blass und schlüpf rig aus.
    Er starrte auf die Stichwunden.
    Während das heiße Wasser weiter aus der Dusche pras selte, stieg er noch einmal in die Wanne.

26   VERSÖHNUNG
    Janet tat von der Nacht auf Mosbys Sofa alles weh, als sie sich aufsetzte. Am schlimmsten war der Nacken. Sie rollte den Kopf hin und her, um die Muskeln zu dehnen, aber es half nicht. Im Bad entdeckte sie ein Fläschchen Aspirin. Sie trank Leitungswasser aus der hohlen Hand und schluckte drei Tabletten.
    Dann betrachtete sie sich im Spiegel. Ihr Haar war verfilzt. Eine Seite des Gesichts war rot und zerknittert von dem Cordstoff des Kissens. Sie hatte zwar die Bluse zugeknöpft, nachdem Mosby gegangen war, doch den BH hatte sie offen gelassen; die Körbchen hingen unter ihren Achselhöhlen wie kleine gepolsterte Taschentücher.
    »Ein herrlicher Anblick«, stöhnte sie.
    Sie öffnete die Bluse, zog den BH zusammen und schloss ihn. Auf dem Weg ins Wohnzimmer knöpfte sie die Bluse zu. Sie sah zum Telefon.
    Bring es hinter dich, sagte sie sich.
    Sie spürte einen Druck im Magen, und ihre Hand zitterte, als sie den Hörer abhob und wählte. Am liebsten hätte sie wieder aufgelegt, während sie dem leisen Freizeichen lauschte.
    Es wird nicht leichter werden, sagte sie sich.
    Vielleicht gibt es eine vernünftige Erklärung.
    Klar.
    Ihr Herz machte einen Sprung, als sie hörte, wie jemand abnahm.
    »Hallo?« Megs Stimme.
    »Hi. Ich bin’s.«
    »Oh.«
    »Du klingst enttäuscht.«
    »Das ist keine Enttäuschung, es ist das schlechte Gewissen. Ich fühl mich wie ein Stück Scheiße. Wirst du mir das jemals verzeihen?«
    »Hey, schon gut. Da gibt es nicht viel zu verzeihen.«
    »Das ist nicht dein Ernst. Wo bist du, bei Mosby?«
    »Ja.«
    »Komm zurück, ja?«
    »Dave ist nicht mehr da, oder?«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Er ist nicht da, oder?«
    »Nein. Natürlich nicht. Du kannst unbesorgt kommen.«
    »Also, ich weiß nicht genau, wie ich hinkommen soll. Ich habe meinen Gastgeber heute Morgen noch nicht gesehen. Kann sein, dass er gegangen ist.«
    »Willst du damit sagen, du bist nicht in seinen männlichen Armen aufgewacht?«
    »Nicht ganz. Ich hab auf dem Sofa geschlafen.«
    »Dann sieh mal im Bad nach. Er hat sich wahrscheinlich die Kehle durchgeschnitten.«
    »Danke.«
    »Soll ich dich abholen?«
    »Wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Kein Problem. Wo bist du?«
    Janet ließ den Blick über die Zeitschriften auf dem Wohn zimmertisch schweifen, bis sie eine mit einem Adressaufkleber fand. Sie las Meg die Adresse vor. »Weißt du, wo das ist?«
    »So ungefähr. Sollte nicht länger als zehn Minuten dauern.«
    »Ich warte vor dem Haus.«
    Nachdem sie aufgelegt hatte, ging sie zu Mosbys Schlafzimmer und klopfte an der Tür. »Mose? Bist du wach?«
    »Ich bin wach«, sagte er, als gäbe er es nur ungern zu.
    »Ich gehe gleich. Meg kommt vorbei und holt mich ab.«
    Ein langes Schweigen folgte.
    »Kommst du nicht raus, um Tschüss zu sagen?«, fragte Janet.
    »Tschüss.«
    »Ach, Mosby, sei nicht so … Bist du angezogen?«
    »Halbwegs.«
    »Ich komme rein.«
    »Warum?«
    »Weil ich will. Ich komme jetzt.« Sie öffnete die Tür.
    Mosby saß aufrecht im Bett. Sein Haar war durcheinander. Er trug ein weiß-rot gestreiftes Pyjamahemd. Die Ärmel waren zu kurz.
    Die Kleider vom letzten Abend lagen in einem Haufen auf einem Stuhl. Janet warf sie auf das Fußende des Betts. Dann zog sie den Stuhl zum Bett hinüber und setzte sich. »Es tut mir leid, was passiert ist«, sagte sie. »Oder was nicht passiert ist.«
    »Was meinst du?«
    »Es tut mir leid, dass ich nicht … mitmachen konnte. Und sag jetzt nicht: ›Besser spät als nie.‹ Es wird nie ge schehen,

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