Die Klinge: Roman (German Edition)
benutzt hatte.
»Das ist ein schönes Parfüm«, sagte er. »Mein Lieblingsduft.«
Sie blies Rauch aus und sah zu, wie er aufstieg. »Ihr Besuch ist wirklich eine angenehme Überraschung, Mr. Bryant.«
»Lester, ja?«
»Wie du möchtest«, sagte sie. Sie lächelte ihn an. »Ich dachte, du würdest mir aus dem Weg gehen nach meinem Auftritt im Willow Inn.«
»Ich fand’s schön mit dir dort.«
»Also, ich auch, Lester.«
»Ich habe dir ein paar Sachen erzählt, die ich noch nie jemandem gesagt habe.« Er trank einen Schluck Martini und verzog das Gesicht. Dann beugte er sich vor und stellte das Glas auf dem Tisch ab. Er sah Emily Jean in die Augen. »Ich meine, ich war irgendwie in seltsamer Stimmung. Ich laufe normalerweise nicht durch die Gegend und rede über … solche Dinge. Über Helen und so. Verstehst du?«
»Ich glaube schon.« Sie tätschelte seine Hand. Dann wandte sie sich ab, um ihre Zigarette in dem Aschenbecher auf dem Ecktisch auszudrücken. Als sie sich wieder zu ihm drehte, legte sie die Arme um ihn.
Oh Gott, jetzt ist es so weit!
Zitternd drückte sie ihren Mund auf seinen. Ihre Lippen waren kalt von dem Drink, aber im Inneren war ihr Mund warm. Sie saugte an seiner Zunge.
Während sie sich küssten und in den Armen hielten, wanden sie sich unbeholfen, bis sie nebeneinander auf dem Sofa lagen.
Lester schob ihren Pullover hoch und löste den BH , und sie knöpfte seine Hose auf. Ihre Brüste waren voll und weich und samtglatt. Er spürte, wie seine Hose heruntergezogen wurde. Kühle Finger streichelten seinen Penis.
»Mannomann«, sagte sie. »Was für ein großer dicker …«
» MUTTER! «
Emily Jean zuckte zusammen. Ihre Hand griff zu.
»Mein Gott!«
»Schon gut, Schätzchen.«
Lester drehte den Kopf und sah May Beth hinter dem Sofa stehen und auf sie herabblicken. Aus dieser Position konnte sie alles sehen. Ihr Blick schien von Lesters Penis gefesselt. Sie blinzelte ein paarmal, leckte sich über die Lippen und brachte hervor: »Mein Auto ist nicht angesprungen und …«
Er ejakulierte.
»Oh, mein GOTT! «, schrie May Beth und lief davon.
»Oje«, murmelte Emily Jean. »Es tut mir so leid, Lester. Das war wirklich Pech. Ich glaube, du solltest jetzt besser gehen.«
28 CHARLES’ ABENTEUER
Raskolnikow stand kurz davor, die alte Frau um die Ecke zu bringen, als die Klingel die Stille in Ians Haus zerriss. Er zuckte zusammen, stieß ein Lachen aus, schlug Schuld und Sühne zu und blickte durch das Durcheinander des Arbeitszimmers auf die Wanduhr.
Zehn Minuten nach Mitternacht.
Es klingelte erneut.
Er legte das Buch auf den Sessel und ging zur Tür. Der Granitboden im Flur war kalt unter seinen Füßen. Er schaltete das Verandalicht ein und zog die Tür weit auf.
»Er hat mich beinahe erwischt«, murmelte Charles Perris. »Er hat mich beinahe … kann ich reinkommen?«
Charles trug eine schicke Stoffhose und ein blaues Sporthemd. Das Hemd hing aus der Hose. Es sah feucht aus. Der saure Geruch von Erbrochenem folgte dem Jungen ins Haus.
» Ich hab gekotzt«, verkündete er.
»Kein Grund, sich zu schämen.«
»Haben Sie schon mal gekotzt? Vom Trinken?«
»Natürlich.«
»Ja?«
»So oft, dass ich nicht mehr mitgezählt habe.«
»Im Ernst?«
»Ich mache niemals Witze übers Trinken, Charles. Es ist eine lässliche Sünde und ein großer Trost.« Diese Worte kamen ihm bekannt vor. Er fragte sich, wo er sie aufgeschnappt hatte. »Setz dich. Kannst du einen Kaffee vertragen?«
»Gern.«
In der Küche nahm Ian zwei Tassen aus dem Schrank. Er fühlte an der Seite der Kanne, um sich zu vergewissern, dass der Kaffee noch heiß war. Dann schenkte er ein. »Milch und Zucker?«, rief er.
»Ja, bitte.«
Er goss einen Schuss Milch hinein und beschloss, dass Charles sich selbst um den Zucker kümmern sollte. »Hier.« Er stellte die Kaffeetasse und die Zuckerdose vor dem Jungen auf den Tisch.
»Danke. Das kann ich jetzt wirklich gebrauchen. Ich bin gerade erst aufgewacht. Nach dem Kotzen bin ich eingeschlafen.«
»Woher weißt du, wo ich wohne? Ich dachte, das wäre ein wohlgehütetes Geheimnis.«
»Das Personalverzeichnis der Schule.«
»Wie hast du das in die Finger gekriegt?«
»Er hat es mit nach Hause gebracht. Ich hatte mich in der Abstellkammer versteckt. Ich hab gesehen, wie er es neben das Telefon gelegt hat, als er reingekommen ist. So bin ich auf die Idee gekommen. Ich konnte nicht nach Hause … nicht so besoffen. Deshalb habe ich es mir geschnappt und bin
Weitere Kostenlose Bücher