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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sagte sie über die Schulter: »Erzähl Mr. Bryant doch von deinem Film, Schätzchen.«
    »Oh. Tja …« May Beth schlug die Beine übereinander. Sie waren so schlank wie die ihrer Mutter, wirkten jedoch keinesfalls zerbrechlich unterhalb der verblichenen abgeschnittenen Jeans. »Ich fahre morgen nach Denver«, sagte sie. »Ich habe eine kleine Rolle in einem Film, dessen Außenaufnahmen dort gedreht werden.« Die Jeans hing tief auf ihrer Hüfte. Darüber trug sie ein buntes Tanktop mit einer getigerten Katze darauf. »Es ist mein erster Film«, erklärte sie. »Bis jetzt habe ich auf der Bühne gestanden.« Der dünne Stoff umspannte ihre Brüste. Kleine runde Brüste.
    »Was ist das für ein Film?«, fragte Lester.
    »Eine Art Thriller. Mit reichlich Action. Ich spiele die Freundin einer Jugendlichen, die vergewaltigt und gefoltert wird und das ganze Programm.«
    Ihre erigierten Brustwarzen beulten den Stoff aus wie zwei Fingerspitzen. Lester schlug die Beine übereinander. »Wer führt Regie?«, fragte er.
    »Sam Porter.«
    »Oh? Der ist nicht schlecht, wirklich nicht. Und wer ist der Produzent?«
    »Hal Fisher.«
    »Im Ernst? Hey, Sie sind mit den Großen im Geschäft.«
    Emily Jean kam mit einem Glas in der Hand ins Zimmer geschlendert. »Bitte schön, Mr. Bryant.« Sie reichte ihm den Martini.
    »Danke.«
    »Also«, sagte May Beth, »das Drehbuch ist nach diesem Bestseller. Manche nennen es Schlaf von Evan Collier? Deshalb wird es wahrscheinlich ein richtig großer Film. Ich kann kaum glauben, dass ich eine so gute Rolle in so einem Film habe. Offenbar hat mich der Produzent in Die Glasmenagerie gesehen. Er dachte, ich wäre absolut perfekt, deshalb …«
    Das Klingeln des Telefons unterbrach sie.
    »Das ist bestimmt Jimmy«, sagte sie. »Entschuldigen Sie mich.«
    Als sie das Zimmer verlassen hatte, sagte Lester: »Sie haben eine wunderschöne Tochter, Emily Jean.«
    »Nun, danke. Das kann man wohl sagen.«
    »Ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    »Also wirklich!« Sie lachte ein wenig nervös. »So weit würde ich nicht gehen.«
    »Doch. Wirklich.« Lester lachte und nippte an dem Martini. Er schmeckte schrecklich. Gin hatte er noch nie ausstehen können. Er trank einen weiteren Schluck. »Sie müssen sehr stolz auf sie sein, dass sie in jungen Jahren schon so erfolgreich ist.«
    »Ich kann gar nicht beschreiben, wie stolz ich bin, Mr. Bryant. Und irgendwie auch eifersüchtig, muss ich zugeben. Ich war selber Schauspielerin, wissen Sie?«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Ich habe eine Spielzeit lang Linda Loman gespielt. Am Wilshire Theater. Und außerdem viele kleinere Rollen …« Sie unterbrach sich und sah zu ihrer Tochter, die gerade zurückkam.
    »Das war Jimmy«, sagte May Beth. »Er wartet auf mich bei sich zu Hause, ich sollte mich also lieber auf den Weg machen. Es hat mich wirklich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr. Bryant.«
    »Hat mich auch gefreut, May Beth. Viel Glück bei dem Film. Oder sollte ich sagen, Hals- und Beinbruch?«
    »Danke. Hoffentlich sehen wir uns mal wieder.«
    »Entschuldigen Sie mich, Mr. Bryant. Ich bringe sie zur Tür.«
    »Klar.«
    Emily Jean führte ihre Tochter aus dem Zimmer. Ein paar Minuten später kehrte sie zurück und setzte sich genau dort aufs Sofa, wo May Beth gesessen hatte. Sie schlug auf dieselbe Art die Beine übereinander. Ihr Haar war ebenfalls rot, doch eine Schattierung heller als das ihrer Tochter – vermutlich dank eines Schönheitssalons.
    »Sie sehen aus wie May Beth, wenn Sie da so sitzen.«
    »Leider eine viel ältere, unspannendere und hässlichere Ausgabe.« Sie stieß ein nervöses Kichern aus. »Ist ›unspannender‹ ein korrektes Wort?«
    »Ich bezweifle es«, sagte Lester lächelnd.
    »Ich auch.« Sie nahm eine Schachtel Zigaretten vom Tisch. »›Weniger spannend‹ sollte man wohl sagen.«
    »Ich glaube schon.« Lester stand auf. Er nahm ein Heftchen Streichhölzer aus der Hemdtasche und ging zum Sofa hinüber. »Ich gebe Ihnen Feuer.« Er zündete ein Streich holz an.
    Emily Jean beugte sich mit der Zigarette im Mund vor, nahm seine Hand und hielt die Spitze der Zigarette in die Flamme.
    Obwohl die Zigarette bereits brannte, hielt sie seine Hand noch einen Augenblick fest. Dann ließ sie sie los und sagte: »Also, danke.«
    »Gern geschehen.«
    Er setzte sich neben sie und wischte sich die verschwitz ten Handflächen an der Hose ab. Durch den Zigarettenrauch roch er den Duft ihres Parfüms.
    Dasselbe Parfüm, das Nikki

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