Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
drehte den Kopf und sah ihn an. Ihre Augen und ihre Nase waren rot, genau wie Emily Jeans, als sie am Flughafen leise von May Beth gesprochen hatte. »Ich brauche dich nicht. Du bist nur ein verfluchtes Baby. Was zum Teufel ist eigentlich mit dir passiert? Ich dachte mal, du wärst ein Mann.«
    »Du bist mir passiert.«
    »Klar, gib mir die Schuld. Das ist typisch.«
    »Natürlich. Ich geh jetzt ins Bett.«
    »Klar. Jetzt rennst du ins Bett wie ein ungezogener kleiner Junge.«
    »Warum sollte ich hier stehen und mir diesen ganzen Dreck von dir anhören? Du solltest meine liebevolle Frau sein, aber du behandelst mich seit Jahren wie ein Stück Scheiße. Was zum Teufel ist eigentlich mit dir los?«
    »Ich sage dir, was los ist. Willst du es wirklich wissen? Bist du sicher , dass du es wissen willst?« Mit dem Ärmel ihres Pullovers wischte sie sich Tränen aus dem Gesicht. Dann funkelte sie ihn an, durchbohrte ihn mit einem spöttischen Blick.
    »Sag’s mir«, forderte er sie auf.
    »Nachdem mir die Süßigkeiten für die kleinen Mist kerle ausgegangen sind und du immer noch nicht zu Hause warst, bin ich zu einem Freund gegangen. Und weißt du, was wir gemacht haben?«
    Lester hatte das Gefühl, in sich zusammenzusacken. »Habt ihr Blinde Kuh gespielt?«
    »Wir haben uns gegenseitig um den Verstand gefickt.«
    Seine Knie wurden weich. Er ließ sich auf einen Sessel sinken.
    »Aber es war nicht nur heute Abend.« Sie setzte sich auf dem Sofa auf, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Ihre Stimme überschlug sich fast. »Ich treffe ihn seit Wochen. Seit Wochen , Lester. Die ganzen Abende, wenn du dachtest, ich wäre auf Seminaren oder Sitzungen, war ich in seinem Bett – und habe mit ihm gefickt! Weil er im Gegensatz zu dir nutzlosem Versager ein richtiger Mann ist!«
    Er umklammerte die Lehnen des Sessels. Das Licht im Zimmer kam ihm dämmrig und trüb vor. Helens Augen, weit entfernt, wirkten verbittert, als sie lachte.
    »Wie fühlt sich das an?«, fragte sie. Die Worte hallten hohl durch den Raum. »Wie gefällt dir die Vorstellung, dass deine Frau im Bett eines anderen Manns liegt? Eines anderen Manns? « Ihr Lachen überspülte ihn wie ein Sturzbach, verschlang ihn, drohte ihn zu ertränken. »Du bist kein Mann. Er ist ein Mann. Du bist ein Nichts. Eine Null. Du bist eine schwanzlose Witzfigur – so nennt er dich. Er lacht über dich. Wir beide lachen über dich. Du bist so armselig, dass es traurig ist.«
    »Wer ist es?«, hörte sich Lester fragen, obwohl er es eigentlich gar nicht wissen wollte.
    Es spielt keine Rolle, wer der Dreckskerl ist.
    Nichts schien mehr eine Rolle zu spielen, außer der war men Dunkelheit, die ihn einlullte.
    »Ian Collins natürlich. Was hast du denn gedacht? Er ist der einzige richtige Mann, den ich …«
    Lester schlug mit dem Gesicht auf den Boden, Schmerz durchfuhr ihn, und er übergab sich. Er dachte, er könnte gar nicht mehr aufhören, seine Gedärme niemals von dem Schmutz befreien, der sich dort verklumpt zu haben schien.
    Doch schließlich fing er sich. Er stemmte sich hoch, weg von dem Erbrochenen, und richtete sich auf den Knien auf. Er wischte sich über den Mund und die laufende Nase. Als er sich die Tränen aus den Augen blinzelte, sah er Helens verächtlichen Blick.
    »Du beschissene Nutte«, sagte er.
    Helen grinste. »Warum gehen wir nicht als Paar zur Halloween-Party? Ich als Schlampe und du als gehörnter Ehemann?«
    »Fick dich ins Knie.«
    »Oder noch besser«, sagte sie, »du bleibst zu Hause. Ian hat gesagt, er würde dir in den Hintern treten, wenn er dich das nächste Mal trifft.« Lachend stand Helen vom Sofa auf. »Vergiss nicht, deine Kotze aufzuwischen, bevor du ins Bett kommst.«
    »Wer sagt denn, dass ich ins Bett komme?«
    »Willst du nicht versuchen, Ian zu übertrumpfen? Ich würde dir eine Chance geben … wenn es dir nichts ausmacht, dein Ding in Ians Hinterlassenschaft zu stecken.« Helen kicherte und ging davon.
    Lester hörte, wie die Schlafzimmertür zugezogen wurde.
    »Wiedersehen«, murmelte er.
    Mit einer zitternden Hand griff er in die Hosentasche und zog eine Handvoll Kleingeld heraus. Und einen einzelnen Schlüssel.
    Den Schlüssel zu Emily Jeans Haus.
    »Wiedersehen, du Nutte«, murmelte er.

43   DER ANRUF
    Janet baute das Klingeln in ihren Traum ein.
    Entschuldigen Sie mich, ich muss ans Telefon, sagte sie zu dem Mann in ihrem Traum.
    Nicht, bevor wir fertig sind, sagte er und wählte ein Skalpell mit einer langen

Weitere Kostenlose Bücher