Die Klinge: Roman (German Edition)
Klinge von dem Tablett neben dem Operationstisch.
Nein!, schrie Janet. Sie dürfen mein Baby jetzt noch nicht rausholen. Es ist noch keine neun Monate alt, und bis es so weit ist, wird das Telefon nicht mehr klingeln.
Wenn du nicht willst, dass ich es raushole, sagte er, wie wäre es dann, wenn ich das hier reinsteche?
NEIN!!!
Janet wachte keuchend und schweißgebadet auf und stellte fest, dass sie im Bett lag. Obwohl die Vorhänge offen waren, herrschte graues Zwielicht im Zimmer.
Das Telefonklingeln ließ sie zusammenzucken.
Mein Gott, dachte Janet, es klingelt wirklich!
Sie drehte sich auf die Seite. Als sie die Hand ausstreckte, stieß sie ein Wasserglas vom Nachttisch.
»Hallo?«, sagte sie.
»Spreche ich mit Janet Arthur?«
»Ja.« Mit einem Mal war sie munter und aufgeregt.
»Ich bin Hazel Green vom Bezirksbüro der vereinigten Schulen von Grand Beach. Könnten Sie heute eine Vertretung übernehmen?«
»Aber natürlich!«
Janet setzte sich auf und schaltete das Licht an. Sie nahm einen Notizblock vom Tisch.
»Wir möchten, dass Sie für Mrs. Bonner in der elften und zwölften Klasse Englisch unterrichten.«
»Gut.«
»Wissen Sie, wie Sie zur Highschool kommen?«
»Ja. Ich bin schon daran vorbeigefahren. Ich weiß, wo sie ist.«
»Sehr gut. Sie müssen sich heute Morgen bis acht Uhr beim Sekretariat der Schule melden, um den Stunden- und den Lehrplan zu bekommen.«
»Mach ich.«
»Man wird Sie erwarten. Auf Wiederhören.«
»Wiederhören«, sagte sie. »Danke für den Anruf.«
Sie legte auf, sprang vom Bett, klatschte so fest in die Hände, dass es wehtat, und schrie: » JAAA, EINEN APPLAUS FÜR DIE GROSSE JANET!!! JAWOHL!!! JAAA! «
Dann fiel ihr Dave wieder ein. Heute Abend musste sie sich mit ihm treffen. Andernfalls würde er noch mehr Ärger machen – vielleicht wieder Meg anbaggern …
Sie ließ sich zurück auf die Bettkante sinken und ächzte: »Na toll.«
Plötzlich verspürte sie den Drang, zurück ins Bett zu kriechen, sich die Decke über den Kopf zu ziehen und dort zu bleiben.
Das kann ich nicht machen, sagte sie sich. Ich muss mich waschen und fertig machen.
Mein erster Vertretungsjob!
Englisch in der elften und zwölften Klasse der Highschool.
Vielleicht lesen sie etwas richtig Gutes.
In etwas besserer Stimmung stand sie auf und lief zum Bad.
44 ALBERT SCHMIEDET PLÄNE
In der Mitte des Betts war eine warme Mulde. Albert rollte sich darin zusammen. Immer dann, wenn er sich rührte, stieß er an den kalten Rand. Doch bei dem Versuch, in der Wärme zu bleiben, fühlte er sich allmählich eingeengt, deshalb gab er es schließlich auf. Er wälzte sich über die Ebene der kalten Laken und stand auf.
Er eilte ins Bad, beugte sich über die Wanne und drehte den Heißwasserhahn auf. Das Wasser floss kalt heraus. Während er darauf wartete, dass es sich erwärmte, urinierte er.
Als das Wasser heiß war, steckte er den Stöpsel in den Abfluss. Er stieg in die Wanne, regulierte die Temperatur und stand da, während das Wasser an seinen Knöcheln emporstieg. Er streckte sich. Die Muskeln an Beinen, Rücken, Schultern und Nacken fühlten sich steif an, und es war ein Vergnügen, sie zu dehnen. Dann setzte er sich in das heiße Wasser. Er ließ es höher und höher steigen. Schließlich drehte er die Hähne zu.
Er lehnte sich zurück, bis nur noch Knie und Kopf aus dem Wasser ragten. Die Wärme schien durch seine Haut zu dringen und die Muskeln aufzuweichen, bis er das Gefühl hatte, sich nie mehr bewegen zu können.
Aber er würde sich bewegen müssen. Und zwar bald.
Er war ein großes Risiko eingegangen, indem er in einem Motel übernachtete. Was, wenn die Frau am Empfang ihn von den Zeichnungen oder Fotos aus den Nachrichten erkannt hatte?
Tja, offenbar war das nicht der Fall, sonst hätte die Polizei ihn mittlerweile geschnappt.
Aber er sollte es besser nicht noch einmal versuchen. Von jetzt an sollte er nur noch in Häusern bleiben. Das Kapern von Häusern schien gut zu funktionieren.
Und auch das ist riskant, erinnerte er sich.
Bei Charlene hatte er Glück gehabt, dass niemand von ihrer Schule oder aus dem Geschäft des Vaters … oder auch aus der Bridge-Runde ihrer Mutter … neugierig geworden war. Drei Leute konnten nicht besonders lange aus dem Leben verschwinden, ohne dass es jemandem auffiel.
Vor allem nicht an Werktagen, dachte Albert. In der Woche ereignet sich einfach zu viel.
Beim nächsten Mal sollte er am Freitagabend in ein Haus eindringen. Auf
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