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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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dunklen Straße hätte er eigentlich unsichtbar sein müssen, aber der Durkoth war so fahl, dass er beinahe in einem inneren Licht zu erglühen schien, und dadurch hob sich die Schlinge aus Finsternis an seiner Kehle deutlich von seiner Haut ab. Gegenüber der steinern wirkenden Schwere des Durkoth sah der Schatten fragil und substanzlos aus. Sogar ich, der ich genau wusste, wozu Triss imstande war, konnte kaum glauben, welche Gefahr diese Finsternis darstellte.
    »Gut gegeben«, brachte Qethar über Lippen, die sich nicht im üblichen Sinne bewegten, sondern eher von einer Position in die nächste zu hüpfen schienen, ohne dabei die Zwischenstadien zu durchlaufen. Der Anblick war nervenzersetzend. »Du hast mich schwerwiegend in die Enge getrieben. Was verlangst du, Klinge?«
    »Fangen wir doch damit an, dass Ihr das letzte Wort nicht wiederholt«, entgegnete ich und unterdrückte die bohrende Sorge, die es mir bereitete, dass meine Identität wieder einmal aufgedeckt worden war. Durch Namaras Tod hatte ich so viel verloren, nicht zuletzt eine gewisse Komplikationsfreiheit. Wenigstens war die Straße verlassen. »Die Klingen sind so tot wie ihre Göttin.«
    Der Durkoth sagte nichts, aber er wusste, dass er einen Treffer gelandet hatte, und seine Miene veränderte sich, obwohl es schien, als würden sich seine Züge gar nicht bewegen. Im einen Moment sah er besorgt und wütend aus, so, als hätte er nie andersausgesehen, und im nächsten lag ein animalisches Lächeln auf seinen Lippen, und auch das erweckte den Eindruck, als wäre es schon immer dagewesen. In mir erzeugte das den Wunsch, ihn zu schlagen. Stattdessen beugte ich mich hinunter und tippte ihm gleich unter Triss’ schattiger Präsenz auf die Kehle.
    »Ich weiß nicht, was Ihr für ein Spiel spielt   …« Aber meine Stimme verlor sich einfach, als ich ihn berührte.
    Ich hatte angenommen, er würde sich genauso anfühlen, wie er aussah   – Fleisch wie Marmor, kalt und glatt und leblos. Doch tatsächlich war seine Haut fiebrig heiß und weicher als Seide. Der Kontakt jagte einen Schock durch meinen Leib wie eine winzige Entladung eines magischen Blitzes, und ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn ich ihn in die Arme nehmen und   … Ich schüttelte den Kopf, versuchte die Bilder zu vertreiben, die scheinbar aus eigenem Antrieb in meinem Kopf aufgetaucht waren.
    »Bist du sicher?«, fragte Qethar, und mir fiel auf, dass seine Stimme nicht kalt und hart klang, sondern eher kristallin   – so rein und perfekt wie geschliffener Diamant.
    »Wa…?« Meine eigene Stimme hörte sich schleppend und zäh an, die Sprache undeutlich, ein wahrlich jämmerlicher Gegensatz zu der Schönheit der Durkothstimme.
    »Du schüttelst den Kopf, doch deine Augen sagen ja. Und du hast die Hand nicht weggezogen. Ganz im Gegenteil. Wie sieht also der wahre Impul-gluck!« Mitten im Wort fing er an zu würgen, als Triss die Schlinge zuzog.
    »Ich   …« Selbst jetzt fiel es mir schwer, mich auf irgendetwas anderes als die Stelle zu konzentrieren, an der meine Hand auf der Haut an seinem Hals und seiner Brust ruhte. »Ich   …«
    Ein heftiger Schmerz erglühte in meiner Wange, als Triss mir einen Schlag versetzte. Unwillkürlich stolperte ich zurück und löste so den Kontakt zwischen Qethar und mir. Es fühlte sich an, als wäre ich aus einer Avenisauna gestolpert und in einen eiskalten Tümpel gefallen. Der Flaum in meinem Kopf verbrannte in der plötzlich so grimmigen Kälte, und ich erkannte in ihm endlich das, was er war.
    Blendmagie
    Aber obwohl ich nun wusste, was vor sich ging, fiel es mir schwer, nicht vorzutreten und den Durkoth erneut anzufassen. Die Gefühle waren so intensiv gewesen. Ich war Frauen als Bettgefährten weitaus mehr zugetan als Männern, aber Qethar war so   … Dieses Mal versetzte ich mir selbst einen Schlag. Es tat weh. Und das war gut. Es half mir, mich daran zu erinnern, dass nicht ich diese Gedanken dachte. Es war die Blendmagie. Nichts an dem Impuls wäre schlimm, wäre es mein eigener gewesen. Aber das war es nicht.
    »Ich mag es nicht, wenn andere Leute in meinem Kopf herumpfuschen«, sagte ich ruhig. »Lasst die Blendmagie fallen.«
    »Das ist keine Magie. Das bin nur ich.« Seine Stimme war immer noch kalt, doch nun lag auch bittere Verachtung und ein Gefühl von Verlust in ihr. »Dein Herrscher des Himmels hat unsere Magie nach dem Tod seines Vorgängers im Krieg der Ersten gebannt.

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