Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
nicht. Ich glaube, du wolltest mir gerade alles erzählen, was du über die Dyade weißt, damit ich den Major nicht zurückrufen und dich ihm ausliefern muss.«
»Wäre das nicht ein bisschen ungeschickt?«, erkundigte ich mich. »Dann würde er doch wissen, dass Ihr ihn hinters Licht geführt habt.«
»Das weiß er jetzt schon«, entgegnete Qethar. »Nichts würde sich ändern, außer dass ich ihm einen Kriminellen übergeben würde, den er zu gern fangen würde. Du hast nichts zu bieten, abgesehen von Informationen. Du tätest also gut daran, dich dafür erkenntlich zu zeigen, dass ich den ach so loyalen Graf in die Irre geführt habe.«
Diesen letzten Punkt legte ich zu den Akten, ohne mich dazu zu äußern. »Was, wenn ich euch nichts Nützliches zu erzählen habe?«
»Dann wird dir ganz sicher nicht gefallen, wie die Elite vorgeht, wenn sie dir dieselben Fragen stellt, die ich gern beantwortet hätte. Die werden ein Nein nicht hinnehmen, und sie werden auch nicht freundlich fragen, nicht, solange Thauvik persönlich an dieser Sache interessiert ist.«
So, wie er »Thauvik« aussprach, klang der Name wie ein Schimpfwort. Was immer er gegen den König hatte, ging über rein geschäftliche Angelegenheiten weit hinaus.
Qethar fuhr fort: »Ich gebe dir eine Chance, unversehrt davonzukommen. Du tust gut daran, sie zu ergreifen. Deine eigene Spezies wird nicht so gnädig sein. Das ist sie nie.«
»Also gut.« Ich musste Zeit schinden, während ich darüber nachdachte, wie ich aus dieser Sache herauskommen konnte. »Aber woher weiß ich, dass ich euch trauen kann?«
»Das weißt du nicht, und das kannst du nicht wissen, aber hätte ich dir etwas tun wollen, dann hätte ich es längst getan.«
Die irdenen Wände meines kleinen Lochs rückten für einen Moment dichter zusammen, klemmten meine Arme am Körper fest und pressten mir die Lunge zusammen, bis die Luft mit einem leisen Aufkeuchen aus meinem Leib entwich. Dann ließen sie wieder locker, und ich konnte ungehindert atmen.
»Verstanden.« Mit Hilfe meiner eigenen Stimme tarnte ich das schwache Scharren, mit dem das Messer aus der Scheide an meiner Hüfte glitt. »Ich sage euch alles, was ich weiß.«
Ich legte den Kopf in den Nacken und musterte den finsteren Bereich über mir, versuchte herauszufinden, durch welche Ritze ich die Klinge treiben sollte, um die größte Wirkung zu erzielen, sollte es tatsächlich so weit kommen. Ich glaubte nicht, dass ich mehr als eine Chance bekommen würde, und für einen tödlichen Schlag war ich in einer miserablen Position, aber dasMesser würde mir einen marginal besseren Eröffnungszug gestatten als ein magischer Blitz, dessen Energie größtenteils von den Planken verschluckt werden würde. Vielleicht wäre es besser, Triss damit zu beauftragen, ihn zu erdrosseln …
»Leg das Messer weg«, forderte mich Qethar auf. »Es könnte meine Rüstung nicht durchbohren.«
Ich erinnerte mich nicht an eine Rüstung, nur an eine leichte Tunika und einen übergeworfenen Mantel. Wie hatte ich etwas so Massiges wie eine Rüstung übersehen können?
Er sprach weiter. »Selbst wenn du es schaffen würdest, mich zu töten, würdest du einen Moment später ebenfalls sterben. Meine Schwester hält dich in ihrer Handfläche fest und würde dich zerquetschen, um mich zu rächen.«
Seine Schwester? Ach ja, richtig, er behauptete, mit der Erde um mich herum verwandt zu sein. Das änderte die Sache. Ich wusste nicht, ob das nur irgendeine unsinnige Durkoth-Mystik zur Beschreibung ihrer speziellen Form der Magie war, oder ob er es wirklich so gemeint hatte. War es Ersteres, bot ein schneller, tödlicher Stoß mir vielleicht immer noch eine Möglichkeit, davonzukommen. Traf aber Letzteres zu, dann hätte ich ein Problem der fatalen Art. Keine Frage, die ich auf die harte Tour beantwortet haben wollte.
Mir gingen in rasendem Tempo die Möglichkeiten aus. Ich wollte das Wenige, das ich über die Dyade wusste, nicht preisgeben, und selbst wenn ich sie verriete, wären meine spärlichen Informationen kaum geeignet, den Durkoth zufriedenzustellen. Was bedeutete, dass ich mich aus diesem Loch im Boden herausbluffen musste.
»Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll …«, begann ich.
»Fang mit dem Kothmerk an. Hat die Dyade ihn wiedergefunden?«, fragte Qethar unduldsam und gab so den ersten Funken von Gefühl zu erkennen. »Hatte sie ihn bei sich?«
Wieder einmal wünschte ich, ich hätte irgendeine Ahnung,was zum Henker der
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