Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Partner, und belasse es dabei. Wie wir es auch nennen, ich werde nicht mit Euch zusammenarbeiten.«
»Ohne mich werdet Ihr den Kothmerk nie finden. Und selbst wenn, was wollt Ihr dann mit ihm machen? Wenn Ihr wollt, dass das Töten aufhört, muss er zurück zu meinem Volk. Er ist unser kostbarster Besitz und hätte nie auch nur in die Nähe eurer schmutzigen Menschenhände kommen dürfen. Ohne mich oder einen anderen meiner Art könnt ihr ihn nicht dorthin bringen, wo er hin muss. Dafür brauchst du mich.«
Ich drehte mich zu Fei um. »Wie wäre es, wenn ich mich gleich jetzt einer neuen Leiche entledige?« Qethar ging mir allmählich ernsthaft auf die Nerven. »Wäret Ihr damit einverstanden?«
»Das solltet Ihr lieber lassen«, entgegnete Fei. »Da läuft gerade etwas zwischen ihm und der Elite. Und er ist in gewissen Kreisen hier in Tien wohl bekannt. Wenn er verschwindet, bringt das genau die Art von Glut hervor, die eine Menge Licht auf einen ganzen Haufen von Schatten werfen wird.« Fei schüttelte bedauernd den Kopf. »Sollte das passieren, muss ich michwomöglich sogar erinnern, wie Ihr ausseht. Natürlich würde ich mir das nicht wünschen. Ihr seid zu wertvoll, als dass ich Euch aufgeben würde, soweit ich nicht dazu gezwungen werde. Aber Geschäft ist Geschäft.«
Ich nickte. Ich war zwar nicht gerade glücklich darüber, aber ich hatte verstanden. »Also gut, ich lasse ihn davonkommen, aber Ihr bringt mich nicht dazu, mit ihm zusammenzuarbeiten. Triss.«
Die Schlinge löste sich von Qethars Hals, und mein Schatten nahm wieder das Aussehen eines guten, alten Schattens an – vollends unsichtbar in der Dunkelheit. Qethar erhob sich und verbeugte sich in meine Richtung.
»Diese Runde geht an dich, Mensch, aber sei versichert, wir werden uns noch einmal sprechen. Du brauchst mich.« Er griff in eine Tasche an seiner Seite und nahm einen kleinen, weißen Kieselstein heraus. »Wenn du die Dinge so siehst, wie ich es tue, dann zertrete dies unter deinem Absatz, und ich werde kommen.«
Er streckte die Hand aus, in deren Handfläche der Stein lag. Ich hätte es vorgezogen, an diesem Punkt einfach kehrtzumachen und davonzugehen, aber ich wusste, dass er möglicherweise recht behalten würde. Widerstrebend griff ich nach dem Stein. Als meine Fingerspitzen die heiße, seidige Haut seiner Handfläche nur für einen winzigen Moment berührten, hatte ich schwer zu kämpfen, seine Hand nicht mit meinen beiden zu umfassen. Qethar zog erneut eine Braue hoch. Dann öffnete sich der Boden unter seinen Füßen und verschluckte ihn. Einen Moment später schlossen sich die Pflastersteine über der kahlen Erde und löschten damit den letzten Hinweis auf die Stelle aus, an der er gestanden hatte.
»Also …«, ich bedachte Fei mit einem scharfen Blick, »… erzählt mir mehr über diesen Ring.« Zwar hielt sich der Finsterling versteckt, doch ich konnte Triss’ Interesse deutlich spüren.
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ihr kennt Durkotharbeiten, kompliziert, wunderschön und unmenschlich. Besonders, wenn es um einen Ring geht, der aus einem Rubin, so groß wie ein Augapfel, geschnitzt wurde.«
»Was ist mit den Toten? Ihr habt gesagt, das Ding hätte noch mehr Leute umgebracht, nicht nur die im Greifen. Erzählt mir davon.«
»Die offizielle Zählung beläuft sich auf vier Vorfälle, aber ich glaube, es sind fünf, vielleicht sogar mehr.« Fei schniefte laut und sah sich um, als wollte sie sich vergewissern, dass wir wirklich unter uns waren. »Zuerst waren da zwei tote Durkoth gleich diesseits des Nordtores. Kehle durchgeschnitten. Fremde, das konnte man an ihren Kleidern sehen. Ihr werdet bemerkt haben, dass Qethar sich uns angepasst hat. Das Gleiche gilt für die anderen ortsansässigen Durkoth. Natürlich hat niemand etwas gehört oder gesehen.«
»Natürlich.«
»Als Nächstes, und das ist mein ›vielleicht‹«, fuhr Fei fort, »wurde ein unidentifiziertes junges Mädchen, sehr gut gekleidet, von einem Armbrustbolzen niedergestreckt, der sich mitten auf dem Platz der Sanjininsel in ihr Auge gebohrt hat. Niemand hat den Schützen gesehen. Sehr professionell ausgeführt, die Spitzenleistung eines schwarzen Löhners, wenn nicht gar der Regierung.«
»Regierung?«, hakte ich nach. »Wessen?«
»Da kommen wir zu dem ›vielleicht‹, zumindest formell. Zwei dienstfreie Elitesoldaten haben zufällig gerade die Brücke vom Palast aus überquert, als es passiert ist, ein Hauptmann und ein Leutnant.
Weitere Kostenlose Bücher