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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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ins Zentrum des Geschehens, ehe man mich zu sehr vermisst.«
    Damit wandte sich Fei um und ging auf die schmale Gasse zu, durch die sie gekommen war. Als sie gerade den ersten Schritt in die tiefere Dunkelheit zwischen den Häusern tun wollte, hielt sie noch einmal inne.
    »Ach, und Aral, da wir gerade von Toten gesprochen haben, die uns in Verlegenheit bringen könnten   …«
    »Ja?«
    »Ich weiß, das ist nicht Eure Art zu denken, aber sollte Euch je in den Sinn kommen, mich aus Eurem Leben zu entfernen, indem Ihr eine weitere Leiche verschwinden lasst, nun   … vergesst es besser. Ich habe Instruktionen aufgesetzt, was zu geschehen hat, sollte ich plötzlich verschwinden. Darunter ist auch ein Steckbrief von Aral Königsmörder. Es ist der Einzige, der mit einem Bild der schwer fassbaren Klinge versehen ist.«
    »Hauptmann«, sagte ich steif, »Ihr wisst, dass ich so etwas nie tun würde.«
    »Ja. Eure Göttin hat Euch zu gut ausgebildet. Euer Geist arbeitet einfach nicht so.«
    »Warum stellt Ihr mir dann solch eine Falle?«
    »Weil meiner es tut.«
    Am Anfang der engen Gasse schnüffelte Fei hörbar, beinahe, als wollte sie eine Fährte aufnehmen. Dann war auch sie fort,und mir stand es endlich frei, mich wieder meinen Angelegenheiten zu widmen.
    »Und was jetzt?«, fragte ich meinen Schatten.
    »Wie wäre es, wenn wir erst einmal von der Straße verschwinden?«
    Er hatte nicht ganz unrecht, doch in diesem Moment fiel mir auf, dass der Durkoth seinen marmorweißen Mantel zurückgelassen hatte. Er lag zerknittert auf den Planken der Veranda wie der kunstvoll geschnitzte Deckel eines fantastischen Sarkophags. Impulsiv griff ich danach, um ihn aufzuheben, ausgehend von der Idee, er könnte mir irgendwann vielleicht noch einmal nützlich sein. Beinahe hätte ich mir zwei Finger gebrochen, als sich herausstellte, dass die Illusion von Marmor gar keine Illusion war.
    Harter Stein stoppte meine ausgestreckte Hand. Kalt und unbeweglich, obwohl das Kleidungsstück sich so fließend wie feinste Wolle bewegt hatte, als Qethar es trug. Ich tastete noch einmal danach, dieses Mal vorsichtiger. Es musste etwa so viel wiegen wie ich, und ich sah keine vernünftige Möglichkeit, es wegzuschleppen.
    Inzwischen murmelte Triss ungeduldig vor sich hin, also ließ ich den Steinmantel zurück, wenn auch nicht, ohne mich noch einige Male nach ihm umzusehen, und kletterte die Wand des Hauses empor. Als ich das Dach erreicht hatte, wandte ich mich grob in die Richtung jenes Ortes, an dem die Dyade auf mich warten sollte, und suchte zugleich nach einem Platz, an dem ich mich eine Weile hinlegen könnte. Ich brauchte Zeit, um über das nachzudenken, was Fei mir erzählt hatte, und über alles, was ich mit Qethar erlebt hatte.
    Ich wählte die Spitze eines kleinen, privaten Wasserturms   – ein beliebtes Ausstattungsmerkmal in einer Gegend, in der die Stadt sich viel Zeit damit ließ, Äquadukte und dergleichen zu reparieren, wenn mal etwas schiefging. Der Turm   – zusammengeschustert aus was immer die Erbauer an Holz hatten erbetteln, borgen oder stehlen können   – sah ziemlich wackelig aus, war aber ausgesprochen solide. Immerhin musste er in vollem Zustand mehrere Hundert Gallonen Wasser aushalten. Ich machte es mir in der kleinen Vertiefung des Sammlers bequem und beäugte meinen Schatten, der im schwachen Licht des Halbmonds kaum sichtbar war.
    »Ich frage noch einmal: Was jetzt?«
    Der Schatten nahm die Form eines kleinen, geflügelten Drachen an. »Die Dyade verfolgen, natürlich.«
    »Natürlich.«
    »Du hörst dich nicht sehr überzeugt an, mein Freund.« Triss legte den Kopf auf die Seite. »Was könnten wir in Anbetracht der Umstände anderes tun?«
    »In Anbetracht der Umstände weiß ich das nicht, und das bereitet mir Kopfzerbrechen. Seit ich zu ihnen gegangen bin, um mit ihnen   … oder ihr   … zu reden, habe ich nur noch reagieren können.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht mal sicher, wie ich unsere neuen Freundinnen nennen soll, umso weniger, wie ich mit ihnen umzugehen habe. Mir gefällt nicht, wie diese ganze Geschichte abläuft. Wir haben keinen Plan und keine Reserve. Das ist ein Patentrezept für eine Katastrophe.«
    Triss glitt näher heran und legte den Kopf in meinen Schoß. »Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es so schnell so schlimm werden würde.«
    »Schon gut.« Ich streckte die Hand aus und kratzte ihn an seinem Rückenkamm. »Du hast nur versucht zu tun, was du für das Beste

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